24. August 2014
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Für eine Demenz-Offensive in Bayern

Sozialverband VdK sieht die bayerische Staatsregierung in der Pflicht

Bayern braucht eine Demenzoffensive. Eindringlich forderten VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher, VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder und Dr. Winfried Teschauer von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft auf der Sommerpressekonferenz des VdK Bayern die bayerische Staatsregierung zum Handeln auf.

Sommer-Pressekonferenz
Auf der Sommerpressekonferenz des VdK Bayern (von links): VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder, VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher, Dr. Winfried Teschauer von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und VdK-Pressesprecherin Dr. Bettina Schubarth. | © Heise

„Die Zeit läuft uns davon“, sagte VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher vor zahlreichen Vertretern von Presse, Rundfunk und Fernsehen angesichts der steigenden Zahlen von Demenzerkrankten im Freistaat. Je nach Statistikgrundlage – die Staatsregierung spricht von derzeit 180.000 Erkrankten, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft aufgrund der neuesten Zensus-Zahlen sogar von 217.000 Demenzpatienten – wird es in 20 Jahren 300.000 bis 350.000 Betroffene geben.

„Für diese Entwicklung ist Bayern nicht gerüstet“, stellte Mascher fest. „Wir fordern eine Demenzoffensive.“ Es müsse ein verbindlicher Zeitplan erstellt werden, welche Ziele in fünf, zehn und 15 Jahren in Bayern erreicht sein müssen, um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern und zu sichern. Bisher existiert nur eine unverbindliche Beschreibung vorbildlicher Projekte in Bayern, die 2013 unter dem Titel „Demenzstrategie“ auf 100 Seiten von einer Arbeitsgruppe der Staatsregierung zusammengetragen worden sind. Die VdK-Landesvorsitzende forderte aber „Taten statt Daten“ von der Staatsregierung.

Kaum Anlaufstellen

Ein ausgebautes Netz an Beratung, Versorgung und Betreuung für Demenzpatienten suchen Betroffene und ihre Angehörige bisher in Bayern vergebens. VdK-Landesvorsitzende Mascher warnte: „Wenn die Weichen nicht bald in Form konkreter Zielvorgaben gestellt werden, bricht das jetzt schon lückenhafte System, das sich vor allem auf die kostenlose und aufopferungsvolle Familienpflege stützt, in den nächsten Jahren zusammen.“ Beim Thema Pflege sei nicht nur die Bundesregierung zuständig, stellte Mascher klar: „Auch die Staatsregierung ist in der Pflicht.“

An vielen Stellen könne der Freistaat regulierend eingreifen, wie sich beispielsweise an den steigenden Anmeldezahlen in Altenpflegeschulen nach dem Wegfall des Schulgeldes gezeigt habe. Auch das Land Hessen könnte ein Vorbild sein: In der „Charta für die Vereinbarung von Beruf und Pflege in Hessen“, verabschiedet von der hessischen Regierung und Arbeitgebern, verpflichten sich Unternehmer, ihre Arbeitnehmer bei der Organisation der häuslichen Pflege sowie einer flexiblen Arbeitsorganisation zu unterstützen. Nachahmenswert für Bayern, findet Mascher, die eine Förderung der Angehörigenpflege durch eine ähnliche Selbstverpflichtung anregte.

Bei den niederschwelligen und wohnortnahen Betreuungsangeboten wie Angehörigengruppen oder Helferkreisen sieht Mascher noch viel Nachholbedarf: Gerade einmal 500 solche Angebote gibt es im Freistaat, damit werden nur fünf Prozent der Betroffenen erreicht. Auch für die effektive mobile geriatrische Rehabilitation, die bei Demenzpatienten zu Hause stattfindet, gibt es in ganz Bayern nur zwei Anbieter. „Von einer Flächendeckung sind wir meilenweit entfernt“, kommentierte sie.

Dr. Winfried Teschauer von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, dem Kooperationspartner der aktuellen Kampagne „Große Pflegreform – jetzt!“, war zu Gast auf der VdK-Pressekonferenz. Er berichtete von den schwierigen Umständen, denen Patienten mit Demenz in Kliniken ausgeliefert sind. Elf Prozent aller Krankenhauspatienten haben die Diagnose Demenz, doch bisher sind weder die Pflegekräfte noch die Ärzte auf diese Erkrankten vorbereitet, die deshalb häufig im Alltag untergehen. Manche Familien würden ihre Angehörigen nach einem Klinikaufenthalt nicht mehr wiedererkennen, erzählte er, so verängstigt und verändert kämen diese nach Hause. Teschauer forderte mehr Betreuungskräfte für Demenzpatienten im Krankenhaus sowie die Einbindung von vertrauten Personen und ehrenamtlichen Helfern während des Aufenthalts.

VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder konnte vom großen Zuspruch berichten, den die aktuelle VdK-Kampagne erfährt, in der es um eine Besserstellung von Demenzkranken in der Pflegeversicherung geht. Acht Großveranstaltungen hat der VdK in ganz Bayern in den vergangenen Wochen dazu durchgeführt. Und alle Hallen waren voll. „Wir können etwas bewegen“, zeigte sich Pausder überzeugt. Das habe zuletzt der VdK-Erfolg bei den höheren Mütterrenten bewiesen. Ähnliches erhoffe er sich in der Pflegepolitik. „Der Sozialverband VdK wird als wichtiger Vertreter der sozialpolitischen Interessen der Bevölkerung wahrgenommen“, so Pausder. Die Basis dafür seien hohe Mitgliederzahlen. 635.000 Menschen, also mehr als fünf Prozent der bayerischen Gesamtbevölkerung, haben einen VdK-Mitgliedsausweis.

Dr. Bettina Schubarth

Schlagworte Pressekonferenz | Jahres-Pressekonferenz | Demenz | Demenzoffensive

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