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Fast alle kennen dieses Phänomen: Nach einem lauten Konzert, einem Sportereignis oder nach dem Benutzen einer sehr lauten Maschine „klingeln“ die Ohren und selbst dann noch, wenn der Lärm schon längst aufgehört hat. Diese Ohrgeräusche, dieses Pfeifen oder Ohrensausen – auch Tinnitus genannt – verschwinden jedoch meist schnell wieder.
Manche Menschen hören diese Geräusche allerdings sehr lange. Manchmal halten diese sogar über Monate oder Jahre an, sagt Patientenberaterin Greta Schuler von der VdK Patienten- und Wohnberatung Baden-Württemberg in Stuttgart.
Dauerhaftes Rauschen oder Klingeln im Ohr kann für die Betroffenen zu einer großen Belastung werden. Die Folgen des Tinnitus können weitreichend sein: Johanna M. zum Beispiel verließ kaum noch ihre Wohnung, als die Geräusche nicht mehr verschwanden. Sie konnte weder ihrer Arbeit als medizinischer Bademeisterin nachkommen, noch an privaten Feiern teilnehmen oder ihre Aktivitäten im Sportverein wahrnehmen. Ihre Stimmung war auf dem Nullpunkt angekommen.
Häufige Ursachen eines Tinnitus sind Lärmschädigungen, verstopfte Ohrtrompeten bei Erkältung, zuviel Ohrenschmalz, altersbedingte Schwerhörigkeiten. Tinnitus kann zudem nach Tauchgängen oder Flugreisen auftreten. In seltenen Fällen können aber auch ein seltener Tumor des Hörnervs, verschiedene neurologische Erkrankungen, Schilddrüsenunter- oder Überfunktion, Blutarmut, Gefäßerkrankungen, eine Fehlfunktion des Kiefergelenks oder der Halswirbelsäule dahinter stecken. Außerdem können mehrere Medikamente Tinnitus verursachen. Dies sollte von den behandelnden Ärzten, dem Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder dem Hausarzt, diagnostisch abgeklärt werden, rät Schuler.
Gut zu wissen: Durch die Ohrgeräusche wird das Hörvermögen nicht schlechter. Doch zurück zu Johanna M.: Für ihre Ohrgeräusche konnte keine der oben genannten Ursachen gefunden werden. Mittlerweile halten diese schon sechs Monate an. „Nach drei Monaten sprechen Ärzte von einem chronischen Tinnitus", so Schuler. Ein Problem ist, dass ein Tinnitus unbekannter Ursache nicht leicht zu behandeln ist. Zwar werden zahlreiche Behandlungsmethoden eingesetzt – zum Beispiel Infusionen, Hörgeräte und pflanzliche Präparate, neuerdings sogar Apps. Ob sie aber tatsächlich Erleichterung verschaffen können, ist bisher umstritten.
Eine neue Leitlinie der Europäischen Union zu Tinnitus vom März 2019 stellt dazu fest: Eine Ausnahme ist die kognitive Verhaltenstherapie. Sie kann helfen, mit einem chronischen Tinnitus besser zurechtzukommen. Es ist nachgewiesen, dass sie die Lebensqualität von Menschen mit chronischem Tinnitus verbessern kann – auch wenn dieser dadurch nicht verschwindet. Das Ziel der Therapie ist, die Wahrnehmung der Geräusche so zu verändern, dass sie weniger stören. Mit einem Beispiel beschreibt Greta Schuler: „Meeresrauschen und eine stark befahrene Straße können messbar die gleiche Lautstärke haben. Verkehr wird als Lärm wahrgenommen, Meeresrauschen dagegen als Entspannung". Mit der Verhaltenstherapie lernen Betroffene, ihre Ohrgeräusche auf ähnliche Weise anders zu bewerten. So kann der Leidensdruck sinken und der Alltag deutlich erträglicher werden. Hilfreich kann es auch sein, Auslöser für Tinnitus zu meiden: Dazu gehören Stress, laute Umgebung, Schlafmangel und starke körperliche Belastung.
Die Kosten für eine kognitive Verhaltenstherapie kann die Krankenkasse übernehmen, wenn der Leidensdruck erheblich ist oder der Tinnitus zusammen mit einer Depression oder einer anderen Krankheit auftritt. Betroffene sollten sich an ihren Arzt wenden, um zu besprechen, wie eine Therapie in Anspruch genommen werden kann. Hilfreich kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe sein.
bu
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