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Ein junger blinder Student flieht vor dem syrischen Assad-Regime nach Europa. Im niederbayerischen Rottenburg hat Mheddin Saho bei der Familie Zierer eine echte Zuflucht gefunden. Doch ob er bleiben darf, ist unsicher.
„Mein fünftes Kind“ nennt Gisela Zierer den 27-jährigen Mheddin Saho, der mit ihr auf dem Sofa sitzt. Er lebt im Haus der Familie und fühlt sich wohl im ländlichen Niederbayern, wo er im Januar 2019 gelandet ist. „Mein Deutsch ist bayerisch“, sagt er fast entschuldigend.
Auf Fotos striegelt er ein Pferd und kuschelt mit Welpen. Doch die Idylle hat Risse. Spanien ist das Land, über das er von der Türkei aus in die EU eingereist ist. Dorthin soll er zurückgeschickt werden, obwohl er zu 100 Prozent blind ist. Und obwohl er bei den Zierers eine feste Bleibe und Alltagsunterstützung hat und in München mitten im Master-Studium steckt, das er nicht beenden könnte. Zwei abgebrochene Abschiebeversuche, Aufenthalte in Gefängniszellen und sechs Wochen Kirchenasyl hat er seit Juli 2019 schon hinter sich.
„Ich habe eine Mutter und einen Schutzengel gefunden“, sagt Saho und meint damit Gisela Zierer und die Landtagsabgeordnete Ruth Müller. „Es wurde meiner Meinung nach nicht ausreichend belegt, dass der spanische Staat die für einen blinden Geflüchteten notwendige Unterstützung gewährleistet“, erklärt Müller. Auch der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm setzt sich für ihn ein. Jeder, der Saho kennt, bestätigt, wie gut integriert er ist. „Ich bin der erste blinde Asylbewerber, der in Deutschland studiert“, darauf ist Saho stolz.
Seine Professoren wollen ihn unbedingt behalten. Er entwickelt neue Methoden für Sehbehinderte und Blinde beim Erlernen von Fremdsprachen. Außerdem soll er in einem Projekt zur barrierefreien Gestaltung von Uni-Webseiten arbeiten. Besondere staatliche Leistungen fordert er nie ein. Sein Blindenstock ist immer noch das klapprige Modell, mit dem er aus Syrien gekommen ist. Saho mag die Menschen in Deutschland. „Hilfsbereit, freundlich, höflich, respektvoll“ seien sie.
Am 29. Juni steht sein Asylantrag zur Entscheidung an, parallel läuft eine Petition für ihn im Landtag. Die Anspannung ist ihm anzumerken. Was er sich wünscht? „Ich möchte hier eine Zukunft haben.“
Dr. Bettina Schubarth
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