22. August 2022

„Ein Projekt, das Mut macht“

84 Tandems, 286 Anfragen und 60 Veranstaltungen – sei:dabei, das VdK-Tandem- und Pat*innenschaftsprojekt für geflüchtete Menschen mit Behinderung hatte viele gute Gründe ihre erfolgreiche Bilanz nach drei Jahren mit einem großen Abschluss- und Sommerfest am 7. Juli im Berliner YAAM zu feiern.

Geschäftsführerin Silvana Radicione (2. v. links) stellte auf dem Sommerfest die Arbeit des VdK vor und bedankte sich mit kleinen Abschiedsgeschenken bei den Projektmitarbeiterinnen und Teilnehmenden. | © VdK Berlin-Brandenburg

Draußen prasselt der Regen, drinnen werden Taschen, Mützen und T-Shirts bunt bedruckt. Es wird gelacht, Kinder wuseln durch die Gruppe der rund 40 Teilnehmer*innen, man hört Deutsch, Französisch, Arabisch, Farsi und Englisch oder es wird einfach mit Händen und Füßen gesprochen, das Projekt macht seinem Namen alle Ehre: es sind viele dabei bei der letzten Veranstaltung von sei:dabei.

„Unser Projekt bindet geflüchtete Menschen mit einer Behinderung in ein offenes Netzwerk aus ehrenamtlich engagierten Menschen in Berlin ein. Diese Partner*innenschaften sind ein großer Gewinn für beide Seiten“, erklärt Projektleiterin Ulrike Schoska. Das im Oktober 2019 gestartete Projekt möchte eine Lücke schließen, die Menschen mit Fluchterfahrung und einer Behinderung in besonderem Maße trifft: sie passen weder in die „klassische“ Behindertenhilfe, noch können sie von reinen Hilfsangebote an geflüchtete Menschen profitieren, da ihre Behinderungen hier nicht berücksichtigt werden. Sei:dabei setzt daher auf die Bildung von Tandems, bestehend aus einem ehrenamtlichen Mentor oder einer ehrenamtlichen Mentorin und einem Mentee. Die Mentorinnen und Mentoren helfen bei individuellen Anliegen und praktischen Fragen des Alltags, beim Deutschlernen, bei Bewerbungen oder der Bewältigung von Bürokratie. Wichtig dabei: Jede Pat*innenschaft orientiert sich am individuellen Anliegen der Mentee. Und dieses Konzept geht auf, wie Mentorin Anna, die mit Ramata seit rund eineinhalb Jahren ein Tandem bildet, bestätigt, „Ramata wollte unbedingt Deutsch lernen, aufgrund ihrer Sehbeeinträchtigung sind traditionelle Deutschkurse für sie aber nicht geeignet. Wir haben dann zusammen einen passenden Kurs gefunden und sprechen viel auf Deutsch miteinander, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.“

Deutschlernen ist ein wesentlicher Aspekt der Pat*innenschaften, aber bei weitem nicht die einzige Aktivität, die die Tandempartner*innen bei sei:dabei miteinander verbindet. Shokri kommt aus Libyen und wird von seiner Mentorin aktiv bei der Suche nach einer barrierefreien Wohnung unterstützt. Pierre, der sich seit über zwei Jahren bei sei:dabei engagiert, hatte bereits drei Tandempartner*innen. „Wir haben nicht nur Deutsch geübt, wir haben auch zusammen gekocht. Ein iranisches Gericht mit viel Öl, bestimmt 2 Liter“, erzählt er schmunzelnd. Und Mariana geht mit ihren beiden iranischen Mentees häufig spazieren, unterstützt das erblindete Paar bei Online-Bestellungen und genießt danach das gesellige Zusammensein bei einer Tasse Tee.

Nach drei sehr intensiven und erfolgreichen Jahren endet das Projekt sei:dabei, Ende September. "Viele Tandems stehen jetzt auf soliden Beinen, sodass diese Verbindungen auch über das Projektende hinaus Bestand haben. Und das ist das Wertvolle und wirklich Schöne daran“, freut sich der Vorsitzende des VdK-Landesverbands, Ralf Bergmann.

Auch die Gäste des Abschlussfests sind sich einig: sie bleiben in Kontakt. „Mariana ist eine liebe Freundin und eine tolle Unterstützung für uns. Wir möchten sie sehr gerne auch in Zukunft treffen,“ macht Fariba, die vor 7 Jahren aus dem Iran nach Deutschland kam, klar. Ein Wunsch, den auch ihre deutsche Tandempartnerin teilt „auf jeden Fall möchte ich mit den beiden verbunden bleiben, wir lachen und erzählen viel miteinander, da ist eine echte Freundschaft entstanden.“
Eine schöne Perspektive - die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von sei:dabei, bleiben dabei.

Elisa Kastner

Schlagworte Ehrenamt | sei:dabei | Geflüchtete Menschen mit Berhinderung in Berlin

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