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Wie steht es aktuell um den barrierefreien Ausbau der bayerischen Bahnhöfe? So lautete eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag. Das zentrale Ergebnis: Hindernisfreies Reisen für Menschen mit Behinderung bleibt die Ausnahme und ist noch lange nicht die Regel.
An 1060 Bahnhöfen und Haltepunkten steigen in Bayern Bahnreisende ein und aus. Über 600 davon sind nach einer Auflistung der Staatsregierung mit Stand Juni 2020 als „nicht barrierefrei“ deklariert. Darunter befinden sich auch Kreisstädte wie Pfaffenhofen, Starnberg, Landshut, Straubing, Cham, Neumarkt/Oberpfalz, Schwandorf, Weiden, Bayreuth, Kronach, Kulmbach, Ansbach, Weißenburg, Haßfurt, Kitzingen, Miltenberg, Donauwörth, Kempten und Lindau. Etliche Bahnhöfe in Stadt und Umkreis von München sind ebenfalls dabei. Außerdem große Städte wie Nürnberg und Augsburg.
Durchschnittlich 1000 Menschen sollten an einem Werktag an einem Bahnhof ein- oder umsteigen, um in die engere Wahl für ein Förderprogramm von Bund oder Bayern zu kommen. Dennoch warten offenbar selbst Bahnhöfe mit mehr als 5000 Fahrgästen vergeblich auf baldige Barrierefreiheit. Etwa Wolfratshausen, Starnberg, Landshut, Neumarkt oder Bayreuth. Weitere Förderkriterien sind zum Beispiel eine Knotenfunktion des Bahnhofs, die Entfernung zur nächsten barrierefreien Station oder die Nähe einer großen Behinderteneinrichtung.
Bei Ortsbegehungen durch die ehrenamtlichen VdK-Berater für Barrierefreiheit werden bei Bahnhöfen die Mängellisten immer sehr lang. Oft sind Bahnsteige nur über Treppen erreichbar. Die Einstiege in die Züge sind nicht schwellenfrei. Für Menschen mit Sehbehinderung fehlen taktile Hilfen. Behindertengerechte Toilettenanlagen sind nicht zu finden.
Weitere Ärgernisse sind defekte Aufzüge, unverständliche Durchsagen oder Probleme mit dem Mobilitätsservice. Das alles sind klare Verstöße gegen das Gebot der Inklusion. „Bayern barrierefrei 2023“ hieß das Versprechen des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in seiner Regierungserklärung 2013. Bei den bayerischen Bahnhöfen wird dieses Ziel sicherlich nicht erreicht.
Hier verteidigt sich die Staatsregierung sozusagen mit dem Hinweis auf das Kleingedruckte. Denn dieses Versprechen habe sich nur auf Projekte bezogen, für die der Freistaat die Zuständigkeit hat. Bei Einrichtungen der Deutschen Bahn sei das nicht der Fall. Trotzdem hat Bayern einige Förderprogramme aufgelegt, denn ohne staatliche Hilfen würde die Deutsche Bahn kein einziges Bauvorhaben zur Barrierefreiheit in Angriff nehmen, erklärt auch die Staatsregierung.
In den vergangenen fünf Jahren wurden einige Umbaumaßnahmen erfolgreich durchgeführt. Vor allem Oberbayern profitierte mit 22 Stationen. In Unterfranken wurden 17 Projekte abgeschlossen, davon ein Großteil im Landkreis Miltenberg und außerdem der Schweinfurter Hauptbahnhof. In Niederbayern wurden nur vier Stationen barrierefrei ausgebaut, darunter aber der Passauer Hauptbahnhof. Oberfranken und Mittelfranken bekamen je neun barrierefreie Stationen und Schwaben vier.
Schlusslicht ist die Oberpfalz mit nur zwei Umbauten. Immerhin soll die Oberpfalz jetzt mehr Berücksichtigung finden. So stehen unter anderem Cham, Schwandorf und Weiden auf der nächsten Umbauliste.
Dr. Bettina Schubarth
Schlagworte Barrierefreiheit | Bahnhöfe
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