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Erste Hilfe ist nicht nur für den Körper wichtig, sondern auch für die Seele. Herzdruckmassage und stabile Seitenlage haben schon vielen Menschen das Leben gerettet. Gelernt und regelmäßig aufgefrischt, wird dies in Erste-Hilfe-Kursen vor dem Führerschein, während der Berufsausbildung oder in Schulungen für betriebliche Ersthelfende. Wie reagiert man aber am besten, wenn ein Familienmitglied, Freunde oder Freundinnen, Bekannte oder Kollegen in eine psychische Krise geraten ist? Wie kann man in einer seelischen Notlage stabilisieren? Wenn nicht 112, wen kann man anrufen?
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Maria P. ist engagiertes VdK-Mitglied in einem großen Kreisverband in Südbaden und telefoniert mit der VdK Patienten- und Wohnberatung Baden-Württemberg in Stuttgart: Verstärkt durch die Bestimmungen rund um Covid-19 erlebt sie momentan einige Mitglieder zutiefst verzweifelt. Gefühle wie Einsamkeit und die Angst vor Erkrankung beschäftigen diese Menschen. Familienfeste fehlen und feste Rituale wie Kaffeenachmittage oder Weihnachtsfeiern bei den Ortsverbänden entfallen. In den kleinen Dörfern im Schwarzwald haben die kleinen Läden längst geschlossen. Doch, wo sollen sich Menschen begegnen? Gottesdienste und gemeinsam musizieren im Musikverein? – Fehlanzeige! Und nun kommt der nächste Lockdown vor Weihnachten. Frau P. sieht die Not und möchte helfen und spricht mit VdK-Patientenberaterin Greta Schuler über Hilfsangebote für Menschen in psychischen Krisen.
Schuler informiert: Vor allem in Zeiten großer Verunsicherungen sind seelische Störungen, Krisen und Ausnahmezustände häufig. Sie kommen in allen Lebensbereichen, allen Altersstufen und in allen sozialen Schichten vor. „Anders als bei körperlichen Notfällen sind seelische Ausnahmezustände leider noch oft tabuisiert und Berührungsängste sind hoch“, betont die Beraterin. Diese Umstände führen, so Greta Schuler dazu, dass die notwendige Hilfe oft zu spät kommt, mit langfristigen negativen Auswirkungen für die Gesundheit der Betroffenen, ihrer Angehörigen oder ihres sozialen Umfelds. „Erste Hilfe ist auch für die Seele notwendig – je früher, umso besser“, betonte die VdK-Mitarbeiterin. Sie ist dankbar für Frauen wie Maria P, die in diesen Zeiten die Notwendigkeit zu helfen sehen und tatkräftig angehen. Deshalb weist sie die ehrenamtliche VdK-Mitarbeiterin auf unterschiedliche Angebote hin, die Menschen qualifizieren als „Ersthelfende für psychische Problemlagen“ tätig zu werden. Manche Volkshochschulen bieten Qualifizierungsangebote und Workshops an, Institutionen wie die Deutsche Depressionshilfe informieren und in Mannheim gibt es ein Institut MHFA (MHFA steht für medical health first aid – also Erste Hilfe für seelische Gesundheit). Dieses Institut schult in Anlehnung an ein lange erprobtes Konzept aus Australien Ersthelfende für seelische Krisen. Mittlerweile kann man diese Kurse auch online buchen.
Informationskurse für Helfende verbessern Wissen über psychische Gesundheit, vermindern stigmatisierendes Verhalten und steigern das Vertrauen in die eigene helfende Kompetenz oder zeigen Grenzen der eigenen Möglichkeiten auf. „Fürs erste ist es immer hilfreich zu wissen, welche Angebot es für Krisen vor Ort gibt und wie die Zugangswege zu diesen Angeboten sind“, unterstreicht Schuler. Sie stellt für Frau P. ein paar wichtige Telefonnummern für Krisensituationen und Notfälle zusammen. Damit ausgerüstet wird Maria P. nun vor Ort ihre VdK-Mitglieder ermutigen, diese Angebote in Krisensituationen zu nutzen.
VdK-Tipp:
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat ein Info-Telefon Depression unter der Nummer (0800) 334 45 33 eingerichtet. Es ist immer erreichbar montags, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr. Die Hotline ist kostenlos und informiert Betroffene und Angehörige über Anlaufstellen bei psychischen Problemen.
Im Online-Forum Depression tauschen sich Betroffene aus: https://www.diskussionsforum-depression.de/forum-depression/
Das Land Baden-Württemberg hat eine Hotline für Menschen mit psychischen Belastungen eingerichtet. Unter der kostenfreien Nummer (0800) 377 37 76 gibt es psychosoziale Beratung. Die Expertinnen und Experten stehen dort täglich von 8 bis 20 Uhr zur Verfügung.
Die Evangelische Landeskirche sowie die Diakonie Württemberg verweisen auf die Telefonseelsorge Stuttgart e.V. Diese unterstützt unter der Telefonnummer: (0800) 111 01 11 oder (0800) 111 02 22 rund um die Uhr Menschen in Krisen und anderen psychischen Notlagen. Die Nummer ist gebührenfrei.
Die Katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart hat zwei Krisentelefone eingerichtet. Unter der Telefonnummer (07472) 169 10 10 oder (07472) 169 10 20 sind montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr die Krisentelefone erreichbar. Es wird jedoch auch auf die oben genannte Telefonseelsorge verwiesen: https://www.deutsche-depressionshilfe.de
Die „Nummer gegen Kummer e.V.“ (NgK) ist der Dachverband des größten kostenfreien, telefonischen Beratungsangebots für Kinder, Jugendliche und Eltern in ganz Deutschland. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, für alle Kinder und Jugendlichen, deren Eltern und andere Erziehungspersonen Gesprächspartner zu sein – besonders dann, wenn andere fehlen. Junge Menschen finden so telefonisch am Kinder- und Jugendtelefon unter 116 111 und online bei der E-Mail-Beratung Trost, Rat, Hilfe und Unterstützung.
Müttern, Vätern oder Großeltern sowie anderen Erziehenden steht mit dem Elterntelefon unter (0800) 111 05 50 ebenfalls ein qualifiziertes Beratungsangebot zur Verfügung. Die Beraterinnen und Berater der „Nummer gegen Kummer“ sind erste Ansprechpartner bei allen Fragen, Problemen und insbesondere in kritischen Situationen. Bei Bedarf öffnen sie den Weg zu weiteren Hilfen.
Und: Krisendienste und Beratungsstellen in Ihrer Region finden Sie unter der Postleitzahlen-Suche der Deutschen Depressionshilfe: https://www.deutsche-depressionshilfe.de Gerne hilft Ihnen bei der regionalen Suche auch die VdK Patienten- und Wohnberatung Baden-Württemberg in Stuttgart weiter. Deren Kontaktdaten finden sich im Kasten rechts oben auf dieser Seite.
Abschließend noch ein Hinweis der VdK-Patientenberaterin Greta Schuler: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine Kliniken und Angebote empfehlen können und auch keine zeitnahen Termine vermitteln“.
bü
Schlagworte Psyche | Seele | Kummer | Seelsorge | Notfalltelefon | Greta Schuler | Patientenberatung | VdK-Patientenberatung | Depression | Psychische Belastung
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