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Bereits zu Beginn einer Demenzerkrankung haben Betroffene häufig Gedächtnisstörungen und Schwierigkeiten bei der Wortfindung. Wie die Kommunikation dennoch gelingen kann, weiß Helga Schneider Schelte von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
Um ein Gespräch zu führen, brauchen Demenzkranke Zeit und Geduld. Sie können das eben Gesagte oft nicht abspeichern und tun sich schwer, vorausdenkend zu planen. Mit den nachlassenden kognitiven Fähigkeiten verändert sich auch die Wahrnehmung: Oft erkennen sie die Gesichter von Angehörigen nicht mehr. „Bevor ich ein Gespräch beginne, vergewissere ich mich, ob der andere merkt, dass ich mit ihm sprechen möchte“, rät Schneider-Schelte. „Ich fange erst an zu reden, wenn ich Augenkontakt habe.“
Schneider-Schelte empfiehlt, vor dem Gespräch tief Luft zu holen, um danach langsam und deutlich sprechen zu können. „Wenn sich Menschen mit Demenz unter Druck fühlen, führt dies häufig zu Konflikten“, sagt sie. Menschen mit Demenz verstehen oft nicht alle Worte. Sie nehmen aber die Stimmung des anderen sehr wohl wahr. Deshalb ist es wichtig, auf die eigenen Gefühle zu achten und freundlich zu bleiben. Der Einsatz von Mimik und Gestik erleichtern es dem Demenzkranken, das Gesagte zu verstehen.
Um den Erkrankten nicht zu überfordern, sollte immer nur eine Frage gestellt werden. Beispielsweise: „Magst du Eis?“ statt „Magst du Eis oder Kuchen?“. Betroffene tun sich zudem schwer, komplexe Fragen nach dem „Warum“ und „Weshalb“ zu beantworten. Auch die Fähigkeiten, sich in Raum und Zeit zurechtzufinden, lassen bei ihnen im Laufe der Erkrankung nach, weshalb man Fragen nach dem „Wann“ und „Wo“ vermeiden sollte.
Selbst wenn der Angehörige nur noch wenig redet, sollte die Kommunikation mit ihm keinesfalls reduziert werden. Demenzkranke wünschen sich, weiterhin am Leben teilzuhaben. Wichtig ist, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und nicht ärgerlich zu werden, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Wer seine Wünsche und Anliegen in einfache Worte übersetzt und kurze Sätze formuliert, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Gesagte beim Gegenüber ankommt.
Menschen mit Demenz können sich oft nicht erklären, warum Schlüsselbund oder Geldbeutel nicht mehr da sind, wo sie glauben, sie hingelegt zu haben. Deshalb denken sie, jemand hätte sie weggenommen. „Solche Anschuldigungen darf man nicht persönlich nehmen“, sagt Schneider-Schelte. „Der Vorwurf entspringt häufig einer Verzweiflung.“ Völlig falsch ist es nach ihrer Erfahrung, den Betroffenen ihre Fehler aufzuzeigen und sie ständig auf ihre Vergesslichkeit hinzuweisen. Ebenso sollte man in ihrer Gegenwart nicht abwertend über sie sprechen.
Erschwert wird die Kommunikation, wenn der Erkrankte feindselig reagiert. „Aggression kann verschiedene Ursachen haben“, weiß Schneider-Schelte. Ihr Tipp: Tief durchatmen und gegebenenfalls den Raum verlassen. Danach sollte man in Ruhe überlegen, was der Auslöser für die Reaktion gewesen sein könnte. Oft fühlt sich der Betroffene überfordert, schämt sich, weil er etwas nicht versteht, oder hat einfach nur Schmerzen.
Annette Liebmann
Schlagworte Demenz | Kommunikation
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