vor 6 Tagen
Ernährung

Gemeinsame Mahlzeiten sind wertvoll

„Unsere Essgewohnheiten in der Familie prägen unser ganzes Leben“, sagt Dr. Simon Reitmeier vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Wie in der Kindheit Mahlzeiten gestaltet werden, hat Einfluss auf die spätere Gesundheit und den Lebensstil. Deshalb ist es wertvoll, sich dafür Zeit zu nehmen und gerade Kindern die Freude daran zu vermitteln.

Eine Familie mit Vater, Mutter und drei Kindern sitzt gemeinsam am Esstisch
© IMAGO / Westend61

„Nicht alle Menschen haben die Familienessen der Kindheit positiv erlebt“, erklärt Simon Reitmeier. So berichtete ihm eine ältere Frau, die er für seine Doktorarbeit „Warum wir mögen, was wir essen“ interviewt hat, dass die Mahlzeiten für sie eine große Last waren. Denn sie musste schon als 13-jähriges Kind das Kochen für die Familie übernehmen. „Später hat es ihr nie Spaß gemacht, für die eigenen Kinder zu kochen“, bedauert der Soziologe. Umgekehrt erzählten ihm Befragte, die schon damals schöne Zeiten in der Küche erlebt haben, dass sie als Erwachsene gern zusammen essen und selbst kochen.

Der Experte ist überzeugt, dass sich regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten bei Kindern positiv auf das spätere Essverhalten auswirken. So pflegen sie als Erwachsene oft einen gesünderen Lebensstil. Es lohnt sich also, sich Zeit fürs Essen zu nehmen. Doch genau daran fehlt es Eltern heute – erst recht, wenn beide berufstätig sind. Väter und Mütter, die unter der Woche kaum Gelegenheit zum Kochen haben, kann Reitmeier, der selbst zwei kleine Kinder großzieht, beruhigen: „Sie können das am Wochenende nachholen.“ Das tägliche Ritual des Familienessens würde er trotzdem pflegen. Beispielsweise kann sich die Familie entspannt bei einem Abendbrot zusammensetzen. Wichtigste Regel: „Fernseher und Smartphones aus“, mahnt er.

Kinder mithelfen lassen

Das Familienessen umfasst für Simon Reitmeier mehr, als sich bloß um den Tisch zu versammeln. Aus seiner Sicht gilt es, Kindern Spaß am Kochen zu vermitteln. Doch wie? „Binden Sie sie in alles ein. Überlegen Sie mit den Kindern oder Enkeln, was auf den Teller kommt, und kaufen Sie gemeinsam ein“, rät der Ernährungsfachmann. Wer Lust hat, darf außerdem helfen, die Gerichte zuzubereiten: Obst und Gemüse waschen, schälen und schneiden, rühren, pürieren, abschmecken und Tisch decken. Er rät außerdem zu mehr Gelassenheit am Esstisch. „Wenn zu viel Wert darauf gelegt wird, dass Kinder während der Mahlzeit brav sitzen bleiben, richtig mit Besteck essen und still sind, kann das Ritual zur lästigen Pflicht werden.“

Das Thema gesundes Essen ist ebenfalls ein häufiger Streitpunkt. „Wer dem Nachwuchs grünes Kohlgemüse schmackhaft machen will, wird es nicht damit schaffen, darauf hinzuweisen, wie gesund dieses ist.“ Und Abneigungen sollten auch akzeptiert werden. „Kinder sollen ja lernen, die eigenen Vorlieben zu entdecken.“ Trotzdem ermutigt der Ernährungsexperte, immer mal wieder etwas Neues oder bereits Abgelehntes anzubieten. „Kinder sind neugierig, und was gestern nicht geschmeckt hat kann morgen lecker sein.“

Wo kommt Essen her?

Reitmeier befürwortet zudem, jungen Menschen den Wert von Lebensmitteln weiterzugeben – etwa, indem sie beim Anbau von Obst und Gemüse mitanpacken. „In unserem kleinen Gemüsebeet erleben meine Kinder, wie aus einem Samen eine Pflanze wächst, und wie viel Mühe es kostet, bis sie die knackige Karotte ernten können“, erzählt er. Nicht zuletzt erwerben Kinder am Esstisch soziale Kompetenzen: „Das gemeinsame Mahl stärkt den Familienzusammenhalt. Es heißt nicht umsonst: Essen ist ein sozialer Akt“, sagt Simon Reitmeier.

Elisabeth Antritter


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Schlagworte Ernährung | Essverhalten | Essgewohnheiten

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