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Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland haben Schulden. Bei gut jedem zehnten Erwachsenen sind die Ausgaben dauerhaft höher als die Einnahmen. Überdurchschnittlich stark zugenommen hat nach Angaben der Wirtschaftsauskunft Creditreform die Altersüberschuldung. Vier von fünf neuen überschuldeten Personen waren 2017 älter als 50.
Diese Entwicklung ist auch in den Schuldnerberatungsstellen spürbar. Hier werden immer mehr ältere Menschen in teilweise erschreckenden Notlagen vorstellig, deren Rente nicht zum Leben reicht. Susanne Wilkening, Leiterin einer Schuldner- und Insolvenzberatung der Arbeiterwohlfahrt in Berlin, hat viele Frauen und Männer im Rentenalter begleitet, die durch Schicksalsschläge in große finanzielle Nöte gerieten. „Eine 67-Jährige lebte zwei Jahre ohne Strom. Ein alter Mann wusch seine Wäsche in der Badewanne, mit kaltem Wasser. Erst als er Knieprobleme bekam, fand er den Weg zu uns“, berichtet die Schuldnerberaterin.
Diese Beispiele seien exemplarisch dafür, dass die meisten Menschen sehr lange warten, ehe sie sich Hilfe suchen. Zuerst würden sie versuchen, allein irgendwie mit ihrer Situation fertigzuwerden. Hinzu komme die Scham und bei vielen auch der Stolz, fremde Hilfe anzunehmen. „In den Statistiken tauchen auch nur diejenigen auf, die als Schuldner erfasst sind. Die Dunkelziffer ist sehr hoch“, so Susanne Wilkening.
Viele schränken sich jahrelang massiv ein, ehe sie Hilfe suchen. Sie sparen beim Essen, können sich keine leisten, gehen aus Angst vor den Kosten nicht mehr zum Zahnarzt oder nehmen eine Behandlung nicht wahr, weil sie sich die Zuzahlung nicht leisten können. Vermutlich werde die Zahl der älteren Menschen in finanzieller Not in den nächsten Jahren noch weiter ansteigen. Nach aktuellen Umfragen erwarten vier von fünf Bundesbürgern, dass sie mit ihrem Alterseinkommen gar nicht oder nur schwer über die Runden kommen werden.
Die Gründe, weshalb Menschen zu Schuldnern werden, sind sehr unterschiedlich. Viele Ältere geraten durch die sinkenden Neurenten in diese Situation. Demgegenüber stehen steigende Mieten sowie Ausgaben für Strom und notwendige Dinge. Auch gesundheitliche Einschränkungen führen in vielen Fällen dazu, dass Menschen früher und gezwungenermaßen in Rente gehen müssen.
In der Beratung von Susanne Wilkening sitzen auch viele Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und wegen Kindererziehung und Pflege ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen mussten. Sie müssen mit so kleinen Renten leben, dass sie oft nicht mehr wissen, wie sie ihre Ausgaben in den Griff bekommen sollen.
Irgendwann kommt für viele Menschen ein Punkt, wo es nicht mehr weitergeht. „Sie merken, dass sie trotz aller Bemühungen, zu sparen, nicht von den Schulden herunterkommen. Sie fürchten, ihre Wohnung zu verlieren, auf der Straße und im Elend zu landen“, so Schuldnerberaterin Susanne Wilkening. Doch so verfahren es auch scheint, Hilfe gibt es in jedem Fall.
„Es gibt immer einen Ausweg“, sagt Wilkening und fügt hinzu: „Gehen Sie zu einer staatlich anerkannten, gemeinnützigen Schuldnerberatungsstelle.“ Diese arbeitet kostenlos und vertraulich und unterscheidet sich von kommerziellen Anbietern, da sie keine wirtschaftlichen Interessen verfolgt. Im ersten Termin mit dem Schuldnerberater geht es darum zu erfassen, wie groß das Problem ist und wie die Schulden entstanden sind.
Der Experte verschafft sich einen Überblick:
Wenn nötig, hilft der Berater bei Sofortmaßnahmen und veranlasst beispielsweise die Einrichtung eines Pfändungsschutzkontos oder legt Widerspruch gegen Mahnbescheide ein.
Die Versuchung, mehr zu kaufen, als man sich eigentlich leisten kann, ist heute größer denn je. Auch Personen mit geringem Einkommen können Waren und Dienstleistungen erwerben, ohne direkt bezahlen zu müssen. Sonderangebote, Rabatt- und Ratenkäufe, Online-Schnäppchen und Kreditversprechen verlocken zum Kaufen, denn – so ein Werbeslogan – „das Costa fast gar nix!“
ikl|VdK Deutschland
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