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Carsharing ist nur selten für mobilitätseingeschränkte Menschen geeignet. Das Projekt „gemeinsam mobil“ des Augsburger Vereins „BeiAnrufAuto“ bietet nicht nur das Fahrzeug an, sondern auch jemanden, der es fährt. „Wir wollen älteren Menschen und Menschen mit Behinderung die Mobilität zurückgeben“, sagt Vorsitzender Matthias Reinsch.
Mit geübtem Griff befestigt Reinsch den Elektrorollstuhl von Benedikt Lika, VdK-Mitglied und Augsburger Stadtrat. Zwei Gurte vorne, dann fährt der Rolli über die Rampe ins Auto. Reinsch befestigt zwei weitere Gurte am Boden, die die Hinterräder des Rollstuhls sichern. Noch einen Becken- und einen Schultergurt für den Mitfahrer – fertig!
Lika nutzt normalerweise sein eigenes Auto. Meist fährt ihn seine Mutter zu den Sitzungen im Rathaus. Doch heute hat sie keine Zeit. Seit etwa eineinhalb Jahren verfügt der Verein „BeiAnrufAuto“ über einen Caddy, der schwere Rollstühle transportieren kann. Das Inklusionsfahrzeug gehört der gemeinnützigen „PAsst! GmbH“, einem Tochterunternehmen des Fritz-Felsenstein-Hauses in Königsbrunn, die es dem Verein zur Nutzung überlässt. Auch hier gibt es ein ähnliches Carsharing-Projekt, nicht zuletzt wegen des Fritz-Felsenstein-Hauses, in dem viele Menschen mit Behinderung leben.
Taxifahrten mit einem Elektrorollstuhl sind teuer. Zwar steht Menschen mit Behinderung eine monatliche Mobilitätshilfe zur Verfügung, doch das Geld ist schnell aufgebraucht. „Das Projekt ,gemeinsam mobil‘ ist eine Bereicherung für Menschen, die Probleme mit ihrer Mobilität haben“, sagt Lika. Auch für ihn wäre es ein praktikables Modell, um seiner Stadtratstätigkeit nachzugehen. „Wenn mein Auto kaputtgehen sollte, würde ich es so machen.“
Das Projekt „gemeinsam mobil“ hat Reinsch im Herbst 2014 ins Leben gerufen. Der IT-Fachmann engagiert sich ehrenamtlich in seiner Kirchengemeinde und hat dabei beobachtet, dass Menschen mit Behinderung und Senioren oft große Hürden überwinden müssen, um beispielsweise zum Arzt zu kommen oder ein paar schöne Stunden bei Freunden zu erleben. „Meist reicht das Geld von Rentnern gerade noch aus, um das Taxi für den notwendigen Arztbesuch zu bezahlen“, berichtet er. „Für den Besuch des Enkels bleibt dann nichts mehr übrig.“
Das brachte ihn auf die Idee, „BeiAnrufAuto“ mit dem ehrenamtlichen Engagement in der Kirchengemeinde zu verbinden. Wer das Angebot nutzen will, muss Mitglied im Carsharing-Verein werden. Das kostet acht Euro im Monat. Hinzu kommt ein Zeit- und Kilometergeld, der Fahrer ist umsonst. Das ist nicht nur günstig, sondern ermöglicht auch persönliche Kontakte. Mehr als 3000 Fahrten haben die zehn bis 15 Ehrenamtlichen des Projekts in den drei Jahren seines Bestehens bereits gemacht.
Sie chauffieren Senioren und Menschen mit Behinderung zum Einkaufen, zum Arzt, aber auch mal zu einer Verabredung oder Familienfeier. „Unsere Mitfahrer gewinnen durch unser Projekt ihre Mobilität und damit ein Stück Selbstbestimmung zurück“, sagt Reinsch. „Und unsere Begleiter erhalten Anerkennung und knüpfen soziale Kontakte.“ Oft entwickeln sich auch Freundschaften zwischen dem Nutzer und dem Ehrenamtlichen.
Die Verbindung von Carsharing und Ehrenamt ist deutschlandweit einzigartig. „gemeinsam mobil“ hat unter anderem das Siegel „Bayern barrierefrei – Wir sind dabei!“ der Bayerischen Staatsregierung verliehen bekommen. Matthias Reinsch fände es schön, wenn sein Projekt Schule machen würde. „Sonst sind es ja doch nur wenige Menschen, die diesen Service genießen.“
Annette Liebmann
Schlagworte BeiAnrufAuto | Carsharing | Projekt gemeinsam mobil | mobilitätseingeschränkte Menschen | Menschen mit Behinderung
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