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Am 6. Juni ist in Deutschland der Sehbehindertentag. Damit sehbehinderte und blinde Menschen am Alltag uneingeschränkt teilnehmen können, gibt es inzwischen allerlei technische Hilfsmittel. Diese ermöglichen es, sich in ungewohnter Umgebung zu orientieren, eine gedruckte Zeitung zu lesen und im Internet zu surfen.
Sehbehindert oder blind zu werden, bedeutet eine gravierende Veränderung der Lebenssituation. Gewohnte Handlungen wie der Blick auf die Uhr oder Lesen sind nur noch eingeschränkt oder nicht mehr möglich. „Häufig kommt es mit zunehmendem Alter auch zu einem Abnehmen der Sehkraft. Viele ältere Menschen melden sich bei mir, die zum Beispiel ihre Zeitung nicht mehr lesen können“, erzählt Christine Gaszczyk von der VdK-Beratungsstelle für technische Hilfsmittel und Wohnraumanpassung. Sie berät Betroffene zu den Möglichkeiten der Sehhilfe. Vergrößerungshilfen, wie Lupen und Lesehilfen, kommen dann zum Einsatz. Inzwischen gibt es die Lupen auch elektronisch. Diese brauchen nur über einen Text bewegt zu werden. Die stark vergrößerte Anzeige erscheint auf einem Display oder in Form einer Sprachausgabe.
Die VdK-Beraterin hilft darüber hinaus bei der Antragstellung von Hilfsmitteln, die im Hilfsmittel-Verzeichnis stehen. Für die Beratung der meisten anderen Hilfsmittel verweist sie an den Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV). Der Verein hat eine Hilfsmittelberatungsstelle. Dort können vor Ort Produkte ausprobiert und gleich gekauft werden. „In dem Verein arbeiten Menschen, die zum Teil selbst davon betroffen sind. Die können dadurch ganz anders als ich beraten“, berichtet Gaszczyk.
Darüber hinaus bietet der ABSV auch Schulungen an, wie zum Beispiel zum Smartphone. „Mit dem Smartphone ist es heutzutage für sehbehinderte und blinde Menschen möglich, nicht nur Texte zu lesen, sondern auch Überweisungen in Banking-Apps auszuführen“, erklärt Thomas Schmidt, Hilfsmittelreferent beim ABSV. Schmidt bietet iPhone-Schulungen an. Er kennt die Situation seiner Klientinnen und Klienten selbst nur zu gut, da er auch blind ist. In den Schulungen erklärt er, welche Hilfstechnologien es beim iPhone gibt, wie beispielsweise ein Text vergrößert oder Farben umgekehrt werden können, um so besser lesen zu können. Er zeigt das Screenreader-Programm von Apple, „VoiceOver“. Damit können durch bestimmte Wischtechniken Inhalte vom Handy vorgelesen werden. „Die Smartphone-Schulungen sind sehr individuell. Je nach den Bedürfnissen der Klienten werden Möglichkeiten vorgestellt“, so Schmidt.
Screenreader gibt es nicht nur für das Smartphone, sondern auch für den Computer. Neben dem Vorlesen bieten sie die Möglichkeit, Buttons anzuklicken oder Programme zu öffnen. Eine solche Vorlesesoftware wird zumeist von der Krankenkasse übernommen. Ein komfortables Lesen gestatten Dateien, die im sogenannten Daisy-Format abgespeichert sind. Daisy steht für Digital Accessible Information System, also ein barrierefreies, digitales Informationssystem. Es gibt spezielle Daisy-Player, mit denen Bücher, Zeitschriften und Zeitungen im Daisy-Format gehört werden können. Die Berliner Blindenhörbücherei hat ein großes Angebot an Hörbüchern, die von blinden und sehbehinderten Menschen kostenfrei ausgeliehen werden können.
Spezielle Monitorbrillen ermöglichen, den Computerbildschirm aus einer Entfernung von etwa 50 bis 70 Zentimetern gut zu erkennen. Derartige Spezialbrillen werden oftmals vom Arbeitgeber bezahlt. Um am Computer zu schreiben, brauchen sehbehinderte oder blinde Menschen keine spezielle Tastatur. „An der Tastatur befindet sich unter dem Buchstaben ‚f‘ ein kleiner Strich, den man erfühlen kann. Der dient zur Orientierung. Wenn das nicht ausreicht, kann man noch kleine Kunststoffpünktchen auf die Tastatur kleben“, erklärt Schmidt.
Im Haushalt wird der Alltag von sehbehinderten und blinden Menschen mit vielerlei sprechenden elektronischen Geräten erleichtert: So gibt es nicht nur sprechende Eierkocher, Küchenwaagen oder Uhren, sondern auch Fieberthermometer und Blutdruckmessgeräte, die eine Sprachausgabe besitzen. Beim Einkaufen helfen elektronische Lebensmittelscanner und sprechende Einkaufshilfen. Mit den Scannern können QR-Codes oder Strichcodes von Lebensmitteln erfasst und so Auskunft darüber gegeben werden, um welche Produkte es sich handelt. Zudem gibt es Farberkennungsgeräte. „Diese sind nützlich, um beim Einkaufen die Farbe eines Kleidungsstückes herauszufinden sowie beim Wäsche waschen, um die weiße Wäsche von der bunten zu unterscheiden“, so Schmidt.
Für unterwegs gibt es kleine Kameras, die sich am Brillenbügel befestigen lassen. Diese können Straßenschilder und sogar Gesichter erkennen und teilen das per Sprachausgabe mit. Der Benutzer trägt dazu einen kleinen Ohrstöpsel. Diese Technologien entwickeln sich immer weiter. In Zukunft wird es immer mehr Hilfsmittel geben, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten, wie beispielsweise Apps, die Gegenstände im Raum oder Farben erkennen können. „Sie können dir sagen, wo sich zum Beispiel die Tür oder eine Tasse im Raum befindet“, erklärt Schmidt. Diese neuen Technologien für elektronische Hilfsmittel werden auch auf der Messe des ABSV vorgestellt. „Dort werden Prototypen gezeigt, wie zum Beispiel ein Schweizer Schuh, der Hindernisse erkennt“, berichtet Schmidt, der die Messe mitorganisiert. Die nächste Messe wird am 22. und 23. November beim ABSV stattfinden.
Sie haben Fragen zu technischen Hilfsmitteln?
Christine Gaszczyk von der VdK-Beratungsstelle für technische Hilfen und Wohnraumanpassung berät Sie unter:
Telefon: 030 / 49 76 96-71
E-Mail: hilfsmittelberatung.bb@vdk.de
Weitere Infos zur Hilfsmittelberatungsstelle des ABSV unter: www.absv.de/hilfsmittel
Lea Hanke
Schlagworte Sehbehindertentag | Sehbehinderung | Blinde Menschen | Sehbeeinträchtigung | technische Hilfsmittel
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