26. Juni 2019
    EINFACHE SPRACHE

    Absenkbare Küchenteile und Panikschalter

    VdK- Muster-Apartment auf Bundesgartenschau in Heilbronn bis Oktober zu besichtigen

    Sebastian Benda erklärt die Bedienung des Herds.
    Sebastian Benda erklärt die Bedienung des Herds. | © VdK

    Sebastian Benda ist VdK-Ehrenamtler und auf der Bundesgartenschau (BUGA) Heilbronn. Er stellt Neuheiten im Bereich Barrierefreiheit vor:
    Er dreht einen Schalter an der Armatur des Herds. Ein leicht surrender Ton ist zu hören. Der Küchenhängeschrank senkt sich herab.

    „Das ist ja toll, da kann ich das Geschirr genau auf meiner Höhe reinstellen und herausnehmen. Ich muss mich nicht aus dem Rollstuhl mühevoll hochziehen“, sagt Paul Neuhaus. Auch die absenkbare Kochplatte begeistert Neuhaus bei der Besichtigung des Muster-Apartments des VdK-Kreisverbands Heilbronn.
    Neuhaus fährt Rollstuhl, da er an Kinderlähmung erkrankt ist. Beine und Bauchmuskulatur sind bei ihm gelähmt. „ Wer an Kinderlähmung erkrankt ist, der bekommt nach 40 bis 50 Jahren nochmals einen Einbruch. Da ist es wichtig, sich zeitig erneut über barrierefreie Möglichkeiten zu informieren. Damit man selbstbestimmt wohnen kann. Paul Neuhaus ist nicht nur als Privatmann hier. Er ist auch im Vorstand des Bundesverbands Poliomyelitis Selbsthilfe und schaut sich für seine Mitglieder um.
    Erklärung: Poliomyelitis ist der lateinische Fachbegriff für Kinderlähmung.

    „Grundsätzlich ist es besser, direkt in einen Neubau umzuziehen, als umzubauen. Aber natürlich ist das eine Entscheidung, die Menschen schwerfällt. Gerade im Alter beobachte ich bei unseren Mitgliedern, dass sie immer weniger entscheidungs∙freudig sind. Die meisten denken, wenn es kommt dann mach ich es.
    Wenn es dann aber da ist, haben die Leute oft kein Geld, keine Zeit und keine Kraft mehr“, sagt Neuhaus.
    So sieht es auch Kreisvorsitzender Frank Stroh: „Uns ging es darum, dass wir Dinge zeigen, die man nachträglich einbauen kann. Was kann ich ohne großen Aufwand nachrüsten“. So finden sich im Apartment beispielsweise Bodenbeleuchtung wie im Flugzeug. Auch ein Panikschalter, den man bequem vom Bett aus bedienen kann. Mit einem Klick erleuchtet er das ganze Apartment. Oder ein Hitzealarm über der Herdplatte schlägt bei Dampf Alarm.

    Kooperations∙partner

    „Die Idee wurde 2015 geboren, als wir zum Thema Wohnen im Alter eine Veranstaltung gemacht hatten. Es war eine gemeinsame Veranstaltung mit der Kreishandwerks∙kammer Heilbronn-Franken.“ Stroh führte mit mehreren Investoren Gespräche, denn der Sozialverband VdK wollte nicht ein Apartment kaufen. Er wollte nur eins mieten.
    Erklärung: Investoren sind Personen, die Geld zur Verfügung stellen für bestimmte Dinge. Zum Beispiel, für die Entwicklung von Produkten.

    Am Ende konnte sich der VdK mit der Firma Paulus Wohnbau einigen. Diese hat mit anderen Investoren auf dem Gelände der Bundesgartenschau ein neues Wohn- und Gewerbe∙quartier erstellt. Es wird nach der BUGA weiter ausgebaut.
    Für die Innenausstattung hat Frank Stroh gute Kooperations∙partner an Land gezogen: Die Firma Hoffmeister stellt die Möbel zur Verfügung. So zum Beispiel, das höhenverstellbare Bett. Von der Firma Verosana kommen die ausgestellten Hilfsmittel wie der Notrufknopf. Und die Kreis∙handwerkerschaft Heilbronn-Öhringen hat Lichtleisten und auch Hilfsmittel montiert.
    „Unsere Kooperations∙partner sind schon sehr großzügig, das muss man schon sagen. Auch der BUGA-Inklusions∙beauftragte Karl Reinwald hat uns bei dem Projekt sehr unterstützt“, freut sich Kreischef Stroh.
    Im ersten Monat besuchten rund 80 Besucher täglich das Muster-Apartment. An Feiertagen und Wochenenden kommen sogar über 100 Interessierte in das Apartment (Nr. 79 im BUGA-Geländeplan). Es hat von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
    Dort informieren 45 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Kreisverband Heilbronn über mehr als sechs Monate hinweg.
    „Man merkt auch den Stolz der Ehrenamtlichen, dass wir vom Kreisverband auf der BUGA sind, sagt Stroh lächelnd.

    Zu diesen Ehrenamtlichen gehören auch Karin und Sebastian Benda. Beide sind im Vorstand des VdK Gundelsheim. Das Ehepaar hat auch schon zu Hause Umbauten vorgenommen. Dieses Thema ist für sie also ein Heimspiel. Sebastian Benda zeigt einem Besucher gerade den Kühlschrank. „Besonders gefällt mir, wie der Kühlschrank hier angeordnet ist. Sehen Sie, ideal für mich als Rollstuhlfahrer. Ich öffne die Tür und gleich nebendran ist die Ablageplatte für die herausgeholten Sachen“, sagt der Besucher.
    Karin Benda stellt fest, dass die unterschiedlichsten Menschen kommen.
    „Manche schauen für ihre Eltern oder ältere Angehörige. Oder sie wollen sich vorab informieren. Andere sind schön älter und für sie wird das Thema jetzt aktuell.“
    Der Umbau zu einer altersgerechten Wohnung mit alltags∙unterstützenden Assistenzlösungen (AAL) ist grundsätzlich sehr individuell. Ein Zuschuss über die Pflegekassen ist möglich, wenn ein Pflegegrad festgestellt ist.
    Eine Finanzierung über KfW-Kredite kann auch in Frage kommen. Diese Kredite sind günstiger als herkömmliche. Einzelheiten können Interessierte nach der BUGA bei der VdK- Wohnberatung erfahren.

    Besuchen Sie uns

    Das VdK-Apartment finden Sie unter der Nr. 79 auf dem BUGA-Geländeplan. Es hat von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Unsere 45 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten Sie vor Ort gerne.

    Karin und Sebastian Benda mit dem Kreisvorsitzenden Frank Stroh.
    Karin und Sebastian Benda mit dem Kreisvorsitzenden Frank Stroh. „Uns ging es darum, dass wir Dinge zeigen, die man nachträglich einbauen kann. Was kann ich ohne großen Aufwand nachrüsten“ | © VdK

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