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Sonja Berstl* kämpft schon fast ihr ganzes Leben lang gegen Morbus Crohn. Mit Anfang 20 wurde bei ihr die chronisch-entzündliche Darmerkrankung diagnostiziert. Als ihr 2019 drohte, beim Grad der Behinderung (GdB) von 60 auf 40 herabgestuft zu werden, legte sie mithilfe des VdK Bayern erfolgreich Widerspruch ein.
Mit der Herabstufung hätte die 61-jährige Oberallgäuerin keinen Anspruch mehr auf den orangefarbenen Parkausweis gehabt, mit dem sie ihr Auto zum Beispiel ohne Gebühr und zeitliche Begrenzung bei Parkscheinautomaten sowie bis zu drei Stunden im eingeschränkten Halteverbot oder auf Anwohnerparkplätzen parken darf.
„Die sogenannten Parkerleichterungen sind für viele Menschen mit Behinderung äußerst wichtig, weil sie ihnen nicht nur das Parken, sondern damit auch das Leben sehr erleichtern“, erklärt Carmen Bühler, stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin beim VdK-Bezirk Schwaben, die den Fall betreute. Den orangefarbenen Parkausweis gebe es in der Regel erst ab einem GdB von 80 und mit Merkzeichen G und B. „Aber da Morbus Crohn so eine schwere Erkrankung ist, werden den davon betroffenen Menschen die Parkerleichterungen schon ab einem entsprechenden Einzel-GdB von 60 gewährt.“
Für VdK-Mitglied Sonja Berstl ist der Parkausweis von großer Bedeutung, denn aufgrund zahlreicher Operationen, bei denen ihr Teile des Dünn- und des Dickdarms entfernt wurden, leidet sie an einem Kurzdarmsyndrom. Das heißt: „Ich muss von jetzt auf gleich auf die Toilette.“ Schon vor der Diagnose „Morbus Crohn“ hatte Sonja Berstl regelmäßig Bauchschmerzen, Blähungen und durch ihre Beschwerden auch viele Fehlzeiten bei der Arbeit.
Vor 25 Jahren wurde die Erkrankung allerdings lebensbedrohlich. Sie magerte stark ab, bis auf 37 Kilogramm, weil sich an einer ungünstigen Stelle im Darm eine Fistel in den Magenausgang gebildet hatte. In einem Münchner Krankenhaus wurde sie vier Stunden lang operiert und anschließend ein Vierteljahr künstlich ernährt. „Ohne die Operation wäre ich damals verhungert“, sagt die Oberallgäuerin, der es danach rund zehn Jahre lang relativ gut ging, ehe sie sich durch einen Zufall – ein Pferd hatte sie am Bauch gestoßen – ärztlich untersuchen ließ. Dabei wurde Luft im Bauchraum festgestellt, da der Darm porös war. Am selben Tag wurde sie in Kempten notoperiert. Es folgten dort weitere elf Operationen, ehe sie wieder in die Münchner Klinik verlegt wurde.
2006 bekam sie mit dem GdB 60 dann auch den Schwerbehindertenstatus zugesprochen, allerdings nur befristet und mit regelmäßigen Nachprüfungen. Doch 2018 stellte das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) nach versorgungsärztlicher Beurteilung und für Sonja Berstl aus unersichtlichen Gründen fest, dass eine Schwerbehinderung nicht mehr vorhanden sei. Nach ärztlicher Auswertung sei ihr Fall nur noch als mittelschwer einzustufen, wonach ihr ein Schwerbehindertenausweis nicht mehr zustehe. Sie habe zwar regelmäßig Durchfälle, es gebe aber nur eine mittelgradige Beeinträchtigung des Kräfte- und Ernährungszustands. „Und das mit 48 Kilo!“, kommentiert sie heute noch kopfschüttelnd.
Sonja Berstl wandte sich an Harald Raithel, Kreisgeschäftsführer des VdK-Kreisverbands Oberallgäu, und legte mit seiner Hilfe Widerspruch gegen die Herabstufung des GdB auf 40 ein. Im Zuge des Klageverfahrens musste sie zu einem Gutachter nach Kaufbeuren, der die Schwere ihrer Erkrankung bestätigte. Im Februar dieses Jahres bot das ZBFS ihr daraufhin einen Vergleich an, der beinhaltete, den GdB rückwirkend auf 60 zu belassen – und zwar unbefristet.
„Diesen Vergleich habe ich mit Freuden angenommen, weil ich dadurch die Parkerleichterungen wieder nutzen kann“, sagt Sonja Berstl. „Ich kann eh nicht viel machen, bin sehr eingeschränkt. Mit dieser Krankheit ist man ein Leben lang gestraft. Es ging mir einfach nur darum, mir dieses Leben irgendwie zu erleichtern.“ Dem VdK Bayern ist die 61-Jährige für dessen Unterstützung sehr dankbar. Mit ihrer Geschichte möchte sie anderen Menschen Mut machen, nicht alles klaglos hinzunehmen, sondern für ihre Rechte zu kämpfen. Wenn nötig und möglich, mithilfe des VdK.
*Name von der Redaktion geändert
Mirko Besch
Schlagworte So hilft der VdK
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