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Selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben, bis ins sehr hohe Alter oder trotz sehr schwerer Behinderung, das ist der Wunsch der meisten Menschen. Doch, was tun im Alltag, wenn der ambulante Pflegedienst erst am nächsten Morgen wieder vorbeikommen wird, aber bereits am Nachmittag die Waschmaschine fertig und der schwere Wäschekorb in den Trockenraum im Keller zu tragen und die Wäsche dort aufzuhängen ist – und wenn Geschwister, Kinder, Enkel, Nichten oder Neffen nicht verfügbar oder nicht vorhanden sind? Was tun, wenn die Leuchtröhre über dem Handwaschbecken auszutauschen ist, oder wenn es plötzlich doch Schnee gibt und der Bürgersteig zu räumen ist, oder wenn man mit der Programmwahl beim neuen Fernseher überfordert ist, oder wenn ein Paket mit Umtauschware zur Post oder zum Paketshop zu bringen ist und vielleicht noch ein paar Dinge einzukaufen sind, oder, oder, oder? Oft sind es gerade diese vielen kleinen Bedarfe, die im Laufe des Tages, jahrein jahraus, anfallen können, deren Erledigung aber nicht auf die lange Bank geschoben werden darf. Sie stellen Hochbetagte, Schwerbehinderte und Pflegebedürftige oft vor große, teils auch nervenaufreibende Herausforderungen. In der Summe können sie dazu führen, dass ein vorzeitiger Einzug in ein Heim und die Aufgabe der eigenen Unabhängigkeit nötig werden. Mit solchen Gedanken dürften sich insbesondere ältere kinderlose Menschen und Alleinstehende tragen sowie Menschen ohne engmaschiges persönliches Netzwerk mit in der Nähe wohnenden Angehörigen und anderen Helfern aus dem Freundeskreis. Denn ambulante Unterstützungsangebote sind oft rar oder müssen lange im Voraus geplant und geordert werden.
Mit dieser Problemlage befasste sich unlängst die Stuttgarter Firma DIGITAL SUXESS AG. Der IT-Dienstleister und Softwareentwickler gründete ein Start-up und schuf eine besondere App, um hilfebedürftige Menschen und Alltagshelfer zusammenzubringen. So entstand die Comii-App, die sich seit ihrem Start am 1. Oktober 2022 steigender Beliebtheit erfreut. „Los ging es am Weltseniorentag, zunächst mit acht Wochen Probebetrieb“, betonte Florian Buschbacher im Gespräch mit der VdK-Zeitung. Der IT-Experte von Digital Suxess verwies auf die Zusammenarbeit mit Seniorencafés, mit Nachbarschaftshilfe-Netzwerken und mit Profis aus der ambulanten Versorgung bei der Entwicklung der Comii-App. Ideelle Unterstützung erfährt das Unternehmen aber auch durch den Sozialverband VdK, durch die Stuttgarter Hochschule für Gesundheitsökonomie, durch die Agentur Deutscher Arztnetzwerke und weitere Stellen. „Auch die Stadt Tübingen zeigte schon Interesse“, strich Florian Buschbacher heraus.
Nach nur wenigen Monaten nutzen bereits über 400 hilfebedürftige Menschen diese App und rund 630 Alltagshelfer sind registriert. „Und täglich werden es mehr“, so Buschbacher. In Baden-Württemberg kommt die Comii-App sowohl im Großraum Stuttgart inklusive Esslingen, als auch in Heidelberg und weiteren Orten im Rhein-Neckar-Kreis, als auch im Raum Reutlingen/Tübingen/Mössingen sowie in Balingen zum Einsatz. „Selbst im Westen von Berlin und im Ruhrgebiet gibt es Nutzer“, hob der Start-Up-Mitarbeiter gegenüber der Redaktion hervor und verwies auf die bundesweite Ausrichtung der Alltagshilfe-App. Diese App sei sowohl für Menschen mit unterschiedlichstem Hilfebedarf als auch für Menschen, die gerne als Alltagshelfer tätig sein wollen, interessant. Denn die beiden Personengruppen sollen sich schließlich finden. „Auch für rüstige Rentnerinnen und Rentner oder für Studierende, die einerseits helfen und sich andererseits etwas dazu verdienen wollen, kommt die Comii-App in Frage“, stellte Florian Buschbacher klar und fügte hinzu: „Jeder ab 18 kann sich als Helfer registrieren lassen.“
