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„Wie geht es weiter in Sachen Organspende? Kommt die sogenannte Widerspruchslösung, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn favorisiert? Oder findet der fraktionsübergreifende Alternativvorschlag die Mehrheit im Bundestag?“
Um dieses hochaktuelle Thema ging es am Muttertags-Wochenende gleich zum Auftakt der 2. VdK-Gesundheitstage in Grünsfeld. Damit hatten die beiden Macher der Veranstaltung, die Kreisvorsitzenden Kurt Weiland (Tauberbischofsheim) und Werner Seeger (Mergentheim) Gespür für ein Thema bewiesen, das die Menschen in den kommenden Monaten noch beschäftigen wird. Schließlich steht für diesen Herbst die Entscheidung des Bundestags an.
Das VdK-Mega-Event im Main-Tauber-Kreis, nach 2017 wieder gemeinsam von den beiden Kreisverbänden Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim ausgerichtet, lockte samstags und sonntags rund 8000 Besucher in die Stadthallen von Grünsfeld und Lauda, ins Feuerwehrhaus von Grünsfeld, ins Caritas-Seniorenheim, in die Kirche, zum Gottesdienst, und zu weiteren Orten drinnen und draußen. Mit dem stimmungsvollen Einzug der Fanfaren Kützbrunn ging die Großveranstaltung samstags offiziell los. Schon zuvor hatten sich die Besucher in der benachbarten Stadthalle bei 37 Ausstellern aus dem Gesundheits-, Pflege- und Reha-Sektor informieren können. Auch die Polizei war präsent und gab wichtige Präventionstipps.
Ebenso wenig durfte ein E-Bike-Parcours für Testfahrten fehlen. Beim VdK-Stand bestimmte zum einen die große Pflegeaktion „Pflege macht arm!“ des Landesverbands das Geschehen. Zum anderen konnte man dort beim großen VdK-Gewinnspiel mitmachen. Hierzu mussten die Teilneh-mer den Loszettel der Veranstaltungszeitung richtig ausfüllen und sodann auf ein wenig Losglück hoffen. Für drei Frauen und einen Mann hieß es sonntags „Auf zum Gewerbegebiet und Platz nehmen im Hubschrauber!“ Sie hatten einen der Rundflüge gewonnen.
In seiner Begrüßungsrede hatte Kreisvorsitzender Weiland das wieder äußerst vielfältige zweitägige Programm erläutert. So gab es eigens eine umfangreiche Veranstaltungszeitung, die auch die 17 Experten mit ihren Fachvorträgen von „A“ wie „Allgemeines zum Schwerbehindertenrecht“ bis „Z“ wie „Zahn- und Mundhygiene barrierefrei“ listete. Auch die Pflegeaktion samt Unterschriftenliste fand Eingang in die mehrseitige Zeitung.
In ihren Grußworten würdigten Gastredner wie der Schirmherr, Landrat Reinhard Frank, Bürgermeister (Bgm) Joachim Markert, CDU-Landtags-Fraktionschef, Professor Wolfgang Reinhart (MdL) und VdK-Landesgeschäftsführer Hans-Josef Hotz ausdrücklich das große ehrenamtliche Engagement, das diese Veranstaltung erneut möglich gemacht hatte. Professor Reinhart sprach von einem „Glücksfall“ für die Region und verwies auf rund 9000 Mitglieder, die die beiden Kreisverbände heute vorweisen können.
Bgm Markert erinnerte an das Zitat „Gesundheit ist der größte Reichtum“ und bescheinigte den VdK-Gesundheitstagen in seiner Stadt „ganz im Trend der Zeit“ zu liegen. Und Landrat Frank sagte auch mit Blick auf 16 Kliniken und 26 Pflegeeinrichtungen in der Region „Gesundheit ist für uns Menschen elementar“.
