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Dekubitus ist ein großes Thema in der Altenpflege. Ein Dekubitus – das sind offene Hautstellen, die durch langes Liegen und auch durch eine falsche Lagerung entstehen – gehört zu den häufigsten chronischen Wunden. Doch wie kann dieser schmerzhafte Zustand vermieden werden? Die richtige Lagerungstechnik und regelmäßige Hautkontrollen helfen, das Risiko für Wundliegen zu minimieren.
„Ohne Druck kein Dekubitus“, betont André Lantin, Geschäftsführer der Gesellschaft für Versorgungskonzepte in der Wundbehandlung (GVW) in Stuttgart. Der Experte sagt: „Wenn auf bestimmten Körperstellen über zu lange Zeit zu viel Gewicht lastet, werden die Haut und das darunter liegende Gewebe gedrückt. Dadurch kann das Blut in diesem Bereich nicht mehr ausreichend zirkulieren, das Gewebe wird nur noch unzureichend mit Sauerstoff versorgt und stirbt langsam ab.“
Ein Dekubitus, auch Wundliegen oder Druckgeschwür genannt, sei eine chronische Wunde, die sehr unterschiedliche Größen erreichen könne und von oberflächlichen Hautschichten bis in Bindegewebsschichten und sogar bis zum Knochen reichen könne. Schon eine dauerhafte Hautrötung sei ein Alarmsignal. Um ein Wundliegen zu verhindern, helfe es, das Risiko eines Patienten richtig einzuschätzen. Menschen höheren Alters, die in ihren Bewegungen häufig stark eingeschränkt sind, seien besonders gefährdet.
Lantin erklärt: „Wenn ein Patient lange liegen muss, besteht grundsätzlich immer das Risiko, dass sich ein Dekubitus entwickelt. Unter normalen Umständen sendet der Körper über das Nervensystem Signale (zum Beispiel Schmerzen) aus. Der Körper antwortet dann mit unwillkürlichen Bewegungen, die zu einer Druckentlastung führen. Diese wichtigen Bewegungen bleiben bei Schwerkranken oder sehr schwachen Menschen oft aus. Sie können auch fehlen, wenn starke Schmerz-oder Betäubungsmittel eingenommen wurden oder jemand an einer Krankheit leidet, die das Nervensystem beeinflusst.“ Feuchte Haut durch Inkontinenz, starkes Schwitzen und mangelnde Körperhygiene begünstigten einen Dekubitus. Risikofaktoren seien auch ein zu hohes oder ein zu niedriges Körpergewicht.
Generell seien besonders die Körperstellen gefährdet, an denen die Haut direkt über dem Knochen liegt und wenig Polsterung durch Fettgewebe hat. Deshalb sollten Pflegekräfte – ob zu Hause, in einem Pflegeheim oder Krankenhaus – besonders Hinterkopf, Schulterblatt, Ferse, Knie, Beckenknochen, Kreuzbein, Steißbein und Wirbelvorsprünge regelmäßig begutachten. Insbesondere regelmäßiges Umlagern sei sehr wichtig. Falls möglich, sollte der Patient noch viele Bewegungen eigenständig machen und sein Körpergewicht günstig verteilen. „Die ständige Ermunterung zur Bewegung ist ein wichtiger Teil der Prophylaxe“, sagt Lantin.
Patienten, die sich nicht selber bewegen könnten, sollten alle zwei Stunden umgelagert werden. Für Lantin spielt aber auch eine ausreichende, ausgewogene Ernährung und Flüssigkeitszufuhr eine wichtige Rolle, um das Dekubitus-Risiko zu minimieren. Hinzu komme noch die richtige Hautpflege. „Ein Pflegepräparat muss dem zugrunde liegenden Hauttyp des Patienten, das heißt also dem individuellen Lipid- und Feuchtigkeitsbedarf seiner Haut, angepasst werden. Das bedeutet, dass niemals eine einzige Zubereitungsform allen Anforderungen sehr vieler verschiedener Patienten entsprechen kann“, erklärt Lantin.
Auch Melkfett, Vaseline oder Babyöl sind nicht zu empfehlen. Durch die Abdichtung der Hautporen kann bei diesen Produkten kein Wärmeaustausch über die Haut stattfinden. Ebenso sind alkoholische Einreibungen nicht geeignet, da Alkohol die Haut austrocknet. Bei der Auswahl geeigneter Pflegeprodukte hilft die Apotheke. Experimente in Eigenregie mit Verbänden und Salben verbieten sich. Denn sie können die Situation sogar noch verschlimmern. Wichtig ist auch, auf weiche, atmungsaktive, hautfreundliche Bettwäsche und Kleidung zu achten. Das alles trägt dazu bei, die Haut intakt zu halten.
Lantin rät pflegenden Angehörigen, beim Verdacht eines Dekubitus erfahrene, spezialisierte Pflegefachkräfte und Ärzte aufzusuchen. In vielen Städten Deutschlands gibt es Experten, die sich auf die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden spezialisiert haben. Die sogenannte Braden-Skala (1987 von Barbara Braden und Nancy Bergstrom entwickelt) helfe, das Dekubitus-Risiko eines Patienten richtig einzuschätzen.
„Mit dieser Braden-Skala wird in unseren Einrichtungen und in vielen Pflegeeinrichtungen gearbeitet“, sagt Lantin. Berücksichtigt werden bei dieser Methode etwa die Dauer und Intensität der Druckeinwirkung, die körperliche Aktivität, sensorische Fähigkeiten, die Mobilität des Pflegebedürftigen, die Hautbeschaffenheit und die Ernährung.
Weitere Tipps und Informationen erhalten Sie bei der GVW Gesellschaft für Versorgungskonzepte in der Wundbehandlung, Neckartalstraße 131, 70376 Stuttgart, Telefon (07 11) 5 77 19-800, www.wundzentren.de
Petra J. Huschke
Schlagworte Dekubitus | Wundliegen | Druckgeschwür | Umlagern
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