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Auch in Augsburg haben Menschen mit Behinderung einen starken Fürsprecher: Benedikt Lika wurde mit einem überwältigenden Ergebnis in den Stadtrat gewählt. Das Mitglied im Sozialverband VdK rückte von Platz 35 auf Platz 8 der CSU-Liste vor und will nun in Bayerns drittgrößter Stadt für Inklusion und Barrierefreiheit kämpfen.
Lika ist der erste Augsburger Stadtrat, der im Rollstuhl sitzt. Der 32-Jährige engagiert sich bereits als Kreisvorsitzender in der Jungen Union und will nun auch in der CSU Pionierarbeit leisten: „Wer, wenn nicht ich, kann dafür sorgen, dass er durch sein persönliches Engagement das Ziel der Barrierefreiheit erreicht?“, fragt er. Seinen Wahlkampf führte er unter dem Motto „Innovativ und inklusiv“. Dass er damit fast 35.000 Stimmen holen würde, hätte er selbst nicht geglaubt: „Ich war überwältigt“, sagt er und fügt hinzu: „Dass ich gewählt wurde, ist für mich ein Zeichen, dass das Thema Inklusion in der Gesellschaft angekommen ist.“
Zu seiner neuen Wirkungsstätte kommt Lika nur auf Umwegen: Zwar hält die Tram direkt vor dem Rathaus, aber weil es dort keinen geeigneten Bahnsteig gibt, müssen Rollstuhlfahrer schon eine oder zwei Stationen früher aussteigen. Das Augsburger Rathaus ist barrierefrei, auch die Räume der CSU-Fraktion sind gut erreichbar. Das Turmzimmer der SPD kann Lika jedoch nur besuchen, wenn ihn jemand zwei Stufen hochträgt, und das Büro der Grünen liegt am anderen Treppenaufgang, wo es keinen Aufzug gibt.
Der kleinwüchsige Mann ist auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Der wiegt 160 Kilogramm und ist höhenverstellbar – eine Sonderanfertigung, „weil ich mal wieder nicht ins Schema F passe“, wie er sagt. Ins Schema gepasst hat Lika noch nie. Der Sohn eines Opernsängers ist den Weg der Inklusion gegangen, als noch niemand diesen Begriff kannte: Obwohl er mit dem seltenen Gendefekt Mukopolysaccharidose geboren wurde, besuchte er von Anfang an die Regelschule, machte Abitur, studierte Musikwissenschaft und absolvierte eine Ausbildung zum Dirigenten. Zurzeit arbeitet er an seiner Dissertation zum Thema: „Musiker und Behinderung“.
Lika bezeichnet sich als „Inklusionsaktivist“. Er hat die mehrfach ausgezeichnete Konzertreihe „Roll and Walk“ ins Leben gerufen, die es Menschen mit Behinderung ermöglichen soll, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Wenn er dirigiert, lässt er sich aufs Podium tragen, um die Neugier des Publikums zu wecken. Schon vor seiner Wahl setzte er sich für Barrierefreiheit ein und wies auf Missstände hin, unter anderem im Augsburger Behindertenbeirat.
In den kommenden sechs Jahren will sich Lika um die Themen kümmern, bei denen Nachbesserungsbedarf besteht. Zum Beispiel gibt es in Augsburg bisher keine barrierefreie Realschule, das Museum Schaezlerpalais ist nicht barrerefrei zugänglich, und auch die Rollstuhlplätze im Theater könnten mehr sein. Zudem will er sich in laufende Baumaßnahmen einbringen: „Meine Aufgabe als Stadtrat ist es, darauf hinzuweisen, wo eventuelle Barrieren entstehen könnten.“ Und er will Ansprechpartner sein für Eltern, die ihr Kind mit Behinderung eine Regelschule besuchen lassen möchten. Wie das geht, weiß er ja aus eigener Erfahrung.
Annette Liebmann
Schlagworte Inklusion | Barrierefreiheit | Benedikt Lika | Dirigent | Augsburg | CSU-Stadtrat
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