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Mit besonderem Engagement und Eigeninitiative haben sich die Bewohner des Dorfes Ramsau in Oberbayern dem Trend der Landflucht entgegengestellt, und das mit Erfolg. Vor 15 Jahren gründeten sie einen Dorfladen, der den täglichen Bedarf der Einwohner deckt und außerdem den sozialen Zusammenhalt fördert.
Blasius Maier, 66 Jahre und VdK-Mitglied, kauft gerne im Dorf laden Ramsau ein. „Eine tolle Sache“, sagt er und nennt gleich mehrere Pluspunkte: Er kann zu Fuß hingehen, bekommt die wichtigsten Lebensmittel sowie Haushaltsartikel und „man kann ratschen“. Nicht nur mit den Angestellten unterhält er sich gerne, auch mit anderen Kunden kommt er ins Gespräch. Dienstagvormittags trifft er sich mit drei, vier anderen Stammkundinnen und -kunden zur Kaffeerunde. Dann kommt auch regelmäßig „Hauberling“ auf den Tisch, ein Schmalzgebäck aus der Region.
Auf Spezialitäten aus der eigenen Umgebung legt Geschäftsführerin Monika Peckmann großen Wert. So wird sie beispielsweise von drei einheimischen Metzgern beliefert. Auch Milchprodukte, Obst und Gemüse kommen aus der Region. Ihr Sortiment ist über die Jahre immer größer geworden. Neben Lebensmitteln gibt es alle wichtigen Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen und im Vorraum steht ein Geldautomat und Kontoauszugsdrucker. In dem Gebäude war früher eine Filiale der Volksbank.
Nachdem Edeka vor 20 Jahren sein Geschäft in Ramsau geschlossen hatte, machten auch der Kulturladen, die Gastwirtschaft im Dorfzentrum und die Bank zu. Eine Gruppe engagierter Bürger startete in der Folge eine Umfrage bei den Einwohnern. Diese sprachen sich mit deutlicher Mehrheit dafür aus, einen Dorfladen aufzubauen. Sie gründeten eine Genossenschaft und jedes Mitglied zahlte 100 Euro ein, manche nicht nur für sich, sondern auch für seine Kinder. So kamen 27.000 Euro Startkapital zusammen, wie Geschäftsführerin Peckmann erzählt, die selbst zu den Gründungsmitgliedern gehört.
Der Vorstand der Genossenschaft konnte die Volksbank überzeugen, das Gebäude günstig zur Verfügung zu stellen und auch den Geldautomaten im Vorraum zu belassen. Damit kommen die Einwohner an Bargeld und können alles Wichtige einkaufen. Die ersten Jahre waren sehr mühsam, wie Peckmann erzählt. Nur dank des großen Engagements der Beschäftigten und viel Geduld hielt sich der Dorfladen über Wasser. Als Dividende gab es bei den jährlichen Sitzungen traditionell nur ein Stück Butter.
„Wir sind immer froh, wenn wir keine roten Zahlen schreiben“, sagt Peckmann. In der jüngsten Vergangenheit ging es aufwärts. Einmal blieben sogar 5000 Euro Gewinn übrig. Dafür bekam jedes Genossenschaftsmitglied eine Flasche Sekt. Aufgrund ihrer erfolgreichen Tätigkeit als Geschäftsführerin erhält Peckmann inzwischen ein etwas höheres Teilzeitgehalt. Dafür kocht und backt sie noch nebenbei für den Dorfladen. Der Mittagstisch, den sie anbietet, ist gerade bei vielen älteren und alleinstehenden Einwohnern sehr beliebt, weil sie sich so nicht selbst etwas zubereiten müssen.
Das Geschäft im Landkreis Mühldorf am Inn gehört zu 200 Dorfläden im Bundesgebiet und es ist eines von 50, die im „Dorfladen-Netzwerk“ zusammenarbeiten. Diese Vereinigung setzt sich dafür ein, die Nahversorgung im ländlichen Raum zu sichern. Ein Ziel, das auch der Sozialverband VdK unterstützt. So wird der Dorfladen bei VdK-Veranstaltungen als positives Beispiel für die Stärkung des Landlebens vorgestellt. Die 54-jährige Traudi Schletter gehört ebenfalls zur Dienstagsrunde. Sie sitzt gerne mit einem Kaffee vor dem Dorfladen und kauft regelmäßig hier ein. „Man ist bekannt“, sagt sie, „und keine Nummer.“
VdK-TV, das Videoportal des Sozialverbands VdK, zeigt ab 10. September einen Film zum Thema „Alt werden auf dem Land“. Darin wird der Dorfladen Ramsau als positives Beispiel vorgestellt. www.vdktv.de
Sebastian Heise
Schlagworte Dorfladen | Eigeninitiative | Genossenschaft
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