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Im Rahmen des Münchner Reitsportspektakels „Pferd International“ sind erstmals die Deutschen Meisterschaften in der Para-Dressur ausgetragen worden. In der Klasse mit den höchsten Einschränkungen siegte VdK-Mitglied Elke Philipp. Es ist der siebte nationale Titel in Folge.
Hoch konzentriert schreitet Elke Philipp mit ihren Krücken durch das Dressur-Viereck. Die 54-Jährige schaut mal nach rechts, mal nach links. Wie früher als Skirennläuferin läuft sie den Weg ab, den sie gut zwei Stunden später in der abschließenden Prüfung bei der Deutschen Meisterschaft mit ihrem Nachwuchspferd Fürst Sinclair bewältigen wird.
Über Kopfhörer hört sie die Musik, die bei der Kür laufen wird: „Simply the Best“ von Tina Turner. Elke Philipp überlässt nichts dem Zufall, auch wenn sie die einzige verbliebene Reiterin in ihrem Wettbewerb ist. Die anderen Teilnehmer haben in der ersten Prüfung die notwendige Prozentzahl von 60 nicht erreicht. Sie lag mit 70,417 Prozent deutlich darüber. Der Meistertitel ist ihr also schon vor dem Ritt sicher. Trotzdem gibt sie in der Kür ihr Bestes und wird von den Zuschauern in der Olympia-Reithalle bejubelt.
Bei der Siegerehrung strahlt sie. In diesem Moment sind die traurigen Erfahrungen der letzten Zeit vergessen. Im vergangenen Jahr war ihr Mann gestorben. Er hatte sie auch im Pferdesport von Anfang an bestens unterstützt und war fast immer ihr Begleiter. Sie gewann unter anderem bei den Paralympics 2016 Team-Silber und 2014 bei den Weltreiterspielen zweimal Bronze. 2018 war sie wieder am Start bei den Weltreiterspielen in den USA.
Ohne ihren Mann, aber mit einem starken Team, gewann sie erneut zweimal die Bronzemedaille. Der Dressursport ist für sie nicht nur Leidenschaft, sondern auch die beste Therapie. 1984 erkrankte sie an einer Gehirnhaut- und Kleinhirnentzündung. Die Folge: zentrale Funktionsstörung der gesamten Muskulatur. Zur Fortbewegung braucht sie Krücken oder Rollstuhl. Nur ein permanenter Luftröhrenschnitt gibt ihr den nötigen Sauerstoff fürs Reiten. Und im Gegensatz zu Reitsportlern ohne Einschränkung kann sie ihr Pferd nicht mit den Beinen und Fersen lenken, sondern ausschließlich durch die Atmung.
Für ihren Körper sei das Reiten aber besser als jede Physiotherapie, erklärt Elke Philipp. Es würden Muskeln angesprochen, die sonst nie gefordert würden. So bringt ihr der Sport nicht nur Kondition und Genugtuung, sondern hilft auch, deutlich besser mit der Behinderung zu leben. Mit ihrem vierbeinigen Partner bildet sie eine Einheit. Wenn Fürst Sinclair, genannt „Spider“, seine Schritte und Figuren absolviert, sehen nur Experten Unterschiede zu nicht behinderten Sportlern. Nur einmal, in der ersten Prüfung in Riem, gab es einen kritischen Moment. Spider stolperte und Elke Philipp fiel mit dem Oberkörper auf den Pferderücken. Doch ihr Hengst blieb stehen und sicherte die sehr gute Wertung und damit den siebten deutschen Meistertitel für Elke Philipp.
Sebastian Heise
Schlagworte Pferd International | Menschen mit Behinderung | Para-Dressur | Elke Philipp | Reiten | Dressur
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