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Inklusive Theatergruppen gibt es in Deutschland einige. Doch die Freie Bühne München ist in ihrer Art etwas Besonderes. Denn Schauspieler, Regisseur und die anderen Mitwirkenden können sich ganz auf die Bühnenarbeit konzentrieren. Ein gemeinnütziger Verein macht es möglich.
Er haut auf den Tisch, flucht ins Telefon. Nicht alle seine Schimpfwörter sind zu verstehen. Doch jedem Zuschauer wird klar: Der Bankangestellte Martin Schmidt mag seinen Job überhaupt nicht. Er träumt von einem anderen Leben – wie auch alle anderen Charaktere in dem Theaterstück „Schamo: Alle bekommen eine Karte“. Es ist bereits die zweite Inszenierung der Freien Bühne München, und die Zuschauer in dem voll besetzten Rationaltheater in Schwabing folgen dem Stück gebannt.
Fünf Schaupieler stehen auf der Bühne. Zwei von ihnen haben das Down-Syndrom: Luisa Wöllisch und Dennis Fell-Hernandez, der Martin Schmidt darstellt. Das Schauspiel ist für den 25-Jährigen schon lange eine große Leidenschaft. Als „Rampensau“ würde man ihn in der Theaterszene bezeichnen. Er liebt es, sich auf der Bühne darzustellen. Auch Texthänger bringen ihn nicht aus der Fassung. Bereits als Kind spielte Dennis Fell-Hernandez in Theatergruppen. Als Erwachsener wollte er unbedingt Schauspieler werden. Nun ist sein Traum wahr geworden. Er gehört zum Ensemble der Freien Bühne München.
Großen Anteil hat daran seine Mutter Angelica Fell. Sie unterstützte von Anfang an seine Leidenschaft. 2012 organisierte sie für ihn ein Praktikum bei der inklusiven Theatergruppe RambaZamba in Berlin. Es machte ihm so großen Spaß, dass sie in München etwas Ähnliches auf die Beine stellen wollte. VdK-Mitglied Angelica Fell sprach mit ihren anderen beiden erwachsenen Kindern, mit Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen über die Idee einer inklusiven Theatergruppe – mit Erfolg: Im November 2013 wurde der gemeinnützige Verein „Freie Bühne München“ eingetragen.
Anderthalb Jahre später, im vergangenen Februar, fand die erste Premiere statt. Die Resonanz war so gut, dass sich immer mehr Unterstützer und Sponsoren fanden, was für den Erfolg des Projekts entscheidend ist. Denn während viele inklusive Theatergruppen an eine Behinderten-Werkstatt angeschlossen sind, hängt die Freie Bühne München ausschließlich am Trägerverein. Fell und ihre Vereinskollegen wollten dies so. Ihr Ziel ist ein professionelles Schauspiel. Das Team soll fest engagiert sein und sich ganz auf die Arbeit konzentrieren können.
Mit Jan Meyer konnten sie einen erfahrenen Theatermacher aus Berlin als Regisseur gewinnen. Nach seinem erfolgreichen Münchner Debüt mit „Schamo“ wird er nun sogar als künstlerischer Leiter angestellt. Meyer schätzt die Arbeit der Freien Bühne München, auch wenn es für ihn gegenüber seiner früheren Arbeit eine Umstellung bedeutete. Denn die Schauspieler mit geistiger Behinderung brauchen deutliche Anweisungen. Er müsse „klarer denken und klarer erklären“, sagt Meyer. Dies sei aber eine „sehr schöne Arbeit“.
Auch die Schauspieler ohne Behinderung machen neue Erfahrungen. So habe es einige Zeit gebraucht, „bis man sich aufeinander eingestellt hat“, berichtet Anna Schimrigk, die auch aus Berlin kommt. Andererseits seien Dennis und Luisa „unglaublich fantasievoll“ und böten sehr viele Ideen an. Das Publikum jedenfalls ist begeistert. Alle bisherigen Aufführungen waren ausverkauft. Deswegen findet die nächste Premiere im Januar 2016 im Rahmen des Projekts „Kunst und Inklusion“ des Kulturreferats der Stadt München in einem noch größeren Theater statt. Infos: www.freiebuehnemuenchen.de
Sebastian Heise
Schlagworte Theater | inlusive Theatergruppe | Menschen mit Behinderung | Down-Syndrom
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