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Im Januar 2016 hat der Sozialverband VdK seine Kampagne „Weg mit den Barrieren!“ gestartet. Mittlerweile haben über 77.000 Menschen die Forderungen des VdK für ein barrierefreies Deutschland unterstützt. In die „Landkarte der Barrieren“ auf der Kampagnen-Webseite www.weg-mit-den-barrieren.de wurden mehr als 1700 Hindernisse eingetragen.
Am meisten fühlen sich die Menschen eingeschränkt, wenn sie nicht oder nur mühselig von einem Ort zum anderen kommen. Fast jede zweite gemeldete Barriere betrifft die Mobilität. Probleme haben die Reisenden sowohl mit dem kommunalen Nahverkehr als auch mit der Deutschen Bahn (DB).
Mehr als 600 Bahnhöfe von Schleswig bis Lindau sind mittlerweile auf der „Landkarte der Barrieren“ eingetragen. Bemängelt werden nicht erreichbare Bahnsteige, steile Treppen, fehlende Aufzüge, aber auch Höhenunterschiede zwischen Bahnsteig und Zug. Oft gibt es keine Markierungen für sehbehinderte Menschen oder keinen Hinweis auf eine Rampe. Im Internet sind die Angaben zur Barrierefreiheit eines Bahnhofs und zur Funktionstüchtigkeit von Aufzügen häufig nicht aktuell.
Auf Barrieren stoßen Reisende sowohl an kleinen als auch an großen Bahnhöfen. Ebenso sind viele U- und S-Bahn-Stationen nur schwer zugänglich. Bei Bus und Straßenbahn bereiten nicht barrierefreie Fahrzeuge die größten Schwierigkeiten. Wenn sie erst Treppen überwinden müssen, können Rollator- und Rollstuhlfahrer in das Fahrzeug nicht einsteigen. Oft klafft zwischen Bordstein und Bus eine Lücke, und es gibt keine Hilfe durch das Personal.
Nicht abgesenkte Bordsteine sind für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung eine große Hürde. Hier wurden knapp 60 Barrieren gemeldet. Ein weiteres Ärgernis sind Behindertenparkplätze. Entweder fehlen sie, sind nicht ordnungsgemäß beschildert, zugeparkt oder zu eng. Manche lassen sich nur schwer erreichen, weil sie weit weg liegen oder der Bordstein zu hoch ist. Insgesamt 80 solcher Fälle wurden auf der „Landkarte der Barrieren“ eingetragen.
Behindert fühlen sich viele Menschen auch, wenn sie bei ihren täglichen Besorgungen oder in ihrer Freizeit auf Hürden stoßen. Das betrifft den Gang zur Bank, wo fehlende oder zu steile Rampen, zu hoch angebrachte Bankautomaten und Touchscreens kritisiert werden. Nicht viel besser ist es offensichtlich in einigen Postfilialen: die Schließfächer zu hoch, die Tastatur kaum bedienbar. Mehr als 50 Barrieren in Banken und Postfilialen wurden auf der Kampagnen-Webseite eingetragen. Knapp 100 gemeldete Hindernisse betreffen das Einkaufen im Supermarkt, in einem Geschäft oder einer Apotheke. Hier sind oft Stufen zu überwinden, Türen zu schmal oder schwer zu öffnen und Aufsteller für Menschen mit einer Sehbehinderung schwer zu erkennen.
Zwar sind viele Restaurants, Bars und Cafés nicht barrierefrei, aber sie spielen auf der „Landkarte der Barrieren“ nur eine kleine Rolle: Gemeldet wurden lediglich rund 50 gastronomische Betriebe. In Schwimmbädern werden fehlende Einstiegshilfen und Behindertentoiletten bemängelt. Zehn Bäder sind eingetragen, darunter auch das eines Rehazentrums.
Ein großes Problem ist es für Patienten, wenn sie ihren Arzt oder Therapeuten nicht barrierefrei erreichen können. Das betrifft sowohl Senioren und Menschen mit Behinderung, aber auch all jene, die nur kurze Zeit in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Fast 150 Praxen wurden dem VdK gemeldet, darunter befinden sich Orthopäden und Physiotherapeuten. Auch Kliniken und Krankenhäuser sind oft nur schlecht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingestellt: Hier gibt es zwar meist Aufzüge, aber die sind manchmal nicht behindertengerecht. Kritisiert werden auch Stufen und schwer zu öffnende Türen. Insgesamt rund 20 Krankenhäuser wurden in die Barrieren-Landkarte eingetragen.
Viele Ämter, Bürgerbüros und Rathäuser sind nicht barrierefrei. Für Senioren und Menschen mit Behinderung ist das ein Ärgernis: Häufig gibt es keinen Aufzug, keine geeigneten Toiletten, keinen Zugang zu einer Gemeinderatssitzung. Fast 300 öffentliche Gebäude wurden gemeldet, darunter Wahllokale, eine Antragstelle für den Behinderten-Parkausweis und ein Integrationsfachdienst.
Hürden im Internet und in den Medien spielen in der „Landkarte der Barrieren“ nur eine Nebenrolle. Nicht einmal 20 Webseiten sind eingetragen. Die aber haben es in sich: Ob grüne Schrift auf grauem Grund, kleine Buchstaben, Bestellbuttons oder nicht barrierefreie Formulare – die Schwierigkeiten für sehbehinderte und mobilitätseingeschränkte Menschen sind oft unüberwindbar.
Meist entstehen Barrieren nicht aus böser Absicht, sondern durch mangelndes Wissen oder Unachtsamkeit. Umso wichtiger ist es, die Verantwortlichen zu sensibilisieren. So haben es viele VdK-Orts- und Kreisverbände in ganz Deutschland getan. Zusammen mit Bürgermeistern, städtischen Mitarbeitern und Senioren- sowie Behindertenbeauftragten führten sie Ortsbegehungen durch, luden zu Vorträgen, Aktionen und Veranstaltungen ein, veranstalteten Kundgebungen und machten die Presse auf das Thema aufmerksam. Landtags- und Bundestagsabgeordnete wurden mit Rundschreiben aufgefordert, sich für Barrierefreiheit einzusetzen. Bereits jetzt wurden vor Ort viele Hindernisse beseitigt.
Doch für den Sozialverband VdK gibt es auch weiterhin viel zu tun. Denn Barrierefreiheit umfasst mehr als Rampen, abgesenkte Bordsteine oder die Signaltöne an der Ampel. Barrierefreiheit bedeutet: Alle Aspekte unseres Lebens müssen so gestaltet sein, dass sie die Bedürfnisse aller berücksichtigen und damit auch von Menschen mit dauerhaften körperlichen, seelischen, kognitiven oder Sinnesbeeinträchtigungen genutzt werden können. Das gilt für öffentliche Gebäude, Wohnungen und medizinische Einrichtungen ebenso wie für Verkehrsmittel, Straßen und Plätze, aber auch für Informations- und Kommunikationsmedien.
Der Sozialverband VdK wird auf der Webseite www.weg-mit-den-barrieren.de die „Landkarte der Barrieren“ fortführen und auch weiterhin Unterschriften sammeln. Denn Barrierefreiheit ist für jeden Zehnten unentbehrlich, für jeden Dritten notwendig und für alle komfortabel. Wir alle könnten von heute auf morgen darauf angewiesen sein.
Direkt zur Landkarte der Barrieren:
Annette Liebmann
Schlagworte Barrierefreiheit | Landkarte der Barrieren | VdK-Kampagne
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