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Angesichts des Kriegs in der Ukraine wächst die Sorge vor einem großen Stromausfall. Die Menschen in Berlin-Köpenick kennen die Situation, 31 Stunden keinen Strom zu haben. Ein Blackout betraf 2019 große Teile des Stadtteils. Ein Krisenfall wie dieser hilft Sicherheitsexperten wie Matthias Max vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), Krisenkonzepte zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
An einem Nachmittag im Februar 2019 durchtrennte ein Bagger bei Bauarbeiten an einer Brücke in Berlin zwei zentrale Stromleitungen. Danach hatten 31.500 Haushalte im Stadtteil Köpenick keinen Strom. Die Polizei errichtete mobile Wachen, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) und DRK halfen, wo und womit sie konnten.
Das Chaos blieb zwar aus, doch die Lage war angespannt. So mussten 23 Patientinnen und Patienten aus einer Köpenicker Klinik in die knapp 20 Kilometer entfernte Charité verlegt werden, weil ein Notstromaggregat nicht funktionierte.
Die Versorgung etwa von Kliniken und Pflegeheimen mit Notstrom sei im Krisenfall zentral, sagt Matthias Max, Teamleiter Sicherheitsforschung und Innovationstransfer im DRK-Generalsekretariat. Die Einrichtungen müssten über funktionierende Aggregate verfügen. Das sei organisatorisch leicht zu lösen. Ihn beschäftige vielmehr die Frage, wie im Katastrophenfall kommuniziert wird: Wie erreicht man die Menschen, die Hilfe dringend benötigen? „Besonders betroffen sind diejenigen, die sich nicht einfach in Sicherheit bringen können. Das sind zum Beispiel ambulant Pflegebedürftige“, erklärt Matthias Max. „Da gilt es, genau hinzuschauen: Wo leben diese Menschen, was brauchen sie im Notfall?“
Organisationen des Katastrophenschutzes müssen sich mit ambulanten Diensten, Pflegeheimen, Krankenhäusern oder Schulen über diese Fragen austauschen – und zwar vor einer Krise. „Es sollte darum gehen, wie Hilfsorganisationen unterstützen können, wenn die Lichter ausgehen oder eine Klinik überflutet wird.“
Der Leitgedanke dabei müsse immer sein, bestehende Systeme so lange aufrechtzuerhalten, wie es geht. „Den Alltag, als etablierte Struktur, kann man nicht ersetzen. Deshalb sollte er so lange wie möglich gestützt werden.“ Der zweite Schritt sei, für den absoluten Notfall Ersatzstrukturen zu schaffen. „Dazu müssen die Katastrophenschützer zum Beispiel wissen, wie ein Betreuungsplatz ausgestattet sein muss, um die Pflege dort auch zu ermöglichen.“
Um bedarfsgerecht helfen zu können, sollte den Behörden und Hilfsorganisationen bekannt sein, welche Vereine und Initiativen vor Ort aktiv sind. Gibt es Netzwerke, die der Katastrophenschutz nutzen kann – zum Beispiel Selbsthilfegruppen? „In der Zivilgesellschaft existiert sehr viel Know-how, angefangen bei vermeintlich Hilfebedürftigen über Kliniken und Unternehmen der verschiedensten Bereiche bis hin zu den Strukturen des Bevölkerungsschutzes. Diese gilt es, für den Bedarfsfall miteinander zu vernetzen. Wenn etwa ein Pflegeheim evakuiert wird, kann dabei vielleicht der Ruderverein von nebenan helfen. Bei der Verteilung von Lebensmitteln gilt es, Einzelhändler vor Ort einzubeziehen“, erklärt der Sicherheitsexperte und spricht von „sozialraumorientiertem Bevölkerungsschutz“.
Das Ziel sei, alle Akteure, die den Lebensalltag der Menschen stützen, für den Krisenfall zu sensibilisieren, sagt Max, der sich seit rund zehn Jahren mit Fragen der öffentlichen Sicherheit befasst und Lösungen für die Praxis entwickelt. Er ist davon überzeugt, dass die Aufrechterhaltung von Alltagssystemen eine wachsende Rolle spielen wird. „Wegen des Klimawandels wird es mehr Stürme, Überschwemmungen oder Dürren geben, die uns vor neue Herausforderungen stellen. Dafür brauchen wir Konzepte.“
Jörg Ciszewski
Infos und Checklisten zum Thema "Vorsorge für den Notfall" finden Sie auf der Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK):
https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html
Schlagworte Blackout | Stromausfall | Notfallplan | Katastrophenplan | Katastrophenschutz
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