Sehr konzentriert hörten die Besucher zu, als die Stuttgarter Bundestagsabgeordnete (MdB) Karin Maag das Thema Organspende umfassend behandelte. Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erläuterte zunächst, wie eine Organspende in Deutschland abläuft. Die Voraussetzungen sind im Transplantationsgesetz von 1997 geregelt. Darin ist beispielsweise festgeschrieben, dass zwei Fachärzte, darunter ein Neurologe, den Hirntod des beispielsweise verunglückten Spenders unabhängig voneinander feststellen müssen. Ebenso ist in diesem Gesetz unter anderem geregelt, wer als Lebendspender unter Verwandten (beispielsweise Ehegatten) in Frage kommen kann.
Doch es besteht immenser und schneller Handlungsbedarf. Denn „Deutschland ist bei der Organspende Nehmerland“, hob MdB Maag gleich mehrfach mit Blick auf fehlende Organspende-Ausweise hervor. Den zuletzt (Zahlen von 2017) nur 797 gespendeten Organen standen mehr als 10 000 schwerkranke Menschen auf der Warteliste gegenüber. Wenngleich, so Karin Maag, 84 Prozent der Bundesbürger einer Organspende grundsätzlich positiv gegenüberstünden, vollzögen doch nur 36 Prozent den Schritt zum Organspende-Ausweis. Dennoch brachte die CDU-Gesundheitsexpertin ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die aktuelle Diskussion die Bevölkerung sensibilisieren und die Spendenbereitschaft auch erhöhen werde.
MdB Maag erläuterte sodann ausführlich die beiden unterschiedlichen Gesetzentwürfe, die sich des Problems annehmen und die noch in diesem Herbst zur Entscheidung im Bundestag anstehen werden. Dabei gehört Karin Maag (CDU) selbst zur Gruppe der Bundestagsabgeordneten, die kürzlich einen fraktionsübergreifenden Gesetzentwurf als Gegenposition zur sogenannten Widerspruchslösung von Minister Spahn (CDU) und einigen MdBs, wie Professor Karl Lauterbach (SPD) vorgelegt hat. Maags Mitstreiter sind beispielsweise die Ulmer SPD-Gesundheits- und Sozialexpertin Hilde Mattheis (MdB) und weitere Abgeordnete wie Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Katja Kipping (Die Linke) und Otto Fricke (FDP). Diese Abgeordneten sprechen sich gegen einen Automatismus aus, wonach ein fehlender Widerspruch schon zur Organentnahme beim Hirntoten soll führen dürfen.
Denn die Organspende müsse grundsätzlich eine bewusste und freiwillige Entscheidung des betroffenen Menschen sein, stellte Karin Maag klar. Der Staat könne die Bürger anlässlich des Besuchs von Ausweisstellen auf die Organspende-Thematik hinweisen und so eine bewusste Entscheidung für oder gegen die Organspende anregen, wobei den Hausärzten hier eine Beratungsfunktion zukommen sollte, hob Maag hervor. Und es solle ein bundesweites Online-Register zum Registrieren der freiwillig erteilten Zustimmung oder Ablehnung geben. Demgegenüber sieht die Widerspruchslösung der Abgeordnetengruppe um Minister Spahn vor, dass der Mensch nach seinem Hirntod grundsätzlich als Organspender zur Verfügung stehen soll, wenn er nicht zeitlebens seinen ausdrücklichen Widerspruch erklärt hat. Dazu solle jeder erwachsene Bürger mindestens dreimal in seinem Leben vom Staat angeschrieben werden, informierte MdB Maag in Grünsfeld auch über diese Position der anderen Seite.
Nicht weniger ernst ging es im Saal weiter mit dem ausführlichen und reich bebilderten Lebensbericht von Paralympics-Siegerin Esther Weber. Die Florett- und Degenfechterin, die seit einem schweren Autounfall als 15-Jährige auf den Rollstuhl angewiesen ist, war einst für Tauberbischofsheim, dem Mekka des Fechtsports, gestartet. Weber gab dabei auch einen Einblick in die Feinheiten ihrer Sportart und leitete so wunderbar zur Fechtdemonstration von Heiko Strauß vom FC Tauberbischofsheim und Jörg Dinkelacker von der TSG Reutlingen über, die sie auch moderierte.
Britta Bühler
Britta Bühler
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