25. September 2019
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„Faszinierend, was noch alles möglich ist“

Rad fahren, wandern und Ausflüge – bei der Alzheimergesellschaft Minden-Lübbecke stehen die Betroffenen im Mittelpunkt

Auch mit Demenz ist weiterhin ein aktives Leben möglich. Wie das geht, zeigt die Alzheimergesellschaft Minden-Lübbecke. Sie stellt seit mehr als zehn Jahren ein Programm auf die Beine, bei denen Menschen mit und ohne Erkrankung gemeinsam wandern, Rad fahren und vieles mehr.

Von Anfang an dabei ist Hartmut Schilling, der die Gruppe der Deutschen Alzheimer Gesellschaft moderiert und die entscheidenden Impulse setzt. Schnell war ihm klar, dass die Betroffenen im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen sollen. „Ich habe sie gefragt, was sie früher gerne gemacht haben“, erinnert er sich. Es kamen Antworten wie bildhauern, Rad fahren, wandern, singen, tanzen und Ausflüge unternehmen. Kein Problem, dachte er sich, und suchte Mitstreiter.

Geht nicht, gibt‘s nicht

Aus dem Gesprächskreis mit anfänglich fünf an Frühdemenz Erkrankten sowie deren Angehörigen ist mittlerweile eine riesige Gruppe geworden. Mehr als 90 Familien nehmen regelmäßig an dem Programm teil, das über 300 Aktivitäten umfasst und von unzähligen ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird. Die Alzheimergruppe, die sich durch Spenden finanziert, hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den Berliner Gesundheitspreis des AOK-Bundesverbands und den Hertie-Preis. „Immer, wenn jemand etwas gerne machen wollte, haben wir versucht, es umzusetzen“, sagt Schilling.

Im Lauf der Jahre sind dabei viele Kooperationen entstanden, beispielsweise mit dem örtlichen Kanu-Klub und dem Motorradclub „Die feinen Kerle“, die den Erkrankten Fahrten im Beiwagen ermöglichen. „Es ist faszinierend, was mit Demenzkranken noch alles geht“, schwärmt Hartmut Schilling. „Und auf den Fotos, die wir von den Ausflügen gemacht haben, sind nur glückliche Menschen zu sehen.“ Wie zum Beispiel Günter Große-Nobis. „Er und seine Frau hatten ihre gesamte Jahresplanung an unserem Veranstaltungskalender ausgerichtet“, erzählt Schilling. „Er hat immer gesagt: ,Wenn ich meine Erkrankung nicht hätte, hätte ich nie so viele tolle Sachen gemacht.‘“ Im Frühjahr ist Große-Nobis gestorben, seine Frau nimmt aber weiterhin an den Veranstaltungen teil – als Helferin. „Mit dem Tod des Betroffenen ist das Engagement der Angehörigen nicht vorbei“, freut sich Schilling. „Bei uns gibt es einen großen sozialen Zusammenhalt – da ist etwas ganz Besonderes entstanden, was wir gar nicht geplant hatten.“

„Dass mehr Aktivitäten möglich sind, als man zunächst denkt, glaube ich sofort“, sagt Professor Dr. Ellen Freiberger. Sie ist Bewegungsforscherin am Institut für Biomedizin des Alterns an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und setzt sich mit der Frage auseinander, wie man bis ins hohe Alter fit und mobil bleiben kann. „Wenn die Erkrankten gemeinsam mit ihren Angehörigen tolle Sachen erleben, ist das für beide hilfreich“, ist sie überzeugt. Freude zu empfinden und sich in eine Gemeinschaft eingebunden zu fühlen, stärke die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Darüber hinaus wirke sich die körperliche Aktivität positiv auf die Gesundheit aus, auch wenn jemand bereits demenzkrank ist.

Aktiver Lebensstil hilft

Gerade im Vorfeld lasse sich durch einen aktiven Lebensstil die Erkrankung etwas hinauszögern. „Einer der großen Risikofaktoren für die Entwicklung und den Verlauf von Demenz ist unter anderem Bewegungsmangel“, sagt sie. Langzeitstudien hätten gezeigt, dass das Risiko einer Erkrankung sinkt, wenn Menschen sehr aktiv sind. Ohnehin sind nachlassende kognitive Leistungen wohl enger mit der körperlichen Verfassung verknüpft als bisher angenommen: Freiberger berichtet, dass sich eine künftige Demenz schon früh an der Mobilität erkennen lasse, während andere Tests unauffällig blieben.

Annette Liebmann

Schlagworte Demenz | Mobilität | Bewegungsmangel | Alzheimergesellschaft Minden-Lübbecke | Alzheimergruppe

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