27. Juni 2022
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Abgehängt im reichen Bayern

Mehr als ein Viertel der über 65-jährigen Frauen ist armutsgefährdet

Die Altersarmut in Bayern steigt weiter an. 26 Prozent der Frauen und 19,5 Prozent der Männer über 65 Jahren sind armutsgefährdet. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2021 hervor. Zum Vergleich: 2019, also vor der Corona-Pandemie, lagen diese Quoten bei über 65-Jährigen noch bei 24,8 Prozent (Frauen) und 18,5 Prozent (Männer). Auch bei weiteren Bevölkerungsgruppen gibt die Armutsentwicklung Anlass zur Sorge.

© VdK

Diese Zahlen zeigen, dass Rentnerinnen und Rentner immer mehr abgehängt werden. Das allein ist ein Beleg dafür, dass diese Personengruppe beim Entlastungspaket der Bundesregierung erheblich stärker hätte bedacht werden müssen“, sagt VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher. Die allgemeine Armutsgefährdungsquote liegt in Bayern bei 15,5 Prozent und damit 0,8 Prozentpunkte höher als 2019. Zugrunde gelegt wird immer der Landesmedian.

Großes Gefälle

Die Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt wird mit 1236 Euro angegeben und ist die höchste im Bundesländervergleich. „Die gesetzlichen Renten können da nicht mithalten. Besonders alleinstehende Rentnerinnen sind im Freistaat in großer Armutsgefahr“, warnt Mascher. Das Gefälle ist auch bei den Arbeitseinkommen groß: „Wir haben in Bayern einerseits etliche Arbeitskräfte mit extrem hohen Einkommen und andererseits einen enorm großen Niedriglohnbereich. In Ballungszentren orientieren sich die Lebenshaltungskosten an den höchsten Einkommen. Da kommen immer mehr Menschen finanziell unter die Räder. Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise müssen jetzt zusätzlich zu den hohen Mieten geschultert werden. Das wirft viele aus der Bahn“, sagt Mascher.

Auch wenn das Statistische Bundesamt betont, dass die Zahlen des Jahres 2021 mit denen der Vorjahre nur eingeschränkt zu vergleichen sind, weil sich die Erhebungsmethoden verändert haben, ist auffällig, dass die Trends der vergangenen Jahre unverändert fortbestehen. „Besonders bedrückend ist, dass Alleinerziehende mit 38,5 Prozent weiterhin das mit Abstand höchste Risiko tragen, arm zu sein“, beklagt Mascher.

Bei Haushalten mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern liegt die Armutsgefährdungsquote bei 9,9 Prozent, ab drei oder mehr Kindern sogar bei 27,7 Prozent. „Wir brauchen eine Kindergrundsicherung, um Kinder und Familien gezielter zu unterstützen“, erklärt die VdK-Landesvorsitzende. Die Bundesregierung hat diese Reform angekündigt. Bislang sind noch keine Einzelheiten bekannt.

Verdeckte Armut

Die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung steigt in Bayern ebenfalls weiter an: Waren es Ende 2020 noch 126.855, wurden Ende 2021 129.420 registriert. Aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht hervor, dass 60 Prozent der Anspruchsberechtigten keinen Antrag auf Grundsicherung stellen. Daher ist auch von einer großen verdeckten Altersarmut auszugehen. „Aus Scham oder Unwissenheit nehmen viele Betroffene ihr Recht gar nicht in Anspruch“, so Mascher.

Dr. Bettina Schubarth

Schlagworte Altersarmut | Armutsgefährdung | Rentnerinnen | Alleinerziehende

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