22. März 2023
VdK-Zeitung Archiv

499 Beschwerden in einem Jahr

Pflege-SOS zeigt, dass es in Pflegeeinrichtungen auch weiterhin Missstände gibt

Im März 2022 startete das bayerische Gesundheitsministerium den Pflege-­SOS. Seither steht der Notruf des Landesamts für Pflege nicht mehr still: 793 Anfragen sind innerhalb des ersten Jahres eingegangen, darunter 499 Beschwerden.

Auf dem Bild ist ein Mann abgebildet, der sich die Hände vor das Gesicht hält.
Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner sind besonders schutzlos. Der Sozialverband VdK fordert daher strengere Kontrollen der Einrichtungen. | © Pixabay/Małgorzata Tomczak

An die Anlaufstelle können sich die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen wenden, aber auch Angehörige, Pflegekräfte sowie Betreuerinnen und Betreuer. Die Beschwerden reichen von der schlechten Versorgung alter Menschen, zu wenigem Personal und einem unfreundlichen Umgangston bis hin zu Gewalterfahrungen. Dazu gehört nicht nur verbale Aggression, wie zum Beispiel Anschreien, sondern auch körperliche Gewalt, etwa Ziehen und Zerren oder grobes Anfassen bei der Körperpflege.

Frühwarnsystem

Nach den Pflegeheimskandalen in Schliersee und Augsburg hatte der VdK Bayern angeregt, ein unabhängiges Frühwarnsystem einzurichten. Mit der SOS-Hotline hat das bayerische Gesundheitsministerium diesen Vorschlag aufgegriffen. Die Zahl der Anrufe zeigt, dass eine solche Beschwerdestelle dringend notwendig ist.

„Jede Möglichkeit, Missstände in Pflegeheimen zu melden, ist erst einmal zu begrüßen“, sagt VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher. Bislang habe die Hotline allerdings oft nicht den erwünschten Effekt, bedauert sie. Denn die Pflege-SOS-Stelle verfolgt die Beschwerden nicht selbst. Stattdessen erhalten die Anrufenden Ratschläge, an wen sie sich als Nächstes wenden können, oder ihr Anliegen wird an den örtlichen Fachbereich Pflege- und Behinderteneinrichtung – Qualitätssicherung und Aufsicht (FQA, ehemals Heimaufsicht) weiterverwiesen. „Das enttäuscht Erwartungen und lässt möglicherweise manche Beschwerde verebben“, so Mascher. Darüber hinaus sei die SOS-Hotline viel zu wenig bekannt.

Um weitere Pflegeheimskandale zu verhindern, fordert der Sozialverband VdK ein bundesweit einheitliches Vorgehen für Aufsichtsbehörden, das von der Mahnung bis zur Kündigung des Versorgungsvertrags des Betreibers reicht. Wichtig ist, dass diese Schritte zeitnah nach Bekanntwerden der Missstände eingeleitet werden.

Um diese Aufgaben erfüllen zu können, sollten die FQAs der Landkreise personell und fachlich deutlich gestärkt werden. Auch der Austausch zwischen den FQAs und dem Medizinischen Dienst (MD), der für die Überprüfung der Einrichtungen zuständig ist, muss verbessert werden. Außerdem fordert der VdK grundsätzlich Kon­trollen ohne Vorankündigung – unabhängig davon, ob Beschwerden vorliegen oder nicht.

Aus Sicht des VdK ist zu befürchten, dass es auch weiterhin zu Missständen in Einrichtungen kommen wird. Das hängt einerseits mit dem profitorientierten Pflegesystem zusammen, das zu wenig kontrolliert wird, und andererseits mit dem akuten Mangel an qualifizierten Pflegekräften. Als positiv bewertet der Verband, dass der MD mittlerweile verstärkt die präventive Beratung und Begleitung von Heimen anbietet. Allerdings kämpft er auch selbst mit Personalproblemen.

Annette Liebmann

Schlagworte Pflege | Pflegeeinrichtungen | Pflege-SOS

VdK-Kampagne #Nächstenpflege

Kampagnenbild: Nächstenpflege braucht Kraft und Unterstützung.

Die häusliche Pflege ist am Limit. Ein Drittel der pflegenden Angehörigen ist überfordert. Wir kämpfen für bessere Bedingungen für die Pflege zuhause. Machen Sie mit! Alle Infos zur großen VdK-Pflegekampagne unter:
www.vdk-naechstenpflege.de.

Mediadaten

Hier finden Sie die aktuellen Preise (bayernweit) für gewerbliche Anzeigen für die VdK-Zeitung als Download:

Die VdK-Zeitung für blinde und sehbehinderte Menschen:

Die Artikel der aktuellen Ausgabe können Sie hier als reines Textformat (rtf-Datei) herunterladen:

Impressum

Hier finden Sie das Impressum der VdK-Zeitung:

Archiv

Hier finden Sie Artikel aus älteren Ausgaben der VdK-Zeitung:


Weitere Artikel aus der VdK-Zeitung finden Sie auf den Seiten des VdK Deutschland: VdK-Zeitung

Presse
Man sieht eine Grafik mit blauem Hintergrund und der Aufschrift: Presse-Newsletter. Links im Bild ist ein Umschlag-Logo, auf welchem das VdK Logo abgebildet ist.
Bleiben Sie stets auf dem Laufenden: Unsere Abteilung "Presse, PR, neue Medien" versorgt Journalistinnen und Journalisten mit aktuellen Pressemeldungen und Statements des Sozialverbands VdK Bayern.
VdK-Zeitung
Eine Frau und ein Mann lesen die VdK-Zeitung
Mit einer Druckauflage von 690.000 Exemplaren zählt die VdK-Zeitung zu den auflagenstärksten Printmedien in ganz Bayern. Alle VdK-Mitglieder bekommen sie zehnmal pro Jahr kostenlos per Post zugestellt.
VdK-TV
Die Videoprogramme des Sozialverbands VdK bieten spannende Interviews, aktuelle Reportagen und anschauliche Berichte. Sie sind über das Video-Portal VdK-TV jederzeit im Internet abrufbar.
Presse
Man sieht eine Grafik mit blauem Hintergrund und der Aufschrift: Newsletter. Links im Bild ist ein Umschlag-Logo, auf welchem das VdK Logo abgebildet ist.
Wir bieten Ihnen zwei Newsletter an, die Sie kostenfrei abonnieren können: unseren Presse-Newsletter mit den aktuellen Pressemitteilungen des VdK Bayern und den monatlichen Newsletter.
Tipps und Termine
Symbolfoto: Ausgeschnittene Papiermännchen bilden einen Kreis
In unserer Rubrik "Tipps und Termine" stellen wir Ihnen aktuelle Neuigkeiten aus dem Verbandsleben, Aktionen, Veranstaltungen sowie Links zu interessanten Beiträgen vor.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.