30. November 2018
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Die Pflege ist am Limit

Auch in Großstädten gibt es mittlerweile Versorgungsengpässe – Heime müssen Anfragen ablehnen

Im November hat der Bundestag das Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals beschlossen. Dadurch soll sich die Situation in der Altenpflege spürbar verbessern. Unter anderem sieht das „Sofortprogramm Pflege“ die Schaffung von zusätzlichen 13.000 Stellen in stationären Einrichtungen vor. Doch der Pflegefachkräftemangel ist schon längst auf dem Land und in der Großstadt angekommen.

Symbolfoto: Senioren sitzen vor einem Pflegeheim
© AOK-Mediendienst

„Ob die 13.000 Stellen überhaupt besetzt werden können, ist fraglich“, sagt Olaf Christen, Pflegeexperte des Sozialverbands VdK Deutschland. „Der Mangel an Fachkräften ist eklatant.“ Auf 100 offene Stellen kommen gerade mal 21 Bewerber. Laut Pflegereport 2018 des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP) fehlen in der Altenpflege derzeit bereits rund 14.000 examinierte Pflegerinnen und Pfleger. Rund 84 Prozent der befragten Einrichtungen mussten Anfragen zur Kurzzeitpflege ablehnen.

Fast ebenso oft mussten sie Interessenten für Langzeitpflegeplätze absagen. 70 Prozent der Pflegeheime berichteten von langen Wartelisten, und mehr als jede fünfte Einrichtung verhängte wegen Personalmangels einen temporären Aufnahmestopp. Mittlerweile ist nicht mehr zu übersehen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen schneller steigt als die der Pflegekräfte. Davon betroffen sind sowohl die stationäre als auch die ambulante Pflege.

In manchen stationären Einrichtungen kann die vorgeschriebene Fachkraftquote von 50 Prozent nicht mehr eingehalten werden. Dann müssen Wohnbereiche oder ganze Abteilungen geschlossen werden. Noch dramatischer sieht es im Bereich der Kurzzeitpflegeplätze aus, da diese Plätze lukrativer für die Langzeitpflege genutzt werden können. In der ambulanten Pflege liegt der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal noch höher, da bestimmte Tätigkeiten, wie beispielsweise medizinische Behandlungspflege, nur von Fachkräften ausgeführt werden dürfen.

In diesem Bereich gibt es viele Kleinbetriebe, oft niedrige Stundenlöhne und nur selten Tarifbindung – wenig attraktiv für Pflegekräfte. Deshalb kommt es in einigen Regionen bereits heute zu ernsthaften Versorgungsengpässen. Fehlt das Fachpersonal, werden auch die Plätze in der Tagespflege knapp. „Die Pflege braucht mehr Hände, sonst läuft das System gegen die Wand“, kommentiert VdK-Präsidentin Verena Bentele die Situation. Das neue Gesetz sei ein erster Schritt, um die Situation zu entspannen, doch die zusätzlichen 13 000 Stellen reichten nicht aus. Um mehr Menschen für die Altenpflege zu gewinnen, müsse der Pflegeberuf dringend gesellschaftlich aufgewertet werden, unter anderem durch höhere Löhne, einen adäquaten Personalschlüssel und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Diese Verbesserungen dürften jedoch nicht dazu führen, dass Pflegebedürftige noch mehr zahlen müssen. Aktuell liegt der Eigenanteil für Pflegeheimkosten im Bundesdurchschnitt bei 1831 Euro pro Monat. „Pflege darf nicht arm machen“, bekräftigt Bentele. Die Finanzierung der Mehrkosten müsse aus Steuermitteln und aus der Pflegeversicherung sichergestellt werden. Zudem fordert der VdK, die Leistungen der Pflegeversicherung jährlich automatisch anzupassen.

Annette Liebmann

Schlagworte Pflege

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