6. März 2023

Kinder, Küche, Pflege – Sorgearbeit ist weiblich

Auch wenn der internationale Frauentag (8. März) in Berlin inzwischen ein gesetzlicher Feiertag ist, ist noch nicht alles in Sachen Gleichberechtigung getan. Sorgearbeit liegt immer noch in den Händen von Frauen. Sie kümmern sich nicht nur um die Kinder, den Haushalt und gehen einer Erwerbstätigkeit nach, sondern pflegen häufig noch ihre Angehörigen. Das Frauennetzwerk des VdK Berlin-Brandenburg möchte den weiblichen Mitgliedern Gehör schenken und ihnen eine Plattform zum Austausch geben.

Das Bild zeigt eine Mutter mit ihren zwei Kindern in der Küche, während die Mutter am Laptop am arbeiten ist.
Frauen sind heutzutage mehrfachen Anforderungen ausgesetzt, in dem sie sich zum Beispiel als berufstätige Mütter um Kinder, Karriere und Pflege von Angehörigen kümmern. | © Freepik

Bereits in den 1970er Jahren machten Frauen Hausarbeit und Sorgearbeit als Arbeit sichtbar. Mit der internationalen Kampagne „Lohn für Hausarbeit“ zeigten sie auf, dass Frauen sehr viel unbezahlte Arbeit leisten: im Haushalt, bei der Kindererziehung und bei der Pflege von Familienangehörigen. In Deutschland organisierten sich Frauen in unterschiedlichen Städten, um sich an der Kampagne zu beteiligen. Vor allem wurde das Thema in Berliner Frauenzentren rege diskutiert. Den Mitgliedern der Kampagne ging es primär nicht darum, Hausfrauen zu entlohnen, sondern viel mehr darum, die unbezahlte Arbeit sichtbar zu machen und so andere gesellschaftliche Strukturen zu schaffen, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.

Inzwischen hat sich einiges in Sachen Gleichstellung der Geschlechter getan – der 8. März, der internationale Frauentag, ist sogar ein gesetzlicher Feiertag in Berlin – dennoch ist das Thema immer noch aktuell. Frauen übernehmen weiterhin die meiste Sorgearbeit, indem sie sich nicht nur um die Kindererziehung und die Pflege von den eigenen Eltern oder anderen, hilfsbedürftigen Verwandten kümmern, sondern sie sind gleichzeitig berufstätig und meistern nebenbei den Haushalt. Sie sind somit einer ständigen Mehrfachbelastung ausgesetzt.

Aktuelle Zahlen

In Deutschland sind mehr als vier Millionen Menschen pflegebedürftig. Vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt – davon die meisten allein durch Angehörige. 72 Prozent der Angehörigen, die sie betreuen, sind Frauen. Laut des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (2022) können daher knapp die Hälfte aller Frauen zwischen 25 und 49 Jahren nicht am Berufsleben teilnehmen, da sie Kinder und andere Familienangehörige betreuen. Sie arbeiten dadurch häufig nur in Teilzeit und sind von einem höheren Armutsrisiko aufgrund einer geringeren Rente betroffen.

Die Kampagne #Nächstenpflege setzt sich auch für die Belange von Frauen ein. Denn mehr als 70 Prozent der Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, sind Frauen. | © VdK

Armutsgefährdung

Laut einer Arbeitszeitstudie des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen ist fast jede zweite Frau, aber nur knapp jeder zehnte Mann, nicht Vollzeit beschäftigt. „Soziale Verantwortung und Fürsorge dürfen kein Armutsrisiko sein. Pflegende Angehörige brauchen eine eigene finanzielle Leistung für die Nächstenpflege, damit sie sich mit ganzem Herzen der Pflege widmen können“, fordert der Landesvorsitzende des VdK Berlin-Brandenburg, Ralf Bergmann. Es müssen gute Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf geschaffen werden. Der VdK setzt sich daher für mehr Pflegegeld und mehr Rentenpunkte für Pflegezeiten ein.

Frauen arbeiten zudem häufig in Berufsfeldern, die zwar für unsere Gesellschaft lebensnotwendig sind, jedoch auch geringfügiger bezahlt werden. So sind laut des Statistischen Bundesamtes (StBA 2022) von den sechs Millionen Menschen, die im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten, 78 Prozent Frauen. Von den 750 000 Beschäftigten, die in der Kindertagesbetreuung tätig sind, liegt der Anteil der Frauen bei 93 Prozent (StBA 2021). Hinzu kommt, dass Frauen allgemein geringer entlohnt werden als ihre männlichen Kollegen und seltener Führungspositionen übernehmen. So war laut des StBA 2019 nur knapp jede dritte Führungskraft weiblich (29,4 Prozent). All diese Faktoren führen dazu, dass die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen immer noch 18 Prozent beträgt und jede vierte Frau im Alter von Armut bedroht ist (StBA 2022).

Gleichberechtigung

Die VdK-Frauenvertreterinnen forderten daher in einer Resolution, die sie im November 2022 auf der VdK-Bundesfrauenkonferenz beschlossen haben, die Politik, Unternehmen und die Gesellschaft auf, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Frauen die gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt erschweren. Der Staat müsse entsprechende Rahmenbedingungen schaffen und neue Familienleitbilder stärker unterstützen. Dazu sollten Verbesserungen auch verstärkt an Männer gerichtet werden, um sich wandelnden Rollenbildern von Frauen und Männern besser anzupassen.

Des Weiteren forderten die Frauenvertreterinnen einen Ausbau von Kinderbetreuungs- und Pflegeinfrastrukturen sowie ein politisches, gesellschaftliches und unternehmerisches Umdenken, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich zu steigern.

VdK-Aktion

Die Frauenvertreterin des VdK Berlin-Brandenburg, Hannelore Schmolling, möchte den Anliegen der weiblichen Mitglieder in Berlin und Brandenburg Gehör schenken und gründete daher 2022 ein Frauennetzwerk. „Es geht darum, Frauen zu aktivieren und ihnen eine Plattform zu geben über die sie sich austauschen können“, berichtet Schmolling. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des VdK Berlin-Brandenburg und möchte gemeinsam mit den fünf ehrenamtlichen Frauen, die sich bisher am Netzwerk beteiligen, als Ansprechpartnerinnen für die Probleme und Anliegen der Frauen des Landesverbandes fungieren.

Die Frauennetzwerkerinnen möchten Probleme aufgreifen, die aufgrund der Mehrfachbelastung von Frauen entstehen. Zentral sind Fragen wie „welche Unterstützungsmöglichkeiten habe ich bei gleichzeitiger Pflege der Angehörigen, Kinderbetreuung und wenig Zeit für Erwerbsarbeit?“. „Es sollen dabei nicht nur die Anliegen von Betroffenen gesammelt werden, sondern es dürfen sich auch gerne Mitglieder melden, die etwas zu dem Thema anbieten können“, wünscht sich Schmolling. Angesprochen sind alle Frauen des VdK Berlin-Brandenburg, ob jung oder alt, mit oder ohne Behinderung. Jede Perspektive zählt.

Bisher beteiligen sich fünf ehrenamtliche Frauen aus Berlin, die sich vierteljährlich treffen. Über eine Beteiligung aus Brandenburg würde sich die Frauenvertreterin sehr freuen. Für die Zukunft planen die Frauen des Netzwerkes niedrigschwellige Angebote, um das Verbandsleben zu aktivieren, wie beispielsweise gemeinsame Museumsbesuche, zusammen den Kiez kennenlernen oder gemeinsame Kochabende zu veranstalten.

Machen Sie mit!

Sie haben ein Anliegen oder möchten sich an dem Frauennetzwerk beteiligen? Schreiben Sie eine E-Mail an:
frauennetzwerk@vdk.de

Lea Hanke

Schlagworte Frauen | Frauen im VdK | Weltfrauentag

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