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Auf den Münchner Medientagen geht es stets um neue Technologien für Rundfunk, Presse und Internet. Wie es um die Barrierefreiheit steht, war Thema einer Vortragsveranstaltung, die der VdK Bayern unterstützt hat.
„87 Millionen Menschen in der Europäischen Union haben eine Behinderung“, sagte Michael Möhnle zu Beginn der Veranstaltung „Barrierefreie Medien“ auf den Münchner Medientagen. Damit sind sie zahlenmäßig größer als jedes Land der EU, fügte der Medienberater hinzu und betonte, dass diese Menschen denselben Zugang zur digitalen Welt haben müssen wie diejenigen, die keine Behinderung haben.
Möhnle organisierte zum zweiten Mal eine Runde von Expertinnen und Experten, die auf den Medientagen über das Thema Medien und Barrierefreiheit sprachen. Der Sozialverband VdK Bayern unterstützte diese Veranstaltung, indem er die Kosten für das Schriftdolmetschen übernahm. Dadurch konnten die Besucherinnen und Besucher auf einer Leinwand mitlesen, was gesagt wurde.
Jürgen Dusel, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, betonte in seiner per Video übertragenen Rede, es sei inakzeptabel, dass viele Menschen nach wie vor Sendungen nicht verfolgen könnten, weil sie nicht barrierefrei zugänglich sind. „Der Zugang zu Medien ist kein ‚Nice to have‘ (gewünscht, aber nicht notwendig), sondern ein verbrieftes Recht.“ Er verwies auf die seit zwölf Jahren gültige UN-Behindertenrechtskonvention, die dies vorschreibt.
Frauke Langguth, die sich als Redaktionsleiterin beim RBB um Barrierefreiheit innerhalb der ARD kümmert, berichtete von Fortschritten in den öffentlich-rechtlichen Medien. So sind nach ihren Worten im Ersten mittlerweile 97 Prozent des Programms untertitelt. Audiodeskription, also die mündliche Beschreibung des Geschehens, gibt es bei einem Viertel des gesamten ARD-Programms. Im Hauptprogramm am Abend sind es etwas mehr als die Hälfte. Über das zuschaltbare HbbTV (rote Taste auf der Fernbedienung) und im Internet bietet die ARD auch neue Angebote in Leichter und Einfacher Sprache an, erläuterte Frauke Langguth.
Bei den privaten Fernsehsendern muss leider noch viel mehr passieren, damit deren Programme barrierefrei sind. Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, berichtete, dass seit 2013 die Privatsender und die Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Prime analysiert werden. Demnach hat sich der Anteil der untertitelten Sendungen innerhalb der Sendergruppe von ProSiebenSat.1 zwischen 2016 und 2020 von 10 auf 27 Prozent deutlich erhöht. Die RTL-Gruppe dagegen ist zuletzt leider bei einem Anteil von 17 Prozent stehengeblieben. „Da gibt es noch viel zu tun“, sagte Cornelia Holsten in Richtung aller privaten Medienunternehmen.
Zum Schluss der Veranstaltung präsentierte Dr. Georg Tschare, Chef des Wiener Unternehmens SignTime Media, ein Avatar-System für Gebärdensprache. Er wies daraufhin, dass es viele digitale Inhalte gibt, die nicht alle von Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher übersetzt werden können. Sein Unternehmen biete daher Avatare an, also digital erzeugte menschenähnliche Grafikfiguren, die Inhalte übersetzen. Damit können zum Beispiel mit einer entsprechenden App Beipackzettel ebenso erläutert werden wie Kunstwerke in einem Museum.
Sebastian Heise
Schlagworte Münchner Medientage | barrierefreie Medien | barrierefreies Fernsehen | Untertitel | Gebärdensprache | Avatar | Audiodeskription | Behinderung | Behindertenbeauftragter
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Ausgabe Mai 2022
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