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Bombenangriffe, fliehende Menschen, Tote und Verwundete, Trümmer: Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs beherrschen uns apokalyptische Bilder. Für manche Ältere ist es ein schmerzhafter Zeitsprung in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, doch auch bei jüngeren Menschen führen die aktuellen Ereignisse zu Ängsten. Was kann helfen, mit diesen Gefühlen umzugehen?
Angst zu haben, ist völlig normal. Sie entsteht, wenn eine bedrohliche Situation mit eigenem Handeln nicht bewältigt werden kann. Der Mensch fühlt sich wortwörtlich „ohnmächtig“, weil er keine Macht über das Geschehen hat. Der Krieg in der Ukraine löst bei vielen Menschen so ein Gefühl aus, weil man selbst in das Geschehen nicht eingreifen kann. Niemand muss sich also schämen, angesichts der Nachrichten und Bilder aus der Balance zu geraten. Schwierig wird es dann, wenn der Alltag nur noch um die vermeintliche persönliche Bedrohung kreist. Dann ist es wichtig, rechtzeitig den Schalter umzulegen.
In den vergangenen Wochen war häufig von alten Menschen zu lesen, die sich an traumatisierende Situationen im Zweiten Weltkrieg erinnert fühlen, die sie als Kind erlebt hatten. Dr. Bernhard Beller von der Deutschen Angst-Hilfe weist auf weitere betroffene Gruppen hin: Patientinnen und Patienten mit einer bereits bestehenden Angsterkrankung, Menschen mit Fluchterfahrungen, also zum Beispiel Geflüchtete in Deutschland, aber auch Kinder und Jugendliche, die das aktuelle Geschehen als akute Unsicherheit erleben.
„Informationen in den Medien zu sammeln, ist sicher ein guter Weg, die Angst zu reduzieren. Das kann aber ins Gegenteil umschlagen. Schnell sind die Ängste größer als zuvor, da die Anspannung nicht zurückgeht und der Alarmzustand bestehen bleibt“, warnt Experte Beller. Sein Rat lautet, den täglichen Nachrichtenkonsum bewusst zu beschränken. Auch in Pflegeeinrichtungen sollten das Personal und Angehörige darauf achten, dass auf den Fernsehgeräten nicht immerzu Nachrichtensendungen laufen.
Niemals sollte die Furcht die Oberhoheit über das eigene Leben gewinnen. „Wer abschaltet und seinen normalen Tagesplan vollzieht, lenkt sich ab vom Krieg und vom Grübeln über mögliche Gefahren und richtet seine Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt“, sagt Beller. Man solle es sich bewusst „erlauben“, Gutes und Schönes zu erleben, um daraus Kraft zu schöpfen und sich ein Schutzschild gegen das Bedrohliche zu bauen. Dabei hilft ein Dankbarkeitstagebuch. Darin werden jeden Tag positive Erlebnisse notiert.
Genauso wichtig ist es aber, mit seinen Ängsten offen umzugehen. „Jede Angst, die ausgesprochen und geteilt wird, verliert ein wenig von ihrer Macht“, ist Beller überzeugt. Es sei schließlich tröstlich zu sehen, dass es anderen ähnlich geht. Die echte Lösung, nämlich das Kriegsende in der Ukraine, führt so zwar niemand herbei, aber ein Gespräch schaffe Raum für Solidarität und Ideen für konkrete Hilfen. Abstand ist jedoch zu Mitmenschen geboten, die eigene Ängste noch weiter befeuern.
Bei akuten Angstsituationen ist Ablenkung wichtig, raten Psychologinnen und Psychologen. Fest einen Ball kneten, an etwas intensiv Duftendem riechen, den Kopf mit Sudoku beschäftigen – all das kann das Gehirn überlisten und die Endlosschleifen beenden. Doch wenn Ängste übermächtig oder gar bedrohlich werden, sollte unbedingt ärztliche Hilfe gesucht werden. Infos: www.angstselbsthilfe.de
Dr. Bettina Schubarth
Schlagworte Ukraine-Krieg | Angst | Angsthilfe
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