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Mit dem Start in 2022 haben sich viele Menschen wieder vorgenommen, sich gesünder zu ernähren oder auch Gewicht abzubauen. Gerade am Jahresbeginn gibt es eine Flut von entsprechenden Angeboten – darunter auch viele sogenannte Detox- oder Entschlackungsangebote. Diese sollen nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern sie versprechen den Körper zu „entschlacken“ oder zu „entgiften“. Glaubt man vielen Magazinen und einschlägigen „Gesundheitsseiten“ im Netz, sind Schlacken Ablagerungen, die den Darm, die Blutgefäße und die inneren Zellwände verstopfen und den Menschen „vergiften“. Entsprechend werden in besagten Medien auch gleich Hilfen in Form von Tees, Suppen, Pillen und sonstigen Mitteln angeboten – zumeist nicht gerade günstig.
Auch Frau E. hat sich von so einem Angebot inspirieren lassen und wendet sich an die VdK-Patientenberatung in Stuttgart mit der Frage, ob die Detox- oder Entschlackungsangebote sinnvoll und zielführend sind. Frau E. zeigt dazu einen Bericht, in dem zu lesen ist, dass Schlacken Abfallprodukte von Lebensmitteln, Alkohol und Umweltgiften seien, die aufgenommen würden und sich in den Darmzotten ablagerten. Der Körper könne diese nicht mehr abbauen. Dazu betont VdK-Patientenberaterin Monika Müller: „Bisher ist es nicht gelungen, ‚Schlacken‘ im Körper nachzuweisen.“ Es gebe dazu keine Evidenz, sprich keinen Beweis, was bedeute, dass es keine wissenschaftlichen Studien gebe. Mit den Detox- oder Entschlackungsprogrammen werde gesunden Menschen suggeriert, dass ihr ungesunder Lebensstil mit Rauchen, falscher Ernährung und Alkohol sowie Umweltgiften dazu geführt habe, dass ihr Körper Gifte oder eben auch Schlacken ansammele. Und mit Hilfe eines Detox-Programms würden diese Gifte und Schlacken aus dem Körper entfernt. Doch, wie genau das funktionieren soll, wird im erwähnten Artikel nicht beschrieben. Auch was mit dem Begriff „Schlacken“ konkret gemeint ist, bleibt offen.
„Dieser Artikel zeigt beispielhaft auf, dass insgesamt die Informationen zu Detox zu wenig konkret sind“, sagt Müller. Es würden unzählige Schadstoffe angenommen, die mit Hilfe von Detox auf unbekannten Wegen entfernt würden. „Es ist weder nachgewiesen, ob sich Schlacken überhaupt im Körper ansammeln und gesundheitliche Probleme verursachen, noch ob sich mögliche Schadstoffe dadurch wirklich entfernen lassen“, so die VdK-Patientenberaterin. „Bisher wurden keine Studien gefunden, die einen gesundheitlichen Vorteil von Detox-Kuren nachweisen. Was bekannt ist, ist dass unser Körper ‚Gifte‘ abbaut, sofern unsere Organe gesund sind“, erläutert sie und verweist auf die Leber, die Alkohol abbaut, und auf die Nieren, die dauerhaft Blut reinigen und gemeinsam mit der Lunge den pH-Wert des Körpers steuern. „Unser Körper und sein natürlicher Stoffwechsel sind ein sehr ausgeklügeltes System. Selbst bei groben Störungen kann ein Gleichgewicht wiederhergestellt werden“, so Monika Müller. Natürlich könne es im Rahmen einer Erkrankung zu einem Funktionsverlust kommen. Wenn beispielsweise die Nieren nicht mehr funktionierten, dadurch die Blutwäsche nicht mehr stattfindet, müsse diese Funktion durch die Dialyse ersetzt werden. Auch krankhafte Veränderungen der Leber, beispielsweise Leberzirrhose, könnten dazu führen, dass Giftstoffe wie Ammoniak nicht mehr abgebaut werden, so dass Betroffene in ein hepatisches Koma fallen könnten. „Es gibt also notwendige entgiftende Verfahren in der Medizin immer dann, wenn Stoffwechselprozesse und -organe krankheitsbedingt massiv gestört sind“, hebt Müller hervor und ergänzt: „Dann sind sie überlebensnotwendig! Das hat aber nichts mit den Detox-Verfahren zu tun, die als Entschlackungskuren angeboten werden.“
„Aber meine Nachbarin hat sich zwei Wochen basisch ernährt und schwärmt davon, wie gut es ihr danach ging“, merkt Frau E an. Das könne durchaus sein, entgegnet Müller. Denn es sei belegt, dass es positive Effekte haben könne, wenn sich Menschen gezielt mit ihrem Körper, ihrem Lebensstil und ihrer Ernährung befassen. Und wenn sie dann noch ihrer Seele etwas Gutes täten, wie lange Spaziergänge oder ein Saunabesuch, könne sich das sehr positiv auf das Wohlbefinden auswirken, so Monika Müller. Bei Übergewicht Gewicht zu reduzieren, eine gesunde Ernährung mit wenig Fleisch anzustreben, auf Alkohol und Nikotin zu verzichten, Zucker zu reduzieren, seien jedoch keine Detox-Weisheiten, sondern entsprächen allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie sie auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung veröffentlicht, erklärt Müller und ergänzt: „Teure Detoxmittel bringen jedoch keinen Mehrnutzen.“ Abschließend betont die Patientenberaterin: „Wer viel abnehmen muss, sollte dies immer unter ärztlicher Aufsicht tun.“
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie www.medizin-transparent.at/detox-der-mythos-vom-entgiften/ www.apotheken-umschau.de/therapie/evidenzbasierte-medizin-wissen-was-wirkt-802789.html www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2019/05_19/EU05_2019_M276_M286_Logoneu.pdf...hier.
Schlacken: Stoffe, die im Körper eines Menschen sind, dort aber nicht hingehören.
entschlacken: Das tut ein Mensch, um Stoffe, die im Körper sind und dort nicht hingehören, loszuwerden.
Entschlackungskuren: Ein Plan wie ein Mensch sich eine bestimmte Zeit ernähren soll, um Stoffe loszuwerden, die nicht in den Körper gehören.
Detox: Detox bedeutet entgiften. Der Körper gibt durch eine Detoxkur also Stoffe ab, die ihm nicht guttun.
Detoxkuren: Pläne, die einem Menschen helfen, Gifte im Körper loszuwerden.
Leberzirrhose: Wenn Menschen zu viel Alkohol trinken, wird die Leber krank. Diese Erkrankung heißt Leberzirrhose
Basische Ernährung: Bei dieser Art der Ernährung achten die Menschen darauf, so zu essen, dass der ph-Wert im Körper stimmt. Der ph-Wert sorgt im Körper unter anderem dafür, dass das Blut den Sauerstoff gut aufnehmen und transportieren kann.
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