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In Bayern ist Altersarmut leider sehr verbreitet. Christine Krögler aus Nördlingen ist ein Beispiel dafür. Die 67-jährige Rentnerin schildert der VdK-ZEITUNG, wie sie versucht, mit wenig Geld auszukommen.
„Ich leiste mir wirklich nur das, was ich zum Leben brauche.“ So fasst Christine Krögler ihre Antwort auf die Frage zusammen, wie sie es schafft, mit ihrer geringen Rente über die Runde zu kommen. 830 Euro hat sie monatlich: 770 Euro Alters- und Witwenrente sowie 60 Euro Wohngeld. Damit muss Christine Krögler all ihre Ausgaben bestreiten, von der Miete über Strom, Heizung, Telefon bis hin zu Lebensmitteln, Haushaltswaren, Haftpflichtversicherung und, wenn nötig, neue Kleidung.
Außerdem muss sie noch einen Bankkredit abbezahlen. Zum Glück hat das VdK-Mitglied eine soziale Vermieterin, die eine niedrige Miete von ihr verlangt. Das hilft ihr sehr, und so kann sie sich auch ein paar geringe Ausgaben leisten, auf die sie sonst sicher verzichten müsste. So geht Christine Krögler einmal im Monat zum Stammtisch, bei dem ihr meist auch eine Freundin ein Getränk spendiert, und wenn möglich kauft sie sich ein paar schöne Blumen für ihre kleine Wohnung in der Nördlinger Altstadt.
Aber einfach mal einen Kaffee trinken zu gehen oder ihren Bruder zum Essen einzuladen, ist für sie nicht drin, und „ein Urlaub ist schon lange nicht möglich“. Da sie ihr Auto aus Kostengründen verkaufen musste, fährt sie immer mit dem Fahrrad zum günstigen Supermarkt außerhalb der Stadtmauer, um die Dinge des täglichen Lebens zu kaufen. Stattdessen auf den nahen Markt zu gehen, könne sie sich nicht leisten, sagt sie.
„Ich suche das Glück in Kleinigkeiten“, erzählt Christine Krögler. Sie geht gerne spazieren, schaut den Spatzen zu oder amüsiert sich in den Sommermonaten, wenn die Kinder zwischen den Wasserfontänen des Springbrunnens auf dem Rübenmarkt herumspringen und versuchen, nicht nass zu werden. Sie wolle stets das Beste aus der Situation machen, sagt die Rentnerin. Das sei schon immer ihre Einstellung gewesen.
Die längste Zeit ihres Lebens arbeitete sie in der Gastronomie, oft freiberuflich oder selbstständig. Entsprechend konnte sie nur geringe Rentenansprüche aufbauen, und da auch ihr Mann, meist gemeinsam mit ihr, in derselben Branche tätig war, ist auch die Witwenrente niedrig. Nach seinem Tod hatte Christine Krögler zunächst eine Beschäftigung bei einem Anzeigenblatt, die ihr viel Freude machte, allerdings sehr schlecht bezahlt wurde.
Anfang 2018 wurde die Zeitung verkauft und ihr betriebsbedingt gekündigt. Sie fand einen anderen Job, aber im August 2018 erkrankte sie an Krebs. Sie sah sich in der Pflicht, dies dem Arbeitgeber zu melden, und wurde in der Probezeit gekündigt. Die Krebstherapie war zum Glück erfolgreich. Christine Krögler hat sich von der Krankheit und den Rückschlägen einigermaßen erholt und sagt: „Ich möchte überhaupt nicht jammern.“ Doch die finanziellen Sorgen bleiben, auch wenn sie dankbar für die Genesung ist. Eines stellt sie klar: „Den Lebensabend genießen ist was ganz anderes.“
Sebastian Heise
Schlagworte Rente | Altersarmut | Nördlingen | VdK | Frauen | Armutsgefährdung
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