19. März 2018

Große Lücken in der Versorgung

VdK-Forum mit dem Thema „Altwerden im ländlichen Raum“

Ältere Menschen wollen möglichst lange zu Hause leben. Dazu sind sie auf eine gute gesundheitliche und pflegerische Versorgung angewiesen. Doch auf dem Land gibt es oft große Lücken. Das VdK-Forum widmete sich 2018 dem Thema „Allein auf weiter Flur? Altwerden im ländlichen Raum“.

Referenten, Gastgeber und Moderatorin (von links): Birgit Harprath, die durch das zweitägige Programm führte, Sabine Wenng von der Arbeitsgruppe Sozialplanung und Altersforschung, VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder, Professor Dr. Rolf G. Heinze von der Ruhr-Universität Bochum, Professor Dr. Doris Rosenkranz von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm und VdK-Präsidentin und Landesvorsitzende Ulrike Mascher. | © Johann Schwepfinger

Die Mehrzahl der VdK-Mitglieder wohnen in ländlichen Regionen, berichtete VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder in seiner Begrüßungsrede. Wer in kleinen Orten lebt, hat im Alter oft zu kämpfen. Der Hausarzt hat seine Praxis schon lange aufgegeben, Apotheke, Lebensmittelladen und Wirtshaus gibt es nicht mehr, die Pflegeangebote sind überschaubar, und der Bus in die nächste größere Ortschaft kommt nur alle paar Stunden.

Altersarmut ist oft nicht sichtbar, obwohl sie auf dem Land häufiger auftritt. „Viele Betroffene schämen sich dafür, wenig Geld zu haben“, erklärte VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher. Sie forderte: „Keine Region darf abgehängt werden.“ Gerade auf dem Land leisteten die Ehrenamtlichen des VdK hervorragende Arbeit und trügen dazu bei, das Leben von älteren Menschen zu verbessern. „Darauf können wir stolz sein“, betonte Mascher.

Koordinator ist wichtig

Professor Dr. Rolf G. Heinze von der Ruhr-Universität Bochum, Mitglied der 7. Altenberichtskommission der Bundesregierung, hat sich mit der Frage beschäftigt, wie sich lokale Sorgestrukturen entwickeln lassen. „Es gibt Regionen, die das ganz gut hinbekommen“, erläuterte er. Allerdings brauche es dazu jemanden, der Projekte anstößt und koordiniert, beispielsweise den Bürgermeister, und ein ressortübergreifendes Denken, das die Bedürfnisse der Kommune in den Mittelpunkt stellt.

Digitale Dienste, wie beispielsweise Telemedizin und soziale Netzwerke, können dazu beitragen, das Leben von Senioren auf dem Land zu verbessern. Sabine Wenng von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung in München berichtete über beispielhafte Projekte aus der Praxis: In Langenfeld in Mittelfranken haben die Bürger ein Mehrgenerationenhaus gebaut, in dem eine Tagespflege, barrierefreie Wohnungen, eine ambulant betreute WG, ein Dorfladen sowie ein offener Treff mit Mittagstisch untergebracht sind.

Professor Dr. Doris Rosenkranz von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm hat die „Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit für das Altwerden auf dem Land“ untersucht. Gerade ältere Menschen engagieren sich gerne. Sie wollen neue Kontakte knüpfen und das Gefühl haben, noch gebraucht zu werden. Wer Ehrenamtliche gewinnen will, sollte vor allem mit diesen Argumenten für sich werben, riet sie.

Ehrenamt dürfe aber kein Ersatz für hauptamtliche Arbeit sein. Um Menschen dauerhaft für freiwilliges Engagement zu begeistern, sei Planung und professionelle Betreuung notwendig. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion unter Leitung von BR-Moderatorin Birgit Harprath stellte das Publikum viele Fragen. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass das Leben auf dem Land auch Vorteile bietet – etwa das verstärkte soziale Engagement von Dorfbewohnern und die engen und langjährigen Kontakte zueinander.


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