1. Oktober 2022
    EINFACHE SPRACHE

    Was passiert, wenn jemand dement ist und ins Krankenhaus muss?

    Da die Menschen immer älter werden, gibt es auch immer mehr ältere Menschen im Krankenhaus.
    Nach einer Operation kommt es oft vor, dass diese Menschen kognitive Einschränkungen haben. Es gibt aber auch immer mehr ältere Menschen, die schon Demenz haben, wenn sie ins Krankenhaus kommen. Diese Patienten brauchen eine besondere Behandlung. Damit können aber viele Krankenhäuser in Deutschland nicht umgehen. Deshalb ist es besonders wichtig, den Aufenthalt im Krankenhaus gut vorzubereiten. Dabei können Informationsbögen und Checklisten helfen. Darin stehen für das Personal im Krankenhaus wichtige Informationen, wie sie am besten mit dem Patienten umgehen.

    Älterer Herr im Krankenhaus mit Pfleger
    Demenzerkrankte Menschen sind in ungewohnten Umgebungen besonders schnell überfordert. | © Kzenon

    Mathilda H. kommt in die VdK-Patientenberatungsstelle in Stuttgart. Sie erzählt: „Meine Mutter ist 86 Jahre alt und ist in ihrer Wohnung gestürzt. Dabei hat sie sich das Bein kompliziert gebrochen“. Deshalb kam sie als Notfall ins Krankenhaus. Jetzt müssen die Ärzte viele Untersuchungen machen. Sie müssen die Mutter von Mathilda H. operieren. Mathilda H. macht sich Sorgen um ihre Mutter. Denn sie weiß, so eine Situation ist unbekannt für ihre Mutter. Dann kann es passieren, dass sie nicht mehr weiß, wo sie ist und sich nicht mehr zurechtfindet.

    Frau Greta Schuler, die VdK-Patientenberaterin meint dazu: „Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist eine besondere Situation. Viele Menschen haben in so einer Situation Angst, sind unsicher und besorgt. Kognitiv eingeschränkte oder demente Menschen finden sich wegen ihrer Krankheit im Krankenhaus kaum zurecht. Außerdem haben sie deshalb auch Schwierigkeiten, sich an die Regeln im Krankenhaus zu halten. Oft wissen demente Menschen gar nicht, dass sie im Krankenhaus sind. Sie können sich zum Beispiel nicht mehr erinnern, warum sie ins Krankenhaus gekommen sind. Deshalb wissen sie auch nicht, was das Pflegepersonal und die Ärzte mit ihnen machen. Dadurch dauert ein Aufenthalt im Krankenhaus oft auch länger als bei Patienten ohne Demenz. Denn demente Patienten können bei der Behandlung nicht mithelfen, damit sie schneller gesund werden. Aber ihre Angehörigen können mithelfen. Wie das geht bespricht Frau Schuler mit Mathilda H.

    Hilfreiche Informationen

    Mathilda H. kann dem Krankenhaus zum Beispiel Informationen geben, die für den Umgang mit ihrer Mutter wichtig sind. Aber sie kann dem Krankenhaus auch anbieten, selbst zu helfen. Bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft gibt es einen Informationsbogen. Diesen Bogen können Angehörige ausfüllen und auf der Station abgeben. Frau H. kann in den Bogen alle wichtigen Informationen zu ihrer Mutter eintragen. Zum Beispiel:

    • Den Namen und die Adresse ihrer Mutter
    • Ansprechpartner, die für den Umgang mit der Mutter wichtig sind
    • wichtige Angehörige
    • rechtliche Betreuer
    • ob es eine Patientenverfügung gibt
    • ob es eine Vorsorgevollmacht gibt

    Aber auch wann die Station Frau H. anrufen soll zum Beispiel, wenn:

    • die Mutter unruhig ist
    • das Personal Schwierigkeiten hat, mit ihr umzugehen
    • etwas gemacht werden muss, um die Mutter zu pflegen oder zu schützen
    • Wenn es Schwierigkeiten gibt, Medikamente zu nehmen
    • Wenn es Schwierigkeiten beim Essen gibt

    Frau H. kann aber auch andere wichtige Dinge eintragen, die für ihre Mutter wichtig sind. Zum Beispiel:

    • ihre Muttersprache
    • ihren Dialekt

    ihre Religion

    • Informationen zum Sehen, Hören und Sprechen
    • Aber auch Gewohnheiten der Mutter, damit das Personal sie besser versorgen kann.

    Persönliche Rituale

    Mathilda H. erzählt, dass ihre Mutter morgens immer erst eine Tasse Tee trinkt und dann ein Brötchen mit Marmelade isst. Aber nie umgekehrt! So etwas kann Frau H. zum Beispiel auch in den Informationsbogen schreiben. Aber sie kann auch andere Rituale in den Bogen schreiben. Zum Beispiel:

    • So geht das Personal am besten mit Nähe oder Abstand zur Mutter um.
    • Diese Angewohnheiten hat die Mutter beim Ruhen oder Schlafen.
    • Darauf soll das Personal bei der Körperpflege achten.
    • Diese Sachen zieht die Mutter am liebsten an.

    Aber auch Themen wie:

    • Wünsche und Vorlieben
    • Ängste und Abneigungen
    • Situationen, die dazu führen, dass die Mutter wegläuft. Wenn es solche gibt.

    Auf dem Bogen gibt es auch einen Bereich für das Thema Essen und Trinken. Denn daheim mit dem eigenen Geschirr und Wasserkocher, ist es ganz einfach das Essen zu machen. Aber im Krankenhaus bekommt die Mutter ein Tablett, auf dem das Essen steht. Das Essen ist dort mit einem Deckel abgedeckt. Oft ist das Essen auch eingepackt. Dadurch sieht es anders und fremd aus. Frau Schuler erklärt, dass die dementen Menschen deshalb das Essen oft nicht erkennen. Aber dafür gibt es eine Lösung: Mathilda H. oder die Enkel kommen zum Abendessen in die Klinik. So können sie der alten Dame beim Essen helfen und sie auch ins Bett bringen. Es ist wichtig, dass vertraute Personen die dementen Menschen berühren. Der Geruch der eigenen Seife oder Lieblingscreme kann Menschen mit Demenz sogar beruhigen. Frau Schuler schlägt Frau H. vor, ein Bild von der Familie so aufzustellen, dass ihre Mutter es gut sehen kann. So hat sie beim Aufwachen etwas in ihrer Nähe, was sie kennt.

    Demenzbeauftragte

    Greta Schuler schaut nach: In dem Krankenhaus, in dem die Mutter von Frau H. liegt, gibt es eine Demenzbeauftragte. Außerdem gibt es ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Diese Helfer können mit der Mutter zu Untersuchungen und zu Arztgesprächen gehen. So ist es möglich, dass jemand bei der Mutter sein kann, damit:

    • ihr die Wartezeit nicht so lange vorkommt
    • sie sich sicher fühlt
    • jemand die Hand hält, wenn die Mutter Angst hat
    • jemand da ist, um Fragen zu beantworten

    Die VdK-Patientenberaterin rät allen Angehörigen von dementen Menschen, sich einen Informationsbogen zu besorgen. Diesen sollten sie in aller Ruhe ausfüllen, bevor ein Notfall passiert. Am besten machen Sie das zusammen mit den dementen Menschen. Diesen Bogen bewahren Sie zusammen mit der Patientenverfügung, der Vorsorgevollmacht und der aktuellen Medikamentenliste auf. Und zwar so, dass Sie die Unterlagen auch schnell finden. Sie können den Informationsbogen auch zu jedem Arzt- oder Krankenhausbesuch mitnehmen. Außerdem gibt Greta Schuler den Rat, nach einem Krankenhaus in der Nähe zu suchen, das mit dementen Patienten umgehen kann. Denn falls der Aufenthalt im Krankenhaus kein Notfall ist, kann Frau H. mit ihrer Mutter in dieses Krankenhaus gehen. Dieses Krankenhaus hat seine Mitarbeiter geschult mit dementen Menschen umzugehen und in der richtigen Art und Weise mit ihnen zu sprechen. Außerdem sind die Mitarbeiter es gewohnt, mit vielen Ärzten aus unterschiedlichen medizinischen Bereichen zusammenzuarbeiten.

    VdK-Tipp: Weitere Informationen

    • Es gibt ein Heft von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. mit dem Titel: „Patienten mit einer Demenz im Krankenhaus“. Dies können Sie im Internet hier herunterladen.
    • Den Informationsbogen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. finden Sie hier.
    • Außerdem gibt es einen „Wegweiser Demenz“, vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Diesen können Sie hier herunterladen.
    • Das Infoportal Demenz Baden-Württemberg finden Sie hier.

    Demenz:
    Demenz ist eine Krankheit, die meistens alte Menschen bekommen. Am Anfang der Krankheit können sich die Menschen Dinge schlechter merken. Das betrifft vor allem Dinge, die gerade erst passiert sind. Zum Beispiel, wo sie einen Schlüssel hingelegt haben. Später vergessen sie auch Dinge, die schon länger her sind, zum Beispiel wo sie in der Schule waren. Außerdem verlernen die Menschen über die Jahre Dinge, die für sie im Alltag wichtig sind. Sie kommen im Leben nicht mehr allein zurecht.

    dement:
    Dement nennen die Ärzte jemanden, der Demenz hat.

    Kognitive Einschränkungen:
    Menschen können kognitiven Einschränkungen nur für eine kurze Zeit haben oder aber für den Rest ihres Lebens. Dabei haben sie häufig folgende Probleme:

    • Sie vergessen immer mehr.
    • Sie können nicht mehr so gut zuhören.
    • Sie können sich schlechter konzentrieren.
    • Sie haben Schwierigkeiten beim Sprechen.
    • Sie wissen nicht mehr, wo sie sind oder wie sie an einen bestimmten Ort kommen.
    • Sie verlieren das Gedächtnis.

    Ritual:
    Dinge oder Handlungen, die Menschen immer wieder tun. Zum Beispiel auf eine bestimmte Art und Weise oder zu einer bestimmten Zeit. Ein Gottesdienst ist so ein Ritual, weil er immer wieder zu einer bestimmten Zeit (meistens sonntags) in einer bestimmten Art und Weise abläuft.

    Demenzbeauftragte:
    Eine Person, die sich besonders um Menschen mit Demenz kümmert.

    Patientenverfügung:
    In diesem Dokument schreiben Sie auf, was mit Ihnen passieren soll, wenn Sie so schwer krank sind, dass Sie nicht mehr sprechen können. Dieses Dokument ist zum Beispiel wichtig für Ärzte, Pflegepersonal, Krankenhäuser und Pflegeheime.

    Vorsorgevollmacht:
    In diesem Dokument schreiben Sie auf, wer für Sie in einer Notfallsituation bestimmte Aufgaben erledigen soll. Das heißt, diese Person entscheidet dann für Sie.

    bü / Übersetzung: Anja Lützen

    Schlagworte Demenz | Alzheimer

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