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Sozialverband VdK begrüßt Pflegeberufsgesetz – Mitgliederaufschwung –aktiver VdK-Einsatz im Wahlkampf 2017
Ein besonderes Highlight gab es auf der ersten Sitzung des VdK-Landesverbandsvorstands in 2017:
Der Ende Januar 2017 berufene Landes-Demografiebeauftragte Thaddäus Kunzmann (CDU) machte einen Antrittsbesuch beim Sozialverband VdK Baden-Württemberg. Auf dem Vorstandstreffen in Rauenberg stellte VdK-Landeschef Roland Sing klar, dass der VdK Baden-Württemberg die Schaffung dieses neuen und unabhängigen Amts sehr begrüßt. Zugleich erinnerte er an die Verbandsforderung nach einem regierungsunabhängigen Landes-Patienten- und Pflegebeauftragten. Die derzeit schon fast 330 000 Pflegebedürftigen im Südwesten und die unzähligen Patienten und chronisch Kranken bräuchten einen unabhängigen Ansprechpartner und Fürsprecher auch in Baden-Württemberg. Außerdem verlangte Sing im Winzerhof, vor 35 Landesvorstandsmitgliedern, die Umsetzung der Empfehlungen der Enquetekommission „Pflege“. „Jede weitere Verzögerung erschwert die Umsetzung, da die Daten ihre Aktualität verlieren“, hob der Vizepräsident des VdK Deutschland hervor. Den neuen Demografiebeauftragten Kunzmann forderte er in diesem Zusammenhang auf, die von der Landesregierung schon länger versprochene Prioritätenliste zur Umsetzung dieser Empfehlungen bei der Landesregierung anzumahnen.
„Wieso dauert das solange, bis man reagiert?“, startete Thaddäus Kunzmann (53) seine Vorstellungsrede und schilderte seine erste Begegnung mit dem Begriff „Demografie“ damals im Erdkundeunterricht in den 1970er-Jahren. Die Veränderung der Bevölkerungspyramide, die starke Zunahme der Personengruppe der Menschen im Alter 60 plus oder auch der zunehmende Pflegebedarf seien schon lange bekannt. Den Höhepunkt des demografischen Wandels sieht Kunzmann in 15 bis 20 Jahren und für 2030 prognostizierte er einen Mehrbedarf an Pflegeplätzen von rund 50 000. Großen Handlungsbedarf gebe es insbesondere, wenn sein Jahrgang 1964, in Deutschland der geburtenstärkste Jahrgang, ab den 2040er-Jahren in die sogenannte vierte Lebensphase komme und verstärkt pflegebedürftig werde. Im Winzerhof stellte Thaddäus Kunzmann klar, dass der Demografiebeauftragte eine perspektivische Sicht haben müsse, denn man könne nicht erst im Jahr 2035 reagieren. Daher betonte er: „Ich will Mahner und Erinnerer sein“.
Zwei zentrale Herausforderungen sieht der neue Landes-Demografiebeauftragte auf die Städte und Gemeinden zukommen: „Wie gestaltet sich die Kommune für die älterwerdende Bevölkerung? und Wie erhält man sich einen guten Bevölkerungsmix?“ In diesem Zusammenhang erinnerte Kunzmann auch an die vielen vor rund 40 Jahren gebauten nicht barrierefreien Wohnungen und Häuser. Im barrierefreien Bauen sieht er einen wichtigen Focus und plädierte hier für mehr Fördermittel. Schließlich sei barrierefreies Wohnen gerade für Ältere und für Pflegebedürftige immens wichtig, um – wie ganz überwiegend von den Menschen gewünscht – auch im Alter in den eigenen vier Wänden und in vertrauter Umgebung wohnen bleiben zu können. Zugleich kritisierte Thaddäus Kunzmann die Tendenz zu immer mehr Innenverdichtung in Städten und Gemeinden. Er warnte davor, alle kleinen Plätze und Grünflächen in den Orten mit neuen, wenngleich barrierefreien, Gebäuden zuzubauen: „Denn die Menschen haben ein Bedürfnis nach Freiraum, nach Natur und nach Kommunikation“. Probleme sieht Kunzmann zudem im Rückzug der Daseinsvorsorge aus der Fläche und zukünftig auch aus den Städten mit der Folge, dass mehr stationäre Pflege für viele alte und hochbetagte Menschen notwendig werde. Zum Themenkomplex Mobilität äußerte sich Thaddäus Kunzmann ebenfalls. Seiner Meinung nach wird das Auto auch für Ältere das „Verkehrsmittel Nummer eins“ bleiben, da die älteren Menschen auch in Zukunft vielfach Autofahren müssten, um Leben und Alltag zu bestreiten. Er sieht im barrierefreien ÖPNV, ebenso in E-Bikes sinnvolle Ergänzungen.
Vor den VdK-Vorstandsmitgliedern wies Kunzmann zugleich darauf hin, dass es zu den verschiedenen Handlungsfeldern bereits eine große Menge an diversen Förderprogrammen gebe, wobei „vieles aus der Hüfte geschossen“ sei. Hier formulierte der neue Demografiebeauftragte die Bitte nach mehr Koordination, mehr Kooperation und mehr Netzwerkarbeit. „Und dafür will ich den roten Faden entwickeln.“ VdK-Landeschef Sing pflichtete Kunzmann bei und erinnerte an die VdK-Forderung nach einem übergreifenden Amt des Landes-Demografiebeauftragten über alle Ressorts hinweg. Hier gehe es, so Roland Sing, immer auch um eine gesamtgesellschaftliche Sichtweise.
Positiv äußerten sich Sing und die weiteren VdK-Vorstandsmitglieder in Rauenberg auch zur Einigung der Großen Koalition auf eine Reform der Pflegeberufsausbildung. Im vorgesehenen Pflegeberufsgesetz, das ab 2019 gelten soll, gebe es gute Ansätze wie die geplante Schulgeldabschaffung, die vorgesehene Ausbildungsvergütung und die Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung sowie zu einem späteren pflegewissenschaftlichen Studium. Grundsätzlich positiv sieht VdK-Vizepräsident Roland Sing auch die vorgesehene zweijährige generalistische Pflegeausbildung mit anschließender Entscheidungsmöglichkeit für die Auszubildenden entweder für den klassischen Abschluss oder für die Vertiefung in den Bereichen Alten- oder Kinderkrankenpflege samt speziellem Abschluss. „Diese Maßnahmen können die Pflegeberufe attraktiver machen – immens wichtig angesichts des demografischen Wandels und zukünftig mehr pflegebedürftigen Menschen.“ Denn es gelte, so Sing, die Pflegeberufe in Gesellschaft und Arbeitswelt aufwerten, um dauerhaft gute Pflege in Deutschland zu bekommen. Der Sozialverband VdK hält attraktivere Pflegeberufe mit besserer gesellschaftlicher Anerkennung, leistungsorientierter Bezahlung, mehr Durchlässigkeit sowie mehr Qualifizierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für unverzichtbar, um dem drohenden Pflegenotstand in Bund und Land zu begegnen.
Mit Freude reagierten die Landesvorstandsmitglieder auf die in Bund und Land gestiegenen Mitgliederzahlen: Über 1,8 Millionen Menschen gehören jetzt deutschlandweit zum Sozialverband VdK, in Baden-Württemberg sind es zurzeit 220 969 (Stand: 26. April 2017). „Die steigenden Mitgliederzahlen sind eine politisch relevante Größe“, betonte der VdK-Vizepräsident Sing. Als größter Sozialverband im Südwesten und in der Bundesrepublik will sich der VdK denn auch mit seinen fünf sozialpolitischen Kernthemen Rente, Armut, Pflege, Gesundheit und Behinderung aktiv in den Bundestagswahlkampf 2017 einschalten.
Für die kommenden Wochen und Monate sind etliche Veranstaltungen auf VdK-Orts- und Kreisebene und insbesondere vier überregionale Großveranstaltungen im September in Wiesloch (5. September), Reutlingen (7. September), Offenburg (8. September) und in Stuttgart (11. September 2017) vorgesehen. Im Winzerhof Rauenberg stellte Landeschef Roland Sing gestern schon mal klar: „Wir haben ganz konkrete sozialpolitische Forderungen, aber wir machen uns auch Gedanken über die Finanzierung“. Der Vizepräsident des VdK Deutschland sprach in diesem Zusammenhang erneut die vom Sozialverband VdK seit Langem kritisierten versicherungsfremden Leistungen bei Rente und gesetzlicher Krankenversicherung an. Beispielsweise seien die Mütterrente und die Ost-West-Rentenangleichung gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die aus Steuermitteln finanziert werden müssten, so Sing abschließend.
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