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14.12.2011 - In Bayern ist die Armutsquote bei den über 65-Jährigen von 2009 auf 2010 von 17,7 auf 19 Prozent gestiegen. Als besorgniserregend bezeichnete Bayerns VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher diese Entwicklung heute auf der Jahrespressekonferenz des VdK Bayern in München. Das bedeutet, dass etwa 435 000 ältere Menschen derzeit unter der Armutsschwelle leben müssen.
Detaillierte Zahlen liegen derzeit in Form des bayerischen Sozialberichts vor, der die Daten für 2009 auswertet. In Bezug auf diese Zahlen stellte Mascher fest: In Sachen Altersarmut liegt der Freistaat um 2 Prozent über dem westdeutschen Durchschnitt. Dabei sei nicht nur die Rotstift-Rentenpolitik für die Rentnerarmut verantwortlich. Die gerade in Bayern weit verbreiteten Niedrigeinkommen sorgen für schlechte Alterseinkünfte: Aus Niedriglöhnen werden Mini-Renten, erklärte Mascher.
Schon heute arbeiten 17,7 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in Bayern im Niedriglohnbereich. 30,7 Prozent aller vollzeitbeschäftigten Frauen erhalten nur einen Niedriglohn. Vor diesem Hintergrund relativiert sich die gute bayerische Arbeitslosenstatistik, so die VdK-Vorsitzende weiter. Sie erneuerte die Forderung des VdK nach Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns. Derzeit müsste er rund 10 Euro betragen, um eine Rente oberhalb der Grundsicherungsgrenze zu gewährleisten.
Besonders großen Handlungsbedarf für die bayerische Staatsregierung sieht Mascher in der Beseitigung der großen regionalen Unterschiede in Bayern. Das zeige das Beispiel der Rentenhöhen: Die reichen von 715 Euro für neue Altersrenten in Mittelfranken bis zu 623 Euro in der Oberpfalz. Die Armutsschwelle wird in Bayern für einen Einpersonenhaushalt mit 859 Euro angegeben. Ein Mann, der heute in Rente geht, liegt mit durchschnittlich 853 Euro bereits 6 Euro unter dieser Schwelle, eine Frauenrente mit 506 Euro sogar 353 Euro darunter. Insgesamt sind Niederbayern und die Oberpfalz die Verlierer in Sachen Rentnerarmut: Die Armutsquoten liegen hier bei 26,4 beziehungsweise 22 Prozent. Auch Oberbayern liegt mit 21,2 Prozent deutlich über dem bayerischen Durchschnitt.
In Bayern werden schon seit Jahrzehnten eher niedrige Renten ausbezahlt. Verschärft wurde die Situation aber dadurch, dass die Rentenreformen und die Inflation der letzten Jahre zu teils massiven Einbrüchen geführt haben. Alleine zwischen 2002 und 2008 bedeutete das einen realen Verlust von etwa 100 Euro für einen Durchschnittsrentner.
Armut macht krank: Ein Vergleich der regionalen Zahlen hinsichtlich Einkommen, Erwerbsminderungsrenten, Pflegebedürftigkeit und Bevölkerungsentwicklung stützen diese These. Besonders der Nordosten Bayerns ist ungleich stärker von geringem Einkommen, Einschränkungen der Gesundheit und Bevölkerungsrückgang betroffen. Der Sozialverband VdK Bayern fordert: Keine Region darf abgehängt werden! Die Staatsregierung ist in der Pflicht, gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern zu schaffen, stellte Mascher angesichts dieser Zahlen klar. Insbesondere die hohe Zahl an Erwerbsminderungsrenten in Nord-, Nordwest- und Ostbayern ist ein deutliches Indiz dafür, dass in diesen Regionen die Altersarmut in den nächsten Jahren noch signifikant zunehmen wird.
Ulrike Mascher, die auch dem VdK-Bundesverband vorsteht, zeigte sich enttäuscht von der aktuellen Politik der Bundesregierung hinsichtlich, Rente, Pflege und Gesundheit. Sie kritisierte die Vorschläge für eine Zuschuss-Rente von Sozialministerin Ursula von der Leyen als unzureichend für die Bekämpfung von Altersarmut. Bessere Instrumente seien die Wiedereinführung einer Rente nach Mindesteinkommen und die Höherbewertung von Erziehungszeiten für Kinder, die vor 1992 geboren wurden. Beides würde insbesondere der Altersarmut von Frauen vorbeugen. Generell muss die Rentenpolitik zum Grundsatz der dynamischen Rente, die Konrad Adenauer eingeführt hat, zurückkehren. Renten müssen der Lohn- und Gehaltsentwicklung folgen ohne Dämpfungs- und Kürzungsfaktoren. (Michael Pausder)
Hier finden Sie Grafiken zur Veränderung der nominalen Bestandsrenten und der realen Bestandsrenten in Bayern, zur Armutsgefährdungsquote und vieles mehr.
Mehr von der Jahrespressekonferenz des VdK Bayern finden Sie hier:
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