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Menschen mit Demenz, die zuhause betreut werden und sozial eingebunden sind, weisen bessere Krankheitsverläufe auf. Das zeigt eine neue Studie vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen. Damit aber eine gute Versorgung zuhause gewährleistet werden kann, müssen sich die Pflegebedingungen verbessern. Was sich ändern muss, erklärt Ariane Rausch, Leiterin des VdK-Pflegestützpunktes Tempelhof-Schöneberg.
Von Demenz betroffene Menschen, die in ihrem gewohnten Umfeld betreut werden und regelmäßige soziale Kontakte haben, weisen bessere Krankheitsverläufe auf. Das ist das zentrale Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Studie zeigt auf, dass gute und regelmäßige soziale Kontakte, vor allem gemeinsame Aktivitäten, die das soziale Miteinander fördern und den Menschen mit Demenz aktiv am Alltag teilhaben lassen, sich positiv auf Demenzsymptome auswirken. Die Forscher*innen des DZNE bezogen in ihre Arbeit sowohl Mitarbeitende aus Pflege und medizinischer Versorgung, Ehrenamtliche als auch betreuende Angehörige ein und leiteten daraus konkrete Handlungsempfehlungen ab. Danach sei es wichtig, Modellprojekte zu initiieren, die positive soziale Kontakte von Menschen mit Demenz stärken. Ein Bedarf bestehe zudem auch an gesellschaftlicher Aufklärung sowie an der Unterstützung der Angehörigen, um ein Verständnis für Demenzsymptome zu schaffen. In der Praxis scheitern allerdings viele Ansätze aus Mangel an geschultem Personal sowie fehlende Transportmöglichkeiten zum Ort der entsprechenden Angebote.
Für die Leiterin des VdK-Pflegestützpunktes Tempelhof-Schöneberg, Ariane Rausch, sind diese Punkte zwar essenziell, reichen allein aber nicht aus: „Es ist wichtig, dass von Demenz betroffene Menschen ihren Alltag soweit es geht weiterführen können und zudem soziale Kontakte pflegen. Zugleich ist es aber auch wichtig, dass nicht nur die Betroffenen, sondern auch pflegende Angehörige unterstützt und entlastet werden.“ Laut Rausch sollten pflegende Angehörige keinesfalls auf Fremdbetreuung wie Pflegedienst, Tagespflege oder Demenzbetreuung verzichten. Denn Demenzerkrankte brauchen häufig eine viel intensivere Betreuung als andere Pflegebedürftige.
Als ersten Schritt, um etwas in der Pflege ändern zu können, müsste die Pflege von Angehörigen gesellschaftlich höher wertgeschätzt werden, erklärt Rausch: „Pflegende Angehörige bekommen in der Gesellschaft viel zu wenig Anerkennung. Wäre diese Anerkennung da, würde die Politik auch bessere finanzielle Rahmenbedingungen schaffen, um eine gute Pflege zu ermöglichen.“ Es müsse ein finanzieller Pool von Leistungen geschaffen werden, aus dem die Demenzerkrankten und ihre pflegenden Angehörigen auswählen können, fordert Rausch. Als Beispiele nennt sie die Kurzzeitpflege, Entlastungsleistungen sowie Sachleistungen für die Tagespflege.
Theoretisch gäbe es eine Reihe von Möglichkeiten zur Unterstützung für pflegende Angehörige. Jedoch ist es in vielen Regionen schwer, eine passende professionelle Hilfe zu finden, weil es viel zu wenige Einrichtungen und professionelle Dienste gibt. Dazu komme, dass viele gar nichts von diesen Unterstützungsangeboten wissen: „Angebote wie die Tagespflege werden immer noch zu selten genutzt, obwohl jeder pflegende Angehörige parallel zum Pflegegeld Anspruch darauf hat“, berichtet Rausch. Die 36 Pflegestützpunkte in Berlin bieten hierzu entsprechend der Bedürfnisse der Betroffenen Beratung an. Interessierte können sich bei den Pflegestützpunkten unter anderem zur Finanzierung von Pflege sowie zu wohnortnahen Dienstleistern im Bereich Pflege beraten lassen.
Zudem wünscht sich Rausch mehr angepasste Angebote für Demenzerkrankte, wie eine Tagespflege in Einzelbetreuung bei den Erkrankten zuhause. In der Regel werden bei der Tagespflege Pflegebedürftige in Gruppen in einer Pflegeeinrichtung betreut. Da es Menschen mit Demenz jedoch zunehmend schwerfällt, sich zu erinnern, neue Erfahrungen aufzunehmen sowie sich räumlich und zeitlich zu orientieren, ist es wichtig für sie, dass sie die Orte bereits kennen und ihnen die Abläufe bekannt sind. „In der Betreuung von demenzerkrankten Menschen gilt, abhängig vom Krankheitsschweregrad und den Vorlieben der Erkrankten, wenn möglich: gleicher Ort, gleiche Zeit, gleiche Person, gleiche Handlung. Für so eine Einzelbetreuung fehlen jedoch die finanziellen Mittel und das Fachpersonal“, so die Pflegestützpunktleiterin.
Für bessere Pflegebedingungen setzt sich auch die bundesweite VdK-Kampagne Nächstenpflege ein, die von der Politik für die Pflegenden mehr Unterstützungsangebote, mehr Zeit zum Pflegen ohne finanzielle Sorgen und mehr Rente fordert. Die Kampagne setzt sich unter anderem für mehr Plätze in der Tagespflege, in der Nachtpflege und in der Kurzzeitpflege ein sowie für mehr unabhängige Pflegeberatungen, um Überlastungen der pflegenden Angehörigen rechtzeitig zu erkennen und Hilfen organisieren zu können. Gerade pflegende Angehörige von Demenzerkrankten kümmern sich häufig Tag und Nacht um ihre Angehörigen und haben dadurch selbst kaum noch Zeit, um Kraft für die Bewältigung der pflegerischen Aufgaben zu tanken.
Die Bedürfnisse der Demenzerkrankten zu erfassen, ist zudem für pflegende Angehörige nicht leicht. Auch hierzu bieten die Berliner Pflegestützpunkte Beratung an. Die Anlaufstellen zeigen Optionen auf, wie sie mit Herausforderungen im Pflegealltag umgehen können. Wichtig sei es nach Rausch zum Beispiel, von demenzbetroffene Menschen an ihren Entscheidungen zu beteiligen, aber sie gleichzeitig nicht zu überfordern. „Wenn sie ihren Angehörigen zum Beispiel fragen, was er morgen gerne anziehen möchte, dann geben sie ihm nur zwei Optionen zur Auswahl. Soll es die grüne oder die blaue Hose sein? So kann der demenzerkrankte Mensch weiterhin Entscheidungen treffen ohne aufgrund von zu viel Auswahl überfordert zu sein,“ erklärt Rausch.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sei zudem Familie, Freunde und Bekannte über die Erkrankung zu informieren und damit die Isolation für die Betroffenen zu verringern. „Pflegende Angehörige brauchen die Unterstützung mehrerer Personen. Im besten Falle Freunde, Familie und Bekannte, die mit dem Demenzerkrankten Zeit verbringen. Sei es zum Kaffee trinken oder spazieren gehen. Wichtig ist es, dass die Betroffenen weiterhin ihre sozialen Kontakte pflegen können und am Alltagsgeschehen teilnehmen können. Und das zeigt ja auch die Studie“, so Rausch. Bei Menschen, die isoliert leben, müsse darauf geachtet werden, dass sie Unterstützungsangebote bekommen, wie Mobilitätshilfsdienste oder Besuchsdienste.
In Zukunft werde das Thema auch immer relevanter, da infolge des demographischen Wandels die Anzahl der Betroffenen weiter zunimmt. Momentan sind in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt, davon allein in Berlin 65.000 Menschen, in Brandenburg 68.000 Menschen. Sie gehört mit zu den häufigsten Krankheitsbildern im Alter. Ab 80 Jahren ist jeder Vierte betroffen, ab 90 Jahren sogar jeder Zweite. Die Erkrankung ist nicht heilbar, aber es ist möglich die Symptome der Erkrankten zu lindern und den Krankheitsverlauf hinauszuzögern. Wichtig ist es, den Betroffenen und ihren Angehörigen so lange wie möglich eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Das ist aber nur möglich, wenn sich die Pflegebedingungen in Zukunft zum Besseren verändern.
Brauchen Sie Unterstützung bei der Pflege Ihrer Angehörigen?
Der VdK-Pflegestützpunkt in Tempelhof-Schöneberg berät Sie gern dazu:
VdK-Pflegestützpunkt Tempelhof-Schöneberg
Ottokarstraße 1, 12105 Berlin
Telefon: 030 / 75 50 70 -3
E-Mail: pflegestuetzpunkt.berlin@vdk.de
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Dann informieren Sie sich auf den Seiten der 36 Berliner Pflegestützpunkte.
Lea Hanke
Schlagworte Nächstenpflege | Pflege | Pflege Zuhause | Pflegestützpunkt | VdK-Pflegestützpunkt | Demenz | Demenzberatung
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