1. Februar 2022
    Beratungsfall des Monats

    Schlafdrops oder Schlafapps? – Gibt’s wirklich was Neues zum Einschlafen?

    30 Prozent der Menschen in Deutschland klagen über schlechten Schlaf und jeder Zehnte hat eine echte Schlafstörung. „Schlafstörungen können sich negativ auf die eigene Leistungsfähigkeit auswirken, sowie das Risiko für Herzinfarkt und Schlag-anfall erhöhen“, informiert VdK-Patientenberaterin Greta Schuler. In der VdK-Patientenberatung kommt das Thema regelmäßig auf, so auch in diesem konkreten Fallbeispiel:

    Müder Mann gähnt
    Krankenkassen bieten unterschiedliche Leistungen und Services, wenn es um das Thema Schlafstörungen geht - nachfragen kann sich lohnen! | © Unsplash / Sammy Williams

    Mitglied Selma K. ruft bei der VdK Patienten- und Wohnberatung in Stuttgart an. Denn: Ihre 50-jährige Tochter, Mitarbeiterin einer großen Stuttgarter Klinik, klagt seit Wochen über Ein- und Durchschlafstörungen. „Sie war schon immer eine schlech-te Schläferin“, sagt Frau K. „Aber mit Beginn der Wechseljahre und durch den An-stieg der Belastungen im Job sowie durch Corona wurde es viel schlimmer.“ Nun hat Frau K. von einer Einschlaf-App gelesen, die sehr hilfreich beim Einschlafen sein soll und die nicht sehr teuer ist. Sie möchte wissen, ob und für wen solche Apps Sinn machen. Außerdem fällt ihr aktuell etliche TV-Werbung auf, die den Ver-brauchern mit Nahrungsergänzungsmitteln zum besseren Einschlafen große Ver-sprechungen macht.

    „Eine App, ein Nahrungsergänzungsmittel oder beides zusammen, was könnte der Tochter helfen?“, fragt sie die VdK-Patientenberaterin. Greta Schuler steht Schlafapps eher kritisch gegenüber: „Da ist der Markt bereits sehr unübersichtlich“, gibt sie zu bedenken. Schlafapps wollen unseren Schlaf optimieren, nachdem sie unsere Schlafqualität ermittelt haben. Dazu zeichnen sie eigene Aktivitäten im Schlaf auf, messen Geräusche – schnarcht beispielsweise der Partner oder knirscht man mit den Zähnen? Und sie wollen die Nutzerinnen und Nutzer mit sanfter Mu-sik, Meditation oder beruhigenden Klängen sanft in den Schlaf bringen. Aber Schlaf und Schlafgewohnheiten sind sehr individuell. Ob Einschlafhilfe, Schlafsta-tistik oder intelligente Weckfunktionen, was dem einen hilft, wird der anderen Per-son auf die Nerven gehen und vielleicht weiteren Stress verursachen. Und: „Will man wirklich die ganze Zeit das Smartphone unters Kopfkissen legen?“, gibt Schuler zu bedenken. Für die Wirksamkeit fehlen vielfach Belege. Außerdem sind die meisten Schlafapps in der kostenlosen oder kostengünstigen Variante sehr be-grenzt in ihrem Angebot. Oft müssen sie als kostspieliges Abo gekauft werden, da-mit alle Funktionen nutzbar sind.

    Auch Nahrungsergänzungsmittel versprechen viel. Doch Verbraucherschutzorga-nisationen weisen darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Pflanzenextrak-ten und Nährstoffkonzentraten nicht automatisch harmlos sind – die wissenschaftli-che Bewertung stehe hier noch aus. „Es ist nicht klar, wie sicher diese Produkte sind, beispielsweise kann sich bei einer sehr hohen Dosierung von Baldrian die Wirkung umkehren und Unruhe einstellen“, gibt Greta Schuler zu bedenken. Bei einem Präparat mit Melatonin muss dringend darauf hingewiesen werden, dass es Wechsel- und Nebenwirkungen im Zusammenhang mit anderen Medikamenten oder Alkohol geben kann. Auch vom Autofahren oder dem Bedienen von Maschi-nen wird nach der Einnahme abgeraten. „Werbung darf nicht in die Irre führen“, stellt die Beraterin klar und ergänzt: „Für Melatonin ist die Aussage zugelassen, dass es dazu beiträgt, die Einschlafzeit zu verkürzen.“ Vor der Einnahme von Nah-rungsergänzungsmitteln oder dem Kauf eines „Schlaf-Abos" sollte mit der Hausärz-tin gesprochen werden, rät die VdK-Patientenberaterin. Denn: Vielleicht gibt es ei-nen medizinischen Grund für die Schlafprobleme? Eventuell spricht sogar etwas gegen die Einnahme von Nahrungsergänzungen? Vielleicht rät die Ärztin auch et-was ganz Anderes und spricht über Stressbewältigung oder überweist für weitere Diagnostiken an die Frauenärztin, an den Internisten oder an ein Schlaflabor.

    VdK Tipp:

    Manche Krankenkassen bieten ihren Versicherten kostenfreie Schlaftrainings oder Stressbewältigung an, die als Apps auf digitale Endgeräte geladen werden können, und die auf den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie funktionieren. Ziel ist, die Schlafqualität zu erhöhen und mit Übungen oder Informationen das Wissen über Schlaf, Entspannung und Schlafverhalten zu verbessern. Außerdem werden die Kosten von einigen geprüften digitalen Gesundheitsanwendungen von den Kassen übernommen. „Es gibt sozusagen bei Bedarf eine zertifizierte App auf Re-zept – Nachfragen Krankenkassen oder Ärzten lohnt sich“, so Schuler abschlie-ßend.

    Schlagworte Schlaflosigkeit | Schlafstörungen | Schlafprobleme | Beratungsfall des Monats | Greta Schuler

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