1. September 2019
VdK-Zeitung Archiv

Ein gespaltenes Land

Neue Armutszahlen belegen große Einkommensunterschiede

Trendwende? Fehlanzeige. Auch die neuesten Zahlen zur Entwicklung der Armutssituation in Deutschland lassen keine wirklichen Verbesserungen erkennen.

Eine Hand zeigt ein paar Münzen in einer Geldbörse
© Sozialverband VdK Deutschland

Wenn das Einkommen unter 60 Prozent des Durchschnitts liegt, spricht man von „Armutsgefährdung“. In Deutschland fallen laut Statistischem Bundesamt je nach Region rund zwölf bis 18 Prozent der Bürgerinnen und Bürger unter diese Schwelle. Besonders betroffen sind – wie seit vielen Jahren – Rentnerinnen und Rentner sowie Alleinerziehende. „Wir dürfen uns an diese Zahlen nicht gewöhnen“, erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Die Statistiken belegen ihrer Meinung nach die Hilf- und Tatenlosigkeit der Politik, das flächendeckende Armutsproblem endlich in den Griff zu bekommen.

„Die Wirtschaft wird’s nicht richten. Denn trotz brummender Konjunktur bleiben die ärmeren Bevölkerungsgruppen abgehängt wie eh und je“, kritisiert Bentele. Einkommenssteigerungen kommen vor allem bei den ohnehin schon Besserverdienenden an, die unteren Lohngruppen ziehen nicht nach. Gleichzeitig steigen in den Boomregionen die Lebenshaltungskosten, vor allem die Mieten. So schreitet die soziale Spaltung voran.

Etwa in Bayern: Hier werden in manchen Branchen hohe Gehälter bezahlt. Entsprechend hoch ist die Armutsschwelle mit 1114 Euro. Zum Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern liegt sie bei 902 Euro. Im Mittelfeld befindet sich Berlin mit 1004 Euro. Jede zweite gesetzliche Rente – und die ist für viele die Haupteinnahmequelle im Alter – liegt unter 900 Euro. „Kein Wunder, dass die Menschen die Angst vor Altersarmut umtreibt“, sagt Bentele.

Deutlich sichtbar ist der Strukturwandel in einigen deutschen Regionen. In Großstädten ehemaliger Industriehochburgen bewegen sich die Armutsquoten teils deutlich über 20 Prozent, zum Beispiel in Dortmund, Duisburg oder Nürnberg. Die soziale Spaltung wird sich für künftige Rentnergenerationen dramatisch fortsetzen. Mehr als zehn Millionen Arbeitnehmer verdienen so wenig, dass die Rente im Alter nicht reichen wird. „Darin zeigt sich ein Mangel an Respekt gegenüber hart arbeitenden Menschen“, empört sich Bentele.

Deshalb ist ihr der ganzheitliche Ansatz der aktuellen VdK-Kampagne #Rentefüralle wichtig. Insbesondere Kinder und alte Menschen können der Armut aus eigener Kraft nicht entkommen. Zu ihrer Unterstützung müssen deutlich mehr Steuermittel in den Haushalt. Jährlich entgehen dem Staat beispielsweise 125 Milliarden Euro wegen Steuerhinterziehung. „Könnten wir dieses Geld in soziale Leistungen stecken, müsste kein Rentner mehr Flaschen sammeln, keine Mutter an der Tafel anstehen und kein Kind auf den Schulausflug verzichten“, ist Bentele überzeugt.

Dr. Bettina Schubarth

Schlagworte Armut | Armutszahlen | Armutsgefährdung | Armutssituation | Einkommensunterschiede | Vdk-Kampagne | #Rentefüralle | Armutsschwelle

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