8. Dezember 2022
VdK-Zeitung Archiv

Eklatante Preissteigerungen

Pflegeleistungen werden ebenfalls deutlich teurer

Zum 1. September wurden die Löhne in der Altenpflege angehoben. Wegen der stark steigenden Energie- und Lebensmittelkosten haben viele Pflegeheime – mitunter unberechtigt – zusätzlich ihre Preise erhöht. Für die Heimbewohnerinnen und -bewohner bedeutet das, dass sie mehr denn je bezahlen müssen.

Symbolfoto: Seniorin in ihrem Zimmer mit Pflegeheim, eine Angehörige oder Pflegekraft kümmert sich um sie
© imago/Sven Simon

Bereits seit vielen Jahren steigen die Kosten für Pflegebedürftige rasant an. Während die Menschen, die zu Hause versorgt werden, zunehmend weniger Leistungen für ihre monatliche Pflegesachleistung bekommen, müssen Heimbewohnerinnen und -bewohner immer mehr für die stationäre Pflege zahlen.

Der durchschnittliche Eigenanteil für einen Pflegeplatz in einer Einrichtung lag 2017 bei monatlich 1691 Euro. Zum 1. Juli dieses Jahres mussten Pflegebedürftige bereits 2248 Euro monatlich bezahlen – das sind 557 Euro mehr als vor fünf Jahren. In diesem Betrag sind die aktuellen Preissprünge durch die Lohnerhöhungen und die Inflation noch gar nicht mit ein­berechnet.

Bis zu 64 Prozent mehr

„Meine Mutter hat zwar eine gute Rente, aber jetzt bleibt nichts mehr davon übrig“, berichtet VdK-­Mitglied Ramona Weiß* aus dem bayerischen Deggendorf. Bisher hat sie für den Pflegeplatz 2700 Euro bezahlt, seit September sind es 3000 Euro. „Die übrigen 300 Euro waren ihr Taschengeld, das sie jetzt nicht mehr hat“, so Weiß. Die Erhöhung begründet das Heim mit gestiegenen Personal-, Energie- sowie Lebensmittelkosten.

Auch andere VdK-Mitglieder melden zum Teil eklatante Preissteigerungen: In Flensburg etwa zahlen Pflegebedürftige mit Pflegegrad 2 heute 64 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Ähnlich im Landkreis Fulda in Osthessen: Dort stieg der Eigen­anteil um 564 Euro auf 2848 Euro. Manche Mitglieder aus anderen Bundesländern geben an, mittlerweile sogar bis zu 4000 Euro aus eigener Tasche zu bezahlen.

Pflege macht arm

Der Sozialverband VdK kritisiert seit Langem, dass die berechtigten Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal sowie andere Preissteigerungen an die Pflegebedürftigen einfach durchgereicht werden. „Die Politik hat es versäumt, die tarifliche Bezahlung von Pflegekräften – die wir natürlich begrüßen – vernünftig gegenzufinanzieren“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Für viele Pflegebedürftige bleibe nur noch der Gang zur Wohngeldbehörde oder zum Sozialamt. „Pflege darf nicht länger arm machen und muss endlich zur Chef­sache werden“, fordert Bentele.

Zwar gibt es seit Januar 2022 einen staatlichen Zuschuss zum Eigenanteil der Pflegeheimkosten, doch dieser bezieht sich lediglich auf den pflegebedingten Anteil. Dieser Zuschuss staffelt sich nach der Aufenthaltsdauer im Pflegeheim: im ersten Jahr fünf Prozent, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 Prozent und danach 70 Prozent. Das heißt: Der Eigenanteil für die pflegebedingten Kosten sinkt im ersten Jahr um 40 und ab dem vierten Jahr um 560 Euro.

Die Gesamtkosten für einen Pflegeplatz liegen aber weit darüber. Zu den Pflegekosten gesellen sich nämlich noch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung, den Unterhalt der Gebäude (Investitionskosten) sowie eine Ausbildungspauschale. Das bringt viele Pflegebedürftige in finanzielle Bedrängnis.

„Der Zuschuss zu den pflegebedingten Kosten bringt gerade bei kurzer Heimaufenthaltsdauer keine Entlastung“, kritisiert Bentele. Der Sozialverband VdK fordert, dass die Pflegeversicherung sämtliche pflegebedingten Kosten übernimmt, und dass die Pflegebedürftigen von den Investitionskosten komplett befreit werden – sei es über die Länder, den Bund oder über die Pflegeversicherung.

*Name von der Redaktion geändert

Annette Liebmann

Schlagworte Pflege | Pflegekräfte | Eigenanteil | Pflegeheim

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