Springen Sie direkt:
Die Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung in Bayern stand im Fokus der Online-Umfrage „Der mündige Patient – Anspruch und Wirklichkeit“. Auftraggeber war Dr. Peter Bauer, Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung. Die Ergebnisse belegen nach Ansicht des VdK einige Defizite.
Ihm sei bewusst, dass die Umfrage von August bis Oktober 2021 mit 1221 Personen keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit hat, erklärte Dr. Peter Bauer bei der Vorstellung der Ergebnisse. Ein „Stimmungsbild“ sei es aber schon. VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher begrüßt grundsätzlich die Initiative des Patientenbeauftragten, sieht die Aussagekraft aber gerade hinsichtlich der älteren Generation als eingeschränkt an: „Nur acht Prozent der Teilnehmenden waren über 70 Jahre alt. Doch gerade in dieser Altersgruppe sind Arztbesuche und die Nutzung der Gesundheitsinfrastruktur wesentlich häufiger als bei Jüngeren.“ Mit 31 Prozent waren die 51- bis 60-Jährigen die stärkste Teilnehmendengruppe.
54 Prozent aller Befragten nennen Ärztinnen und Ärzte als wichtigste Ansprechpersonen in Gesundheitsfragen. Doch Patientinnen holen sich mehr und mehr ihre Informationen auch aus anderen Quellen, gerade Online-Medien spielen mit 15 Prozent eine starke Rolle. Mit diesem erworbenen Wissen sehen sich immer mehr Medizinerinnen und Mediziner im Alltag konfrontiert. Während also der fachliche Informationsvorsprung zumindest in der Selbstwahrnehmung der Patienten sinkt, steigen die Ansprüche an den menschlichen Faktor: „Zeit haben“ und „Zuhören können“ werden von 98 Prozent der Befragten als wichtigste Eigenschaften genannt. „Die damit geforderte sprechende Medizin wird aber nicht honoriert. Ärztliche Gebührenordnungen setzen die falschen Anreize. Ein Arzt, der sich Zeit nimmt und zuhört, zahlt momentan drauf“, kritisiert Ulrike Mascher.
Für 86 Prozent der Patientinnen und Patienten ist eine gute örtliche Erreichbarkeit sehr wichtig. Doch immer mehr Praxen und kleinere Krankenhäuser auf dem Land machen dicht. „In einem Flächenland wie Bayern müssen dringend neue Wege gegangen werden, um diese Versorgungslücken zu schließen“, so Mascher. Der VdK Bayern plädiert für die Errichtung von Gesundheitszentren in ländlichen Regionen, die unter einem Dach verschiedene Facharztpraxen und Therapieangebote vereinen.
Barrierefreiheit der medizinischen Einrichtungen ist für 55 Prozent der Befragten sehr wichtig. Das ist bemerkenswert, weil die eher jüngere Altersstruktur der Teilnehmenden darauf hindeutet, dass diese persönlich in den allermeisten Fällen aktuell kaum darauf angewiesen sein dürften. „Dieser hohe Wert zeigt, dass das Bewusstsein für das Thema auch dank des VdK enorm zugenommen hat“, erklärt Mascher.
Der VdK fordert, dass bei jeder Neuvergabe und Übernahme eines Arztsitzes in Bayern die barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Räume und Untersuchungsmöbel verbindlich nachgewiesen werden muss. Auch Behindertenparkplätze vor Arztpraxen sollten Standard sein. Aktuell sind nur elf Prozent der bayerischen Praxen weitgehend barrierefrei. „Das widerspricht dem Recht auf freie Arztwahl und diskriminiert zahlreiche Menschen, für die eine angemessene medizinische Versorgung verhindert wird“, so Mascher.
Dr. Bettina Schubarth
Schlagworte medizinische Versorgung | Umfrage | Patienten | Barrierefreiheit | Arztpraxen | barrierefreie Arztpraxen
Liebe Leserin, lieber Leser,
dieser Artikel liegt in unserem Archiv und ist daher möglicherweise veraltet.
Zur Startseite mit aktuellen Inhalten gelangen Sie hier:
Bildrechte auf der Seite "http://www.vdk.de//bayern/pages/presse/vdk-zeitung/vdk-zeitung_archiv/84488/zu_wenig_zeit_zu_viele_barrieren":
Liste der Bildrechte schließen
Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.