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„Ordnung ist das halbe Leben“: Glaubenssätze wie dieser prägen oft bis ins hohe Alter. Was in der Erziehung dazu dienen sollte, den Ordnungssinn des Kindes zu wecken, kann jedoch später zur Belastung werden. „Dann ist es besser, sich von diesen Überzeugungen zu lösen“, sagt die Diplompsychologin und Psychotherapeutin Svenja Lüthge.
Die meisten Menschen, die zwischen 1920 und 1970 aufgewachsen sind, haben die Lebensweisheiten ihrer Eltern und Großeltern noch im Ohr: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ „Eigenlob stinkt.“ „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ „Man bekommt im Leben nichts geschenkt.“ Sie sollten die Kinder zu fleißigen, ordnungsliebenden, sparsamen und bescheidenen Menschen erziehen. Es wurde erwartet, dass sich die Kinder den Eltern unterordnen und keinen Widerspruch wagen. Aber auch persönliche Glaubenssätze wie „Ich bin nichts wert“, „Dafür bin ich schon zu alt“ oder „Das schaffe ich nie“, die oft indirekt durch die Erziehung vermittelt wurden, können dem eigenen Glück im Weg stehen.
„Mit vielen dieser Leitlinien kann man gut leben. Kritisch wird es jedoch, wenn sie jemanden belasten“, sagt Lüthge. Beispiel „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“: Mit diesem Satz wird der Glaube vermittelt, dass es nicht möglich ist, im Alter noch etwas Neues anzupacken. Das muss aber nicht stimmen: Lüthge berichtet von einer Seniorin aus dem Bekanntenkreis, die immer ein pflichterfülltes Leben geführt hatte. Mit 80 beschloss sie, sich sozial zu engagieren. Mittlerweile ist sie 93, immer noch sozial engagiert, geht gerne ins Café, spielt Theater und genießt ihr Leben.
„Wenn eine alte Überzeugung daran hindert, das zu tun, was man gerne tun möchte, sollte man diese hinterfragen“, empfiehlt die Psychologin. „Ein negativer Glaubenssatz muss nicht für immer einschränken. Er lässt sich auch in einen positiven umwandeln.“ Das gelingt etwa, indem man den Satz auf ein Blatt Papier notiert und sich fragt, was man gerne lernen würde. Anschließend sucht man in seinem Leben nach Situationen, in denen man sich erfolgreich Wissen angeeignet hat.
Als nächster Schritt folgt die Realisierung des Wunsches. Wer zum Beispiel Tanzen lernen möchte, kann sich nach Angeboten erkundigen und einen Schnupperkurs machen. „Danach weiß ich entweder, dass ich das noch lernen kann, oder ich mache die Erfahrung, dass das doch nichts für mich ist“, so Lüthge. Allein die Tatsache, es probiert zu haben, mache jedoch zufriedener als ein auf ewig unerfüllter Wunsch. „Wenn Menschen eine Veränderung wünschen, dann müssen sie aktiv werden. Das ist anstrengend“, resümiert die Psychologin. „Manchmal stellen sie dabei fest, dass sie mit dem zufrieden sind, was sie haben.“
Annette Liebmann
Schlagworte Erziehung | Glaubenssätze | Lebensweisheiten | Leitlinien | Überzeugungen | Lernen
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