29. November 2021
VdK-Zeitung Archiv

Von den Alpen bis zur Adria

TV-Reporter radelt mit seinem an Alzheimer erkrankten Vater bis ans Mittelmeer

Philipp Hageni (hinten) und sein Vater Rainer Hageni
Sommer, Sonne, gute Laune: Philipp Hageni (hinten) und sein Vater Rainer Hageni sind im August gemeinsam von den Alpen abwärts an die Adria gerollt – begleitet von einem Kameramann. | © privat

Boulevard-Reporter Philipp Hageni hat mit seinem Vater im Sommer eine Fahrradtour von Arnoldstein in Österreich bis nach Grado an der Nordküste der Adria unternommen. Doch das war nicht irgendeine Reise. Denn Rainer Hageni leidet an Alzheimer. Sein Sohn kam auf die Idee, den gemeinsamen Trip zu filmen. Daraus ist eine sehr persönliche, einfühlsame Fernseh-Reportage geworden, die in drei Teilen beim „Frühstücksfernsehen“ des Privatsenders Sat.1 ausgestrahlt worden ist.

Der kurze Dialog zwischen Vater und Sohn ist eine Szene mit leisem Humor. „Ich habe eine spezielle Sorte von Alzheimer. Bei mir vertrocknet die Hypophyse, das Kleinhirn“, erklärt Rainer Hageni dem Publikum seine Krankheit. „Du guckst also völlig klar raus, aber deine Bewegungen sind eingeschränkt?“, hakt Philipp Hageni nach. „Meine Bewegungen sind unkontrolliert wie bei einem Besoffenen“, bestätigt der 77-Jährige und schmunzelt. „Du hast Honig in der Bewegung“, schlussfolgert der Sohn.

Damit spielt er auf einen erfolgreichen deutschen Kinofilm über das Thema Demenz an: In dem Spielfilm „Honig im Kopf“ von 2014, Regie Til Schweiger, verkörperte Dieter Hallervorden einen Großvater, der an Alzheimer erkrankt ist. „Honig im Kopf“ ist eine Metapher für den schleichenden Abbauprozess im Gehirn, wodurch es zu Gedächtnis- und Orientierungsverlust kommt. Rainer Hageni ist nicht von Demenz betroffen. „Doch die nachlassende Motorik macht ihm sehr zu schaffen“, erzählt sein Sohn der VdK-ZEITUNG.

„Diese Erkrankung hat er nun seit drei Jahren. Seit zwei Jahren wird es schlimmer. Er ist ein praktisch veranlagter Mensch und hat viel mit den Händen gemacht. Dass das jetzt nicht mehr geht, macht ihn traurig“, bedauert der 45-Jährige. Philipp Hageni hat seinen Vater während der viertägigen Tour mit dem Rollstuhl mitgenommen, den er vorne an sein Fahrrad geschraubt hat. Beschwerlich sei die Fahrt nicht gewesen. „Ich bin ein sportlicher Typ. Außerdem sind wir die meiste Zeit abwärtsgerollt“, räumt er ein und lacht.

Am Strand der italienischen Küstenstadt Grado: Beide waren glücklich, als sie ans Ziel kamen. | © privat

Überhaupt kommt der Humor nicht zu kurz. So erklärt der gebürtige Sachse, weshalb sein Vater eine sowjetische Panzerhaube statt eines Fahrradhelms trägt. „Er hat eben ein starkes Faible für Russland.“ Mit seiner Reportage möchte er ein Stück von der unerschöpflichen Fürsorge zurückgeben, die er in seinem Elternhaus erfahren hat. „Mein Vater war vor seinem Ruhestand evangelischer Pastor. Meine Eltern waren in Freiberg sehr aktiv in der Behindertenhilfe. In der ehemaligen DDR sind es vor allem die Kirchen gewesen, die sich hier engagiert haben. Das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung war für mich völlig normal.“ Gleichzeitig sendet er eine Botschaft an Jung und Alt: „Kümmert euch umeinander!“

Nächstes Ziel New York

Angefangen hatte alles damit, dass sein Bruder dieselbe Tour mit dem Vater bereits im Mai geradelt war. Nachdem Philipp Hageni ein Foto dieser Reise in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht hatte, erntete dies zahlreiche begeisterte Reaktionen, die ihn dazu ermutigten, diesen Trip einmal selbst zu versuchen. Dieses Mal mit Kamera-Begleitung. „Mein Vater und ich sind beide reiselustig und haben keine Scheu, in der Öffentlichkeit zu stehen. Sonst wäre der Film nicht entstanden.“

Nun haben die beiden ein neues Ziel: New York City. Die Flüge sind schon gebucht. „Am 5. Dezember geht’s los. Meine Mutter kommt mit auf die Reise.“ Im Gepäck sind natürlich wieder das Rollstuhlfahrrad und die sowjetische Panzerhaube.

Tipp

Hier können Sie die Reportagen auf YouTube ansehen:
https://www.youtube.com/channel/UCJtqvibgloXg1QXX5_1X1Dw

Elisabeth Antritter

Schlagworte Reportage | Alzheimer | Honig in der Bewegung

Liebe Leserin, lieber Leser,

dieser Artikel liegt in unserem Archiv und ist daher möglicherweise veraltet.

Zur Startseite mit aktuellen Inhalten gelangen Sie hier:

Presse
Symbolfoto: Unterlagen, eine davon mit dem Vermerk "Wichtig"
Bleiben Sie stets auf dem Laufenden: Unsere Abteilung "Presse, PR, neue Medien" versorgt Journalistinnen und Journalisten mit aktuellen Pressemeldungen und Statements des Sozialverbands VdK Bayern.
VdK-Zeitung
Eine Frau und ein Mann lesen die VdK-Zeitung
Mit einer Druckauflage von 690.000 Exemplaren zählt die VdK-Zeitung zu den auflagenstärksten Printmedien in ganz Bayern. Alle VdK-Mitglieder bekommen sie zehnmal pro Jahr kostenlos per Post zugestellt.
VdK-TV
Die Videoprogramme des Sozialverbands VdK bieten spannende Interviews, aktuelle Reportagen und anschauliche Berichte. Sie sind über das Video-Portal VdK-TV jederzeit im Internet abrufbar.
Presse
Symbolfoto: Ein Briefumschlag mit einem großen @-Zeichen darin.
Wir bieten Ihnen zwei Newsletter an, die Sie kostenfrei abonnieren können: unseren Presse-Newsletter mit den aktuellen Pressemitteilungen des VdK Bayern und den monatlichen Newsletter.
Tipps und Termine
Symbolfoto: Ausgeschnittene Papiermännchen bilden einen Kreis
In unserer Rubrik "Tipps und Termine" stellen wir Ihnen aktuelle Neuigkeiten aus dem Verbandsleben, Aktionen, Veranstaltungen, Pressemitteilungen sowie Links zu interessanten Beiträgen vor.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.