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Pflege für den Nächsten - Interview zur \#naechstenpflege
Esther Wörz ist Leiterin der Stabsstelle Inklusion, Frauen- und Sozialpolitik im Sozialverband VdK Hessen-Thüringen. Daher hat sie sich ausführlich mit der Kampagne #naechstenpflege beschäftigt und stand dem Newsletter VdK direkt Rede und Antwort.
Wo sehen Sie das größte Problem im Themenbereich Pflege?
Pflegende Angehörige brauchen mehr Unterstützung! Das fängt bei der unzureichenden Beratung an. Viele wissen gar nicht, welche Leistungen der Pflegeversicherung ihnen zustehen. Kurzzeit-, Verhinderungs-, Tages- und Nachtpflege – das ganze System ist sehr kompliziert und unübersichtlich, so dass sich die pflegenden Angehörigen dadurch überfordert fühlen. Hinzu kommt die Angst vor Zuzahlungen aus eigener Tasche, weil das Geld von der Pflegekasse meist schnell verbraucht ist. Außerdem fehlt es an Angeboten für haushaltsnahe Dienstleistungen, insbesondere im ländlichen Raum. Die Betroffenen finden niemanden am Ort, der ihnen bei der Versorgung und Betreuung des Pflegebedürftigen hilft.
Sind unsere Kommunen gut aufgestellt?
Wir sind der Meinung, dass die Kommunen bei Planung und Aufbau einer lokalen Pflege-Infrastruktur stärker einbezogen werden sollten.
Was sollte und kann kurzfristig von der Politik gelöst werden?
Die Politik kann die Rahmenbedingungen für die häusliche Pflege verbessern. Zum Beispiel dadurch, dass sie pflegenden Angehörigen ermöglicht, drei Jahre im Beruf zu pausieren, so wie Mütter und Väter in der Elternzeit. Während dieser Zeit sollen sie, wie beim Elterngeld, eine finanzielle Überbrückung als Ausgleich zum Lohnausfall erhalten.
Viele Mitglieder müssen derzeit Angehörige pflegen oder brauchen selbst Pflege. Haben Sie Tipps oder kennen Möglichkeiten, die den Menschen helfen?
Wer pflegt, sollte auch auf sich selbst achten und nicht ständig an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit gehen. Was viele Betroffene nicht wissen: Sie können eine Reha für sich in Anspruch nehmen. Und bei Bedarf sogar den Pflegebedürftigen dorthin mitnehmen.