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„Wir sind alle unterschiedlich, aber in dieser Schule halten wir zusammen.“ Was in großen, bunten Lettern an der Tür der barrierefreien Grundschule Bischofsmais in Niederbayern steht, ist nicht nur ein Spruch, sondern Tatsache: In beiden ersten Klassen werden Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet. Was vor sechs Jahren begann, hat Schule gemacht.
„Was braucht eine Hexe?“, fragt Grundschullehrerin Anke Naegeli. „Einen Hexenhut“, meldet sich Marie- Sophie. Die Lehrerin nickt und zieht aus jenem in ihrer Hand kleine Schilder mit X-Worten. Die Kinder lesen: „Xenia, Taxi, Nixe.“ X-beliebiger Unterricht mit einer x-beliebigen ersten Klasse? Nix da. Hier lernen 13 Grundschul- und acht Kinder der Christophorus-Schule, ein Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung der Lebenshilfe Regen, gemeinsam. Nicht nur im Deutschunterricht, sondern in jedem Fach. Den ganzen Vormittag, die ganze Woche.
Ein Unterschied zur gewöhnlichen Grundschulklasse: mehr Personal. Außer der Klassenlehrerin sind eine heilpädagogische Förderlehrerin, eine Schulbegleiterin, eine Kinderpflegerin und stundenweise eine Sonderpädagogin da für die Schüler. Und die halten sowieso zusammen. „Der Umgang untereinander ist der Wahnsinn“, sagt Anke Naegeli. Sie wünschte, sie könnte auch Noten für soziale Kompetenz vergeben. Denn benoten muss sie die Grundschulkinder trotz der besonderen Klassenstruktur. Lehrplan ist Lehrplan. Eine Herausforderung, aber: „Es geht.“ Gut sogar. Wichtig seien Struktur und klare Regeln. Mit ihrer Kollegin, Sonderschullehrerin Angelika Kopp, bereitet sie den Unterricht vor.
„Wir ergänzen uns super“, erklärt diese. Nicht nur die Pädagogen – auch die Kinder mit und ohne Behinderung. „Wo Grundschüler lange überlegen und sich verkünsteln, legen unsere Kinder einfach los und sind kreativ“, sagt Angelika Kopp. „Das schauen sich die anderen ab.“ Andersherum helfen die Mädchen und Jungen ohne Einschränkung denen mit geistiger Behinderung. Beim Rechnen, Schreiben, Lesen. Doch es ist weit mehr als Hilfsbereitschaft: Während des Schuljahres haben sich enge Freundschaften entwickelt.
Helmut Plenk, Zweiter Bürgermeister von Bischofsmais, stellvertretender Landrat von Regen und Kreisgeschäftsführer vom VdK Arberland, hat sich von Anfang an für inklusive Klassen, auch Partnerklassen genannt, stark gemacht. Er freut sich umso mehr, dass das Konzept aufgegangen ist. Ebenso wie Sonderschulrektorin Marion Scholz: „Die Gesellschaft hat mehr von Kindern, die sozial kompetent sind, als von denen, die nur leistungsorientiert denken.“ Weil die Grundschule mit den Partnerklassen so gute Erfahrungen gemacht hat, gibt es seit diesem Schuljahr keine reguläre erste Klasse mehr. „Zu Beginn waren da schon Ängste. Von Lehrern und Eltern“, erzählt Anke Naegeli. Doch die Bedenken haben sich in Luft aufgelöst. Die Kinder fühlen sich wohl. So unterschiedlich sie sind, so fest halten sie zusammen.
Caroline Faltus
Schlagworte Inklusion | Schule | inklusive Klassen | Partnerklassen | barrierefreie Schule | Kinder mit Behinderung
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