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Das bayerische Gesundheitsministerium will die Suche nach Pflegeleistungen erleichtern. Eine bayernweite digitale Börse soll es ab Dezember 2023 einfacher machen, passende Angebote zu finden. Allerdings mangelt es mehr denn je an Pflegeplätzen.
Die Plattform soll nicht nur über freie Plätze in Pflegeheimen informieren, sondern das gesamte Angebot an Pflegeleistungen in Bayern widerspiegeln. Dazu gehören die Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflege, Wohngruppen sowie ambulante Angebote, etwa Pflegedienste oder Betreuungsdienste, die Unterstützung im Alltag anbieten. Künftig ebenfalls aufgelistet werden freie Plätze in Hospiz- und Palliativeinrichtungen. Darüber hinaus sollen auch Beratungsangebote wie Pflegestützpunkte, Beratungsstellen für pflegende Angehörige oder die Fachstellen für Demenz über die Plattform zu finden sein.
Der Freistaat fördert den Aufbau und Betrieb des Portals, das aber erst Ende 2023 an den Start gehen soll, in den kommenden Jahren mit insgesamt bis zu 612.000 Euro. Gesundheitsminister Klaus Holetschek erhofft sich, dass die digitale Pflegebörse die bisher aufwändige Suche nach einem wohnortnahen Pflegeplatz oder den passenden Leistungen erleichtert. Bisher bieten nur einzelne lokale Einrichtungen wie der Pflegestützpunkt Nürnberg für die Bürgerinnen und Bürger eine Börse mit allen Angeboten in der Region an, die fortlaufend aktualisiert wird.
Für Pflegebedürftige und deren Angehörige, die keinen Zugang zum Internet haben, werde sich mit der neuen landesweiten Plattform nichts verändern, versichert eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums. Die Pflegebörse solle lediglich bestehende Strukturen um eine zeitgemäße Möglichkeit ergänzen. Nach wie vor sei die Suche nach Pflegeangeboten auch über Telefon, Fax oder den direkten Kontakt mit der Einrichtung möglich.
Die Krise im Bereich der Pflege spitzt sich weiter zu. Zwar hat sich die Zahl der Kurzzeitpflegeplätze im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums gibt es zurzeit knapp 1000 Plätze, die ausschließlich für die Kurzzeitpflege zur Verfügung stehen. Im Vorjahr waren es bayernweit rund 900 Plätze.
Allerdings herrscht schon seit Jahren ein massiver Mangel an diesen Pflegeplätzen. In Bayern gibt es derzeit rund 350.000 Pflegebedürftige, die von ihren Angehörigen zu Hause versorgt werden. Würden alle ihre Ansprüche auf Kurzzeitpflege ausschöpfen, reichten die 1000 verfügbaren Plätze bei weitem nicht aus.
„Die Situation in der Pflege ist schlechter denn je“, sagt Yvonne Knobloch, Leiterin des Ressorts „Leben im Alter“ beim VdK Bayern. „Wir haben jeden Tag fünf Anfragen, können aber kaum helfen.“ In vielen Pflegeeinrichtungen gebe es zwar freie Betten, aber kein Personal, das die Menschen versorgen kann. Die knapp 100 zusätzlichen Kurzzeitpflegeplätze bezeichnet sie als „Tropfen auf den heißen Stein“.
In ganz Bayern sei es derzeit fast unmöglich, einen Pflegeplatz aufzutreiben – sei es in der Kurzzeit-, Tages- oder stationären Pflege. Solange dieser Missstand nicht behoben sei, werde auch ein digitales Pflegeportal keine Verbesserungen bringen. Sorge bereitet ihr, dass die Personaldecke in vielen Kliniken ebenso dünn ist wie in den Pflegeeinrichtungen. „Ältere Menschen werden nach einem Krankenhausaufenthalt oft noch schneller wieder nach Hause entlassen als bisher, damit wieder ein Bett frei wird“, erzählt sie.
Laut IGES Institut wird der Pflegebedarf durch die demografische Entwicklung in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Forscher rechnen damit, dass 2030 in Bayern – je nach Pflegesituation – zwischen 4800 und 5400 Kurzzeitpflegeplätze notwendig werden, darunter 3700 bis 4100 feste Plätze.
Annette Liebmann
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