4. Mai 2022
VdK-Zeitung

Technik als Chance für ältere Menschen

Ein Besuch der digitalen Sprechstunde im Mehrgenerationenhaus in Berlin-Kreuzberg

Vielen älteren Menschen fällt es schwer, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. Ein Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) hilft ihnen dabei.

Symbolfoto: Ältere Frau und kleiner Junge schauen gemeinsam lachend auf ein Smartphone
© IMAGO / Shotshop

Kurz nach 16 Uhr füllt sich der Saal des Mehrgenerationenhauses Gneisenaustraße in Kreuzberg allmählich. Es gibt Kaffee und Tee. Der frisch gewählte Seniorenvertreter des Bezirks ist da, einige ältere Frauen und Männer und ein paar Kinder. Alle warten auf Tim Ünsal und seine Kollegen. Als der Leiter der digitalen Sprechstunde hereinkommt, scheinen alle ihn zu kennen und er sie. Wer neu ist, wird unkompliziert miteinander bekannt gemacht, man duzt sich.

Während die einen Fragen zur neuen App mitbringen oder zur Handy-Einstellung, die sich wieder verstellt haben muss, plaudert man am Nachbartisch über den Kälteeinbruch der vergangenen Tage. Es soll hier nicht nur um Technik gehen, sondern auch um Begegnungen.

Das Mehrgenerationenhaus ist seit 2019 offizieller Digital-Kompass-Standort der BAGSO und seit 2021 lokaler Partner des Projekts „Digital souverän mit KI“. In Seniorenbüros, Vereinen oder eben Mehrgenerationenhäusern erklären dafür geschulte Multiplikatoren älteren Menschen regelmäßig die Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz (KI), etwa am Beispiel von Sprachassistenten, Apps für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder virtuellen Brillen für Bildschirmspiele. Das Angebot ist kostenfrei.

In der digitalen Sprechstunde zeigt Sozialarbeiter Ünsal den älteren Frauen und Männern immer dienstags und freitags von 16 bis 18 Uhr, welche Anwendungen auf Smartphone und Tablet den Alltag erleichtern können. Den Termin haben sich viele fest im Kalender notiert. Auch Achim. Er will sein Englisch, das er 40 Jahre kaum genutzt hat, auffrischen. Die Sprach-App „Duolingo“ hat ihm dabei schon gute Dienste geleistet. Doch nun ist der 70-Jährige auf der Suche nach neuen digitalen Ideen, um weiterzukommen. „Wir helfen uns auch untereinander. Aber es braucht jemanden, der das alles steuert, so wie Tim und sein Kollege Hussein.“

Alle sollen von allen etwas lernen und es weitergeben können. Reinhild (69) braucht heute Nothilfe von einem erfahrenen Technik-Profi. Ihr ist der Rucksack vom Fahrrad gerissen worden. Darin war auch ihr Notizbuch mit Zugangsdaten und Passwörtern für das Smartphone und den PC. „Das nehme ich sonst nie mit“, ärgert sie sich. Abends war bereits über ihren Computer ein Hotel in der Türkei gebucht worden. Ein Freund half ihr, alles zu stornieren. Ünsals jungem Kollegen, einem Sozialarbeiter im Praktikum, gelingt es, die Zugangsdaten wiederherzustellen. Reinhild ist überglücklich und dankbar. Durch die Vernetzung der Daten könnten diese ja schnell in ganz vielen Bereichen zugleich missbraucht werden, befürchtet sie.

Vernetzung spielt in Ünsals Arbeit auch sonst eine wichtige Rolle. Als ersten digitalen Schritt lässt er gerne eine WhatsApp-Gruppe gründen, damit sich die Teilnehmenden austauschen können. Weiter geht es mit der Installation von Apps und der Erklärung, wie man Programme updated, also ihre neueste Version herunterlädt.

Ortsunkundige bekommen als Hausaufgabe, die BVG-App für den öffentlichen Personennahverkehr in Berlin zu installieren. Damit sie selbst herausfinden, wie sie aus Wedding nach Kreuzberg zu einer Behörde oder einem Arzt kommen. Die digitale Technik ist kein Selbstzweck, sie soll zur selbstbestimmten Teilhabe beitragen.

In der Pandemiezeit sei der Umgang mit digitalen Werkzeugen noch wichtiger geworden, sagt Ünsal. Viele Ältere hätten sehr unter Einsamkeit gelitten, wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenapartments im Haus. „Sie kamen zu uns herunter, weil sie über kein eigenes WLAN verfügen. Wir haben ihnen gezeigt, wie sie mit ihren Angehörigen in Kontakt kommen können, beispielweise über Videotelefonie per Skype.“ Digitale Technik hilft eben auch gegen Einsamkeit.

Sabine Kohls


Elektronische Patientenakte & Co: Was bringt die Digitalisierung im Gesundheitswesen?

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Schlagworte Digitalisierung | Alter | Senioren | BAGSO | Einsamkeit | Apps | Smartphone

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