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Zwei Schüler aus Sonthofen haben eine Technik für sehbehinderte Menschen entwickelt: Sensoren auf dem Blindenstock erkennen Hindernisse in der Umgebung und senden akustische Signale. Dafür haben die 18-Jährigen den ersten Platz beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ erlangt – und sind damit gleichzeitig für den Wettbewerb auf Landesebene qualifiziert. Der VdK-Kreisverband Oberallgäu will die jungen Erfinder bei ihren Studien zur Alltagstauglichkeit unterstützen.
Wenn sich sehbehinderte Menschen im öffentlichen Raum bewegen, ermöglicht ihnen der Blindenlangstock, sich besser zurechtzufinden. Damit lässt sich die unmittelbare Umgebung abtasten. Die Schüler Jonas Borth und Patrick Buchenberg, die beide die 12. Klasse des Gymnasiums Sonthofen besuchen, haben das Hilfsmittel um einige technische Kniffe erweitert.
Das Gerät ist mit zwei verschiedenen Abstandssensoren ausgestattet, die zusammenspielen: Eine Technologie erkennt ein Hindernis in der Umgebung, die andere misst den Abstand zwischen Objekt und Sensor. Der Clou: Die Messungen werden in ein akustisches Signal übersetzt, das zwei Informationen auf einmal liefert. „Durch die Höhe und die Taktung des Tons meldet das Gerät dem sehbehinderten Menschen, wie weit ein Hindernis entfernt ist und wie schnell es näher kommt“, erklärt Patrick Buchenberg. „Je höher und schneller der Ton klingt, desto näher kommt das Objekt. Die Betroffenen werden also frühzeitig vor einem Hindernis gewarnt“, so der Gymnasiast. „Die Reichweite eines Blindenstocks, der mit dieser Erfindung ausgestattet wäre, läge bei bis zu fünf Metern.“ Zum Vergleich: Ein konventioneller Blindenstock tastet die Umgebung ringsherum bis auf etwa 1,5 Meter ab.
Wer sich als Laie die Entwicklung ansieht, wundert sich vielleicht, dass sie so unhandlich aussieht. Das Gerät ist in etwa so groß wie ein Tischstaubsauger – ganz klar zu sperrig, um es mit einem Blindenstock zu kombinieren. „Das ist natürlich nur der erste Prototyp der Erfindung“, erklärt Patrick Buchenberg. „Ziel ist es, das Gerät so weiterzuentwickeln, dass es einmal die Größe eines Taschentuchpäckchens erreicht, damit es ganz leicht auf einen Blindenstock gesteckt werden kann“, erklärt der Nachwuchsforscher.
Ihre Erfindung haben die zwei Schüler beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ eingereicht – mit großem Erfolg. Bei der Preisverleihung am 25. Februar hat die Jury sie mit dem ersten Platz im Fachgebiet „Arbeitswelt“ ausgezeichnet. Insgesamt 125 Nachwuchsforscher haben heuer mit 57 Arbeiten an den Wettbewerben „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ im Voralpenland teilgenommen. „Mit der Erstplatzierung sind wir unter all den Bewerbern die einzigen, die sich für den Landeswettbewerb qualifiziert haben“, freut sich Patrick Buchenberg. „Wir sind sehr stolz, dass wir eine Stufe weiter nach oben gerückt sind, denn das Niveau ist hoch.“ Doch selbst unter den Besten der Besten konnte die Erfindung überzeugen: Nach der Entscheidung beim Landeswettbewerb, die Ende März fiel, standen die beiden Sonthofener mit ihrem Blindenstock-Gerät auf Platz drei auf dem Siegertreppchen.
Die zwei Schüler bleiben trotz des überragenden Erfolgs auf dem Boden. Sie tüfteln bereits weiter. Denn jetzt kommt die Feldforschung an die Reihe.
„Der Leitgedanke unseres Projekts ist es, sehbehinderten Menschen die Orientierung zu erleichtern“, betont der Allgäuer. Die 18-jährigen Erfinder möchten im nächsten Schritt das Gerät auf seine Alltagstauglichkeit hin testen – gemeinsam mit einem Betroffenen, versteht sich. Die Jugendlichen haben bereits Kontakt zum Behindertenbeauftragten der Stadt Sonthofen aufgenommen: Mit Peter Götz haben sie zugleich den VdK mit im Boot, denn er ist auch als Kreisvorsitzender des VdK-Kreisverbands Oberallgäu aktiv.
Götz schlug als geeigneten Kandidaten VdK-Mitglied Thomas Angerer vor, der selbst sehbehindert ist. „Herr Angerer stellt sich für die Übung sehr gerne zur Verfügung“, betont Götz. Der Kreisvorsitzende war vom Forschergeist der Jugendlichen sehr beeindruckt. „Von der Planzeichnung bis hin zum Prototyp – die Schüler haben ihre Idee vorbildlich und professionell umgesetzt“, lobt Götz. Er habe auch den Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e. V. (BBSB) auf das Vorzeigeprojekt aufmerksam gemacht. „Der BBSB findet die Idee toll und hat bestätigt, dass es zwar ähnliche Erfindungen bereits gibt, aber nicht in Verbindung mit einem Blindenstock.“
Elisabeth Antritter
Schlagworte Blindenstock | Menschen mit Sehbehinderung | „Jugend forscht“ | Gymnasium Sonthofen | Hilfsmittel | Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e. V.
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