Zunächst lädt man sich die App aus einem App-Store herunter. Dann registrieren sich einerseits die hilfebedürftigen Senioren und Schwerbehinderten mit persönlichen Angaben wie Adresse, Handynummer und Zahlungsdaten in ihrem Sektor der Comii-Senioren-App. Auf der anderen Seite tragen sich die Alltagshelfer in der Comii-Alltagshelfer-App ein und geben zugleich die Bereiche an, in denen sie für kleine Dienste zur Verfügung stehen können – beispielsweise Gartenarbeit, Hausarbeit, Einkaufshilfe, Begleitung zum Arzt, IT-Hilfe. Selbst „Unterstützung bei Vertragsangelegenheiten“ könne markiert werden, sagte Buschbacher und verwies auf Personen, die beispielsweise bei Kontakten zu Behörden, Versicherungen, Anwälten und ähnlichen Stellen unterstützen wollen. Damit keine „Schluris“ weitervermittelt werden, hat die App nicht nur eine Bewertungsfunktion, sondern sie wurde auch unter Konsultation der Kriminalpolizei entwickelt, um die Senioren zu schützen und um die Alltagshelfer nach Bankenstandard, Stichwort Geldwäsche, zu authentifizieren“, hob Florian Buschbacher beim Besuch der VdK-Landesgeschäftsstelle ausdrücklich hervor. Zudem können die Alltagshelfer ihr polizeiliches Führungszeugnis in die App hochladen und den Hilfebedürftigen so eine Entscheidungshilfe geben. Darüber hinaus können die Senioren ihre „Lieblingshelfer“ markieren, so dass diese Personen beim nächsten Hilfebedarf bevorzugt angefragt werden. Überhaupt ist die Comii-App eine nachhaltige Sache, denn die Helferinnen und Helfer werden stets per GPS und in einem Radius von zirka zehn Kilometern ermittelt, sodass beide Personengruppen im Zeitrahmen von maximal 30 Minuten zusammenkommen können. „Außerdem werden An- und Abfahrt nie in Rechnung gestellt“, stellte Buschbacher beim Gespräch klar und ergänzte: „Kosten für den Hilfebedürftigen entstehen erst beim Kontakt vor Ort. Erst dann läuft die Uhr.“ Dann werden für die erste halbe Stunde 12,50 Euro fällig und für jede angefangene Viertelstunde 6,25 Euro, maximal 25 Euro für die ganze Stunde. Es wird stets eine Zeiterfassung in der App aktiviert, um die Rechnung passgenau erstellen zu können, aber auch um im Fall der Fälle mal eine Nachweisfunktion zu haben, beispielsweise für die Versicherung. Apropos Rechnung: Die wird dem Hilfebedürftigen per Comii-App übermittelt und sogleich per in der App hinterlegter Bankverbindung beglichen. Die Nutzung der Comii-App als solche ist für die Senioren und Behinderten drei Monate kostenfrei. Danach beträgt die Gebühr 4,99 Euro pro Monat, wobei monatlich gekündigt werden kann.
Wer kein Smartphone hat und den Weg zu den ausgewählten Alltagshelfern trotzdem finden möchte, kann eine Vertrauensperson bitten, sich zu registrieren. „Denn eine Beauftragung durch Dritte ist möglich“, bekräftigte der IT-Experte. So könnte zum Beispiel die in der Comii-App registrierte und in Freiburg lebende Tochter für ihre Eltern im Odenwald via App eine Begleitung zum Arzt beauftragen, sofern die Kontaktdaten der Eltern ebenfalls in der App hinterlegt sind. „Durch die GPS-Funktion wird dann nur nach möglichen Helfern im Odenwald, in der Nähe zum Wohnort der Eltern, gesucht.
Fazit: Die Comii-App kann schwerbehinderten, pflegebedürftigen und hochbetagten Menschen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit bewahren. Zugleich erfolgt eine Entlastung der professionellen Pflegekräfte von Haushaltsaufgaben sowie eine Entlastung von Angehörigen. Und rüstige Rentner, Studierende und andere Hilfewillige können die App kostenlos nutzen, anderen Menschen helfen und, wenn sie mögen, etwas dazuverdienen. Lediglich bei Rechnungstellung werden beim Alltags-Helfer 9,5 Prozent dieses Betrages fällig, zur Zahlung der Abwicklung sowie des Zahlungsdienstleisters. Weitere Informationen finden sich unter www.comii.de im Internet. Außerdem steht Florian Buschbacher telefonisch (0 74 34) oder per E-Mail info@comii.de für Auskünfte zur Verfügung.
bü
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