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Im Frühjahr ist die Gefahr, an einer Blasenentzündung zu erkranken, besonders groß. Zwar scheint nun wieder öfter die Sonne, aber abends verkühlt man sich leicht. Professor Dr. Daniela Schultz-Lampel, Urologin und Leiterin des Kontinenzzentrums Südwest am Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen, erklärt, wie es zu einem solchen Infekt kommt und was man dagegen tun kann.
Bei einer Blasenentzündung oder Zystitis ist die Schleimhaut der Harnblase entzündet. Auslöser ist meist eine Infektion mit Bakterien, die aus dem Darm in die Harnröhre gelangen. Kommen weitere Faktoren hinzu, wie beispielsweise eine Unterkühlung oder ein geschwächtes Immunsystem, haben es die Erreger leicht, sich in der Blase anzusiedeln.
Frauen sind viel häufiger betroffen als Männer, weil sie eine kürzere Harnröhre haben, die zudem in der Nähe des Darmausgangs liegt. Gefährdet sind insbesondere Schwangere und Frauen nach den Wechseljahren, weil die hormonellen Veränderungen die Schleimhaut anfälliger für Bakterien machen. „Frauen erkranken viermal häufiger an einem Harnwegsinfekt als Männer“, sagt Schultz-Lampel. Erst im fortgeschrittenen Alter steigt das Risiko einer Zystitis auch bei Männern, oft in Zusammenhang mit einer Prostatavergrößerung und einer Verengung der Harnwege.
Ebenfalls betroffen sind Diabetiker, da hohe Blutzuckerwerte über die Nieren und folglich auch über die Blase abgebaut werden. Der zuckerhaltige Urin ist ein idealer Nährboden für Bakterien. Diabetiker sollten deshalb dafür sorgen, dass ihr Blutzucker gut eingestellt ist und dass sie regelmäßig die Blase entleeren. Auch Menschen mit einer Querschnittslähmung müssen darauf achten, dass sie mehrmals am Tag die Blase möglichst vollständig entleeren. „Je leerer die Blase ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Entzündung kommt“, so Schultz-Lampel.
Eine Blasenentzündung kann sehr schmerzhaft sein: Die entzündete Blasenwand reagiert extrem empfindlich auf Druck und Dehnung. „Der Schutzfilm der Harnblase ist defekt, und die Nerven liegen blank“, erklärt Schultz-Lampel. Die Folge: Es kommt zu häufigem Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterbauch, der Urin ist trüb.
Die Fachärztin rät, eine Zystitis unbedingt medizinisch behandeln zu lassen. Spätestens, wenn sich Blut im Urin befindet, solle man den Arzt aufsuchen. Das müsse nicht gleich der Spezialist, sondern könne auch der Hausarzt sein. Denn wenn eine Blasenentzündung nicht ausheilt, kann sie immer wieder kommen – oder im schlimmsten Fall sogar zu einer Nierenbeckenentzündung führen.
Eine Nierenbeckenentzündung ist deshalb so gefährlich, weil die Bakterien aufsteigen und das Nierengewebe befallen können. Es kommt zu hohem Fieber und Schüttelfrost, die Nieren können schwere Schäden davontragen. Ein chronischer Harnwegsinfekt kann die Blasenfunktion auf Dauer beeinträchtigen. „Besser ist es, gleich zum Arzt zu gehen, als die Entzündung zu verschleppen“, bekräftigt Schultz-Lampel.
Als Therapie empfiehlt die Urologin Antibiotika, da sie bei richtiger Anwendung die Erreger komplett beseitigen und die Beschwerden rasch lindern. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen: Ein Einmal-Antibiotikum wirkt bereits nach zwei bis drei Stunden, häufiger aber werden Tabletten verordnet, die über drei bis zehn Tage eingenommen werden. Wichtig ist es, das Antibiotikum über den gesamten angegebenen Zeitraum einzunehmen, auch wenn die Beschwerden bereits abgeklungen sind.
Unterstützend zur medikamentösen Therapie hilft es, viel zu trinken, auch wenn das Wasserlassen anfangs schmerzhaft ist. Schultz-Lampel rät zu Wasser und Tee, beispielsweise Bärentraubenblätter-, Brennnessel- oder Goldrutenkrauttee. Wohltuend wirkt Wärme, zum Beispiel ein Sitzbad oder eine Wärmflasche. Bei häufig wiederkehrenden Entzündungen ist es wichtig, die Ursache dafür festzustellen. Denn auch eine Verengung der Harnröhre, eine Fehlbildung oder ein Tumor können einen Infekt begünstigen oder Beschwerden einer Blasenentzündung vortäuschen.
Erkrankt ein Patient mehrmals im Jahr, empfiehlt die Medizinerin als vorbeugende Maßnahme die Einnahme eines Langzeit-Antibiotikums. Es wird in einer niedrigen Dosis über drei bis sechs Monate verabreicht und ist laut Schultz-Lampel weitaus weniger gefährlich als eine Infektion: „Viele Patienten haben Angst vor Antibiotika. Aber eine richtige Blasenentzündung ist viel schädlicher.“
Zudem gibt es eine ganze Reihe von Heilmitteln aus der Natur, die unterstützend wirken, beispielsweise Cranberry- oder Preiselbeersaft. Beide enthalten Stoffe, die das Anheften der Bakterien an die Blasenwand verhindern. D-Mannose ist ein in Apotheken rezeptfrei erhältlicher Zucker, der die Bakterien mit dem Urin ausspült. Die Senföle von Kapuzinerkresse und Meerrettich wirken keimtötend und können als Tinktur oder Tabletten eingenommen werden.
Um künftigen Infekten vorzubeugen, können Betroffene eine ganze Menge selber tun: die Abwehrkräfte stärken, viel trinken, die Füße warm halten und regelmäßig die Blase entleeren. Gerade für Frauen ist es nach dem Stuhlgang empfehlenswert, sich von vorne nach hinten zu säubern, um so zu verhindern, dass die schädlichen Bakterien in die Harnröhre eindringen.
Annette Liebmann
Schlagworte Blasenentzündung | Zystitis
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