9. Mai 2022
VdK-Forderungen für die Nächstenpflege
Nächstenpflege braucht Kraft und Unterstützung.
Der Wunsch nach mehr Unterstützung in der Nächstenpflege ist groß. Doch dieser Wunsch bleibt oft unerfüllt – aus verschiedenen Gründen. Zahlreiche Faktoren begrenzen die Inanspruchnahme von bestehenden Leistungen. Um pflegende Angehörige endlich ausreichend zu unterstützen, nehmen wir die Politik mit unseren Forderungen in die Verantwortung.
Mehr Hilfe im Haushalt, bei der Pflege und bei der Betreuung!
Pflegende Angehörige ersticken in Bürokratie, viele ihnen zustehenden Leistungen werden gar nicht in Anspruch genommen. Der Sozialverband VdK fordert ein Nächstenpflege-Budget, in dem alle Leistungen gebündelt werden – frei wählbar, unbürokratisch, transparent und niedrigschwellig.
Wir fordern von der Politik:
- Ein Nächstenpflege-Budget, in dem die Kurzzeit-, Verhinderungs- und Tagespflege sowie der Entlastungsbetrag enthalten ist.
Das Leistungsgeschehen muss deutlich vereinfacht und Leistungen müssen gebündelt werden zu einem Budget. Damit kann der Pflegende selbst entscheiden, wofür er es einsetzen möchte und hat das Maximum an einem Geldbetrag zur Verfügung. Denn Pflege-Haushalte wissen, was gut für sie ist und wie viel sie von welcher Leistung benötigen. Sie müssen dann nur noch einen Betrag und die Ausgaben im Auge behalten, statt wie bisher für viele verschiedene Leistungsbeträge. Auch Zuzahlungen können damit kompensiert werden.
- Ein Nächstenpflege-Budget auch für unprofessionelle Helfende.
Pflege-Haushalte wissen, wer ihnen am besten helfen kann. Sie brauchen „mehr Nächste für die Nächstenpflege“. So braucht es für den Entlastungsbetrag, der auch für hauswirtschaftliche Hilfen eingesetzt werden kann, keine qualifizierte Fachkraft mit einer Ausbildung. Es muss möglich sein, dass Hilfen auch durch Nachbarn oder Freunde erbracht und dafür Pflegeleistungen abgerufen werden können.
- Ein Nächstenpflege-Budget, das unkompliziert abrufbar ist.
Die Zusammenfassung der einzelnen Leistungen stoppt den Bürokratie-Irrsinn.
- Eine unabhängige Pflegeberatung vor Ort für alle.
- Einen Anspruch auf einen Tagespflegeplatz – genau wie es ihn auf einen Kindergartenplatz gibt.
- Mehr Hilfe im Haushalt, bei der Pflege und bei der Betreuung.
Um die Überbelastung pflegender Angehöriger zu verhindern, muss es in ganz Deutschland ausreichend Plätze in der Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege geben sowie spezielle Reha-Angebot für die Pflegenden. So gibt es deutschlandweit noch immer zu wenige Betreuungsdienste, die kostengünstiger als Pflegedienste sind und viele Bedarf der Pflegehaushalte befriedigen können. Die für Entlastungsleistung vorgesehenen Dienstleister sind rar gesät, weil die Anforderungen an sie je nach Bundesland zu hoch sind.
- Mehr Zeit zum Pflegen ohne finanzielle Sorgen.
Mehr als jeder Dritte pflegende Angehörige gibt seine Erwerbsarbeit auf oder reduziert sie. Wir fordern einen finanziellen Ausgleich wie beim Elterngeld.
- Mehr Rente für pflegende Angehörige.
Bessere Anerkennung der Nächstenpflege durch zusätzliche Rentenpunkte.
Lesen Sie hier mehr über die Hintergründe für unsere VdK-Forderungen!
Der Ehrenvorsitzende des Sozialverbands VdK im Videointerview
Roland Sing über die Missstände in der Nächstenpflege - und sein Appell an die Politik
Entlastungsbetrag nutzbar machen!
Der Entlastungsbetrag von 125 Euro steht pflegebedürftigen Menschen ab Pflegegrad 1 (bis 5) zu für Betreuung und Unterstützung im Haushalt. Die VdK-Studie hat offen gelegt, dass nur 23% aller leistungsberechtigten Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg dieses Angebot nutzen. In diesem Videointerview erläutert der Ehrenvorsitzende des Sozialverbands VdK Baden-Württemberg Roland Sing im Gespräch mit der Moderatorin Nina Foto die Hintergründe hierzu. Roland Sing appeliert an die Politik, die büroktarischen Hürden zu senken und macht konkrete Lösungsvorschläge.
Mehr unabhängige Beratung in der Nächstenpflege!
Durchschnittlich 80% aller leistungsberechtigten Pflegebedürftigen nutzen die ihnen durch die Pflegeversicherung angebotenen Unterstützungen gar nicht. Ein Grund: Die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen blicken im Leistungsdschungel aufgrund der hohen bürokratischen Hürden gar nicht mehr durch. Mehr unabhängige Beratung könnte hier direkt Abhilfe schaffen! Über dieses Thema spricht Moderatorin Nina Foto in diesem Video mit dem Ehrenvorsitzenden Roland Sing, seit Jahrzehnten sozialpolitischer Akteur im Bereich der Pflege.
Pflege darf nicht arm machen!
Roland Sing, Ehrenvorsitzender des Sozialverbands VdK, ist seit Jahrzehnten ein wichtiger sozialpolitischer Akteur in Deutschland. Auch ehrenamtlich setzt er sich seit vielen Jahren für soziale Gerechtigkeit ein - in den Jahren 2011-2020 unter anderem als Landesverbandsvorsitzender des Sozialverbands VdK Baden-Württemberg e.V., wofür er erst kürzlich von Ministerpäsident Winfried Kretschmann den Landesverdienstorden überreicht bekam. Auch bei der Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung war er ganz nah dabei. Im Gespräch mit Moderatorin Nina Foto erläutert er, welche Webfehler die 1995 ins Leben gerufene Pflegeversicherung seiner Meinung nach hatte und noch immer hat! Er appelliert an die Politik, die Pflegereform nun ernsthaft anzugehen und macht Vorschläge, was es zu verbessern gilt.