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Im März 2022 startete das bayerische Gesundheitsministerium den Pflege-SOS. Seither steht der Notruf des Landesamts für Pflege nicht mehr still: 793 Anfragen sind innerhalb des ersten Jahres eingegangen, darunter 499 Beschwerden.
An die Anlaufstelle können sich die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen wenden, aber auch Angehörige, Pflegekräfte sowie Betreuerinnen und Betreuer. Die Beschwerden reichen von der schlechten Versorgung alter Menschen, zu wenigem Personal und einem unfreundlichen Umgangston bis hin zu Gewalterfahrungen. Dazu gehört nicht nur verbale Aggression, wie zum Beispiel Anschreien, sondern auch körperliche Gewalt, etwa Ziehen und Zerren oder grobes Anfassen bei der Körperpflege.
Nach den Pflegeheimskandalen in Schliersee und Augsburg hatte der VdK Bayern angeregt, ein unabhängiges Frühwarnsystem einzurichten. Mit der SOS-Hotline hat das bayerische Gesundheitsministerium diesen Vorschlag aufgegriffen. Die Zahl der Anrufe zeigt, dass eine solche Beschwerdestelle dringend notwendig ist.
„Jede Möglichkeit, Missstände in Pflegeheimen zu melden, ist erst einmal zu begrüßen“, sagt VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher. Bislang habe die Hotline allerdings oft nicht den erwünschten Effekt, bedauert sie. Denn die Pflege-SOS-Stelle verfolgt die Beschwerden nicht selbst. Stattdessen erhalten die Anrufenden Ratschläge, an wen sie sich als Nächstes wenden können, oder ihr Anliegen wird an den örtlichen Fachbereich Pflege- und Behinderteneinrichtung – Qualitätssicherung und Aufsicht (FQA, ehemals Heimaufsicht) weiterverwiesen. „Das enttäuscht Erwartungen und lässt möglicherweise manche Beschwerde verebben“, so Mascher. Darüber hinaus sei die SOS-Hotline viel zu wenig bekannt.
Um weitere Pflegeheimskandale zu verhindern, fordert der Sozialverband VdK ein bundesweit einheitliches Vorgehen für Aufsichtsbehörden, das von der Mahnung bis zur Kündigung des Versorgungsvertrags des Betreibers reicht. Wichtig ist, dass diese Schritte zeitnah nach Bekanntwerden der Missstände eingeleitet werden.
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, sollten die FQAs der Landkreise personell und fachlich deutlich gestärkt werden. Auch der Austausch zwischen den FQAs und dem Medizinischen Dienst (MD), der für die Überprüfung der Einrichtungen zuständig ist, muss verbessert werden. Außerdem fordert der VdK grundsätzlich Kontrollen ohne Vorankündigung – unabhängig davon, ob Beschwerden vorliegen oder nicht.
Aus Sicht des VdK ist zu befürchten, dass es auch weiterhin zu Missständen in Einrichtungen kommen wird. Das hängt einerseits mit dem profitorientierten Pflegesystem zusammen, das zu wenig kontrolliert wird, und andererseits mit dem akuten Mangel an qualifizierten Pflegekräften. Als positiv bewertet der Verband, dass der MD mittlerweile verstärkt die präventive Beratung und Begleitung von Heimen anbietet. Allerdings kämpft er auch selbst mit Personalproblemen.
Annette Liebmann
Schlagworte Pflege | Pflegeeinrichtungen | Pflege-SOS
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