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Müssen Frauen in Sachen Gleichberechtigung wieder bei Null anfangen? Um diese Frage ging es bei der VdK-Landesfrauenkonferenz, die auf Einladung von Beate Schießl-Sedlmeier, Vertreterin der Frauen im VdK-Landesvorstand, und Ruth Link, Referentin für Frauen im Ehrenamt beim VdK-Landesverband, in Nürnberg stattfand. Im Fokus standen diesmal die Lebensentwürfe junger Frauen.
81 Prozent der 18- bis 44-jährigen Männer glauben, dass Frauen besser bügeln und putzen können. Und 64 Prozent dieser Männer finden, dass es jetzt mal reicht mit der Gleichberechtigung. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage in Deutschland. „Re-Traditionalisierung“ heißt dieser Trend, der seit einiger Zeit zu beobachten ist. Die Gleichstellungsbeauftragte des Nürnberger Lands, Anja Wirkner, bestätigte dies: „Ich wünsche mir Männer, die auf der Straße die Hälfte der Haus- und Familienarbeit einfordern.“
Gastgeberin Dr. Susanne Gebauer, Geschäftsführerin des Berufsförderungswerks Nürnberg, beobachtet, dass Frauen nach beruflichen Reha-Maßnahmen zwar oft wieder beruflich Fuß fassen, aber häufig in weniger gut bezahlten Jobs als Männer. Gut, dass der VdK Bayern dem etwas entgegensetzt. Von „VdK-Frauenpower“ berichtete VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder in seinem Grußwort mit Blick auf die weibliche VdK-Doppelspitze: Ulrike Mascher in Bayern und Verena Bentele auf Bundesebene. Beide könnten auch als Vorbilder für erfolgreiche Frauen in Führungspositionen wirken.
VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher warnte vor Rückschritten in der Gleichberechtigung hinsichtlich der Altersvorsorge. 654 Euro beträgt die durchschnittliche Frauenrente in Bayern, Männer bekommen 1140 Euro. Frauen sollten möglichst selbst in die Rentenkasse einzahlen. Sie plädierte für eine Aufwertung typischer Frauenberufe. In den Männerköpfen stecke immer noch das Vorurteil: „Kinder erziehen und Alte pflegen, das macht meine Frau doch umsonst zu Hause. Warum sollen wir diese Berufe gut bezahlen?“
VdK-Präsidentin Verena Bentele legte in ihrem Vortrag den Schwerpunkt auf das weibliche Ehrenamt. „Holen Sie sich die Perspektiven und Themen jüngerer Frauen in den VdK“, forderte sie die Anwesenden auf. Für junge Frauen sei gezieltes Engagement oft besser, also auf befristete Zeit oder für einzelne Veranstaltungen.
In den Fachvorträgen ging es um die Lebensgestaltung von jungen Frauen. Soziologin Sophie Krug von Nidda von der Universität Paderborn berichtete von einer repräsentativen Umfrage unter 18- bis 40-jährigen Bayerinnen und Bayern. Obwohl sich fast alle Befragten für ein gleichberechtigtes Familienmodell aussprechen, sind es in der Realität immer noch Frauen, die Kindererziehung und Hausarbeit übernehmen. Weder Väter noch Mütter zeigten sich damit zufrieden. „Wir müssen die Rushhour des Lebens entzerren“, forderte Krug von Nidda. Da Karriere- und Familienplanung in dieselbe Lebensphase fallen, muss es neue Arbeitszeitmodelle geben, die Vätern mehr Zeit für die Familie und Müttern mehr Zeit für den Beruf ermöglichen.
Uta Meier-Gräwe, emeritierte Professorin für Wirtschaftslehre an der Universität Gießen, sieht die Politik in der Pflicht. Fehlanreize wie Ehegattensplitting, kostenlose Mitversicherung von Frauen in der Krankenkasse und niedrigere Frauengehälter müssten weg. Sonst dominiere weiterhin das männliche Ernährermodell. Bezahlbare Kitaplätze oder Zuschüsse zu haushaltsnahen Dienstleistungen würden zusätzlich helfen. Aus der Praxis berichtete Personalentwicklerin Sarah Gutzeit. Sie stellte die Förderung weiblicher Karrieren bei der Firma Novartis vor. Dies habe zu einer Bewusstseinsänderung in der gesamten Belegschaft geführt. Fazit: Frauenförderung – unbedingt! Zum Abschluss verabschiedeten die Teilnehmerinnen der Landesfrauenkonferenz eine entsprechende Resolution.
Die Resolution der Landesfrauenkonferenz 2018 können Sie hier im PDF-Format herunterladen:
Dr. Bettina Schubarth
Schlagworte Landesfrauenkonferenz | Resolution | Gleichberechtigung